Binary Domain (Xbox 360)

Es gibt Videospiele, die bestechen nicht durch eine knallharte Optik, einen großen Namen, absout geniales Gameplay, knuddelige Charaktere oder eine superspannende Geschichte. Gelegentlich kommt es auch mal vor, dass ein Spiel eigentlich ziemlich nüchtern betrachtet insgesamt auf keinem der genannten Sektoren wirklich ganz weit vorne mitspielt, trotzdem aber seinen Reiz hat. BINARY DOMAIN fällt genau in diese Sparte. Das Spiel ist in keinem Bereich wirklich so gut, dass es bei den aktuellen Toptiteln mitmischen könnte, dafür hat es aber auch keinen wirklichen Schwachpunkt, der es ins Abseits schießt. Wenn man dann noch die teilweise mögliche Sprachsteuerung mit einbezieht, gibt es sogar zusätzliche Gründe, die eher für das Spiel sprechen.

Wir schreiben das Jahr 2080. Die Vision „Terminator“ ist leider in gewisser Weise wahr geworden, denn menschenähnliche Roboter verrichten schon seit langer Zeit die Arbeiten, die die Menschen nicht mehr tätigen wollen. Dass es inzwischen aber auch Cyborgs gibt, die den Menschen nicht nur täuschend echt nachempfunden sind und sich rein optisch nicht mehr von ihnen unterscheiden, sondern denen ihr Dasein als künstliche Intelligenz nicht einmal bewusst ist, das war so nicht geplant. Die Maschinen haben die Menschheit schon in vielen Bereichen unterminiert. Ob man nun Mensch oder Maschine ist, kann man eigentlich nur feststellen, wenn man gezielt unter die Haut schaut oder schauen lässt: Metallskelett? Scheint so, als ob der Gegenüber dann vielleicht doch nicht menschlichen Ursprungs ist, oder?
Die international tätige Gruppe R.U.S.T. ist dafür zuständig, den Ursprung der menschlichen Roboter zu finden und aufzudecken, warum sich jemand gegen das international anerkannte Recht auflehnt und trotz Verbots solche Maschinen herstellt. Denn es dürfte unzweifelhaft klar sein, dass man damit keinen guten Zweck verfolgt. Dan Marshall (so lautet der Name eurer Spielfigur) zieht mit einem ganzen Team also los, um die Spur aufzunehmen.
BINARY DOMAIN spielt sich wie ein gewisser 3rd-Person-Shooter, der gerade mit seinem dritten Teil in Deutschland debütiert hat. Ihr bekommt es größtenteils mit Blechkameraden zu tun, die ein unglaubliches Immunsystem gegen Kugeln haben. In der Regel ist es definitiv sinnvoller und Munitions-sparender, wenn ihr ihnen gezielt den Kopf von den Schultern haut, anstatt Kiloweise Blei in sie zu pumpen. Im Zweifelsfall erst einmal die Beine wegschießen und dann den Kopf ins Visier nehmen. Durch bionische Updates könnt ihr eure Fertigkeiten verbessern oder an den Terminals Waffenupgrades kaufen. Das nötige Kleingeld erhaltet ihr für erfolgreiche Abschüsse. Da ihr nie alleine seid und zu Beginn der Mission zunächst euer Team zusammenstellt, bekommt BINARY DOMAIN fast schon so etwas wie ein kleines Rollenspielelement. Besonders gelungen (und meistens sogar funktionierend) ist die Sprachsteuerung, mit der ihr in den Zwischensequenzen aus einer ausgewählten Anzahl von Stichworten mit euren Kameraden in den Dialog treten könnt. Im Feuergefecht selbst erteilt ihr hierüber Befehle. Je positiver euer Einfluss auf die anderen Figuren durch vorherige Konversation ist oder war, desto einfacher wird es, sie zum Gehorsam zu bringen. Solche Charaktere, die ihr permanent beschimpft, sind ganz schnell dabei, gegen euer Kommando zu meutern und auf eigene Faust zu agieren.
Grafisch ist BINARY DOMAIN recht ansehnlich, ab und an verliert man aber gerade in den Feuergefechten, die stellenweise gegen übergroße Endbosse zu bestreiten sind, ein wenig die Übersicht, da die Kamera ab und an eigene Vorstellungen vom perfekten Winkel hat. Die Synchronisation ist insgesamt eher zweckmäßig und wenig emotional geladen, die restlichen Soundeffekte sind dafür in Ordnung. Im Kampf wiederholen sich die Kommentare leider schon nach recht kurzer Zeit.

Im Multiplayer wartet eine Reihe von üblichen Verdächtigen auf euch. Deathmatches, Capture The Flag-Matches, Invasions-Matches, alles schon irgendwann mal da gewesen, und ehrlich gesagt zumeist auch schon besser, denn hier verliert BINARY DOMAIN seinen Headset-Bonus und zeigt sich als ansonsten zwar durchaus ansehnlicher, aber eben nicht sonderlich extravaganter 3rd-Person-Shooter.
Wer das Videospiel zu „Terminator“ kennt, weiß, dass dort das Science Fiction-Setting leider verbockt wurde. BINARY DOMAIN ist der deutlich bessere Videospiel-Ableger, der obendrein auch noch im Bereich der Hintergrundstory fast so etwas wie eine moralische Botschaft mit sich bringt. Also gebt dem Titel eine ehrliche Chance, auch wenn weder Call Of Duty noch Battlefield drauf steht.