Activisions neuster Teil aus der CALL OF DUTY – Reihe stellt klar, wo der Hammer hängt. Mit Abstand kann sich WORLD AT WAR an die Spitze der Kriegs-Szenario-Shooter stellen, hoch erhobenen Hauptes wird in Sachen Grafik und Sound geprotzt, und die Dramaturgie der Geschichte ist hautnahe spürbar. Aber wie so oft wirft großes Licht auch große Schatten.
Nehmen wir die Hauptkritik also gleich vorab, dann haben wir es hinter uns: das Szenario Zweiter Weltkrieg ist ausgelutscht. Es gibt kaum noch eine Mission, die in irgendeiner Form neue Elemente enthält, vielmehr werden einige Sequenzen aus früheren CALL Of DUTY-Teilen sogar nahezu 1:1 kopiert. Natürlich kann man die Geschichte auch nicht neu erfinden, und die Macher geben sich alle Mühe, neue Blickwinkel zu bieten.
So startet das Spiel auch unvermittelt auf dem Makin-Atoll. Wir sind Kriegsgefangener der Japaner, im Bildhintergrund wird ein weiterer Gefangener gefoltert und letztendlich getötet, und das gleiche Schicksal blüht auch uns. Aber buchstäblich in letzter Sekunde greifen alliierte Truppen ein und befreien uns. Jetzt gilt es, aus dem Gefängnislager zu entkommen und schnellstmöglich mit Booten die Flucht von der Insel anzutreten.
Es ist schon fast unheimlich, wie intensiv ein Spielerlebnis werden kann, wenn die Grafik und der Sound so dermaßen überzeugend sind. Activision haben sich vorgenommen, den Krieg möglichst schonungslos darzustellen und zu zeigen, wie die Kampfhandlungen sich für die Soldaten tatsächlich angefühlt haben müssen. Schon die Folterszene gleich zu Beginn setzt hier einen Maßstab an, der schon nichts mehr für zarte Gemüter sein dürfte. Zunächst kämpfen wir auf Seiten der US-Truppen gegen die Japaner, später dann geht es als russischer Soldat gegen die Deutschen. Auch hier ist die Anfangssequenz gleich etwas, das verstören und verängstigen soll.
Leider bleiben die Charaktere des Spiels etwas farblos, aber vielleicht ist es auch gerade das, was die Identifikation mit dem Alter Ego so einfach macht. Man muss sich nicht in eine Hintergrundgeschichte hereinzudenken versuchen, sondern kann gänzlich hintergrundlos einfach nur das grausame Geschehen und die harte (virtuelle) Realität des Krieges auf sich wirken lassen.
Der Umgang mit den aus vielen Zweiter-Weltkrieg-Spielen bekannten Waffen erweist sich von der ersten Sekunde an als intuitiv erlernbar, was im Übrigen auch für die restliche Steuerung gilt. Neue Funktionen werden bei Bedarf direkt auf dem Bildschirm als Hinweise eingeblendet (z.B., wie man Raketenbeschuss auf befestigte Stellungen anfordert oder mit welcher Taste man Handgranaten an den Versender zurückschickt).
Recht fair erweisen sich die Wiedereinstigespunkte, sollte man leider als Gravur auf einem Kriegerdenkmal enden. Anstelle von zigfachen Speichermöglichkeiten wird hier automatisch in regelmäßigen Abständen der erreichte Erfolg gesichert. So kann man sich ganz auf die Konsole verlassen.
Kann man das wirklich? Im Koop-Modus mussten wir hier leider andere Erfahrungen machen. Nach mehreren Stunden spielen wurden die Augen doch langsam müde, beim nächsten Treffen dann das blanke Entsetzen: alle bisher errungenen Siege für die Katz! Da war nichts mit automatisch speichern. Ein genauer Grund hierfür konnte bislang jedenfalls noch nicht festgestellt werden.
Ansonsten zeigt CALL OF DUTY – WORLD AT WAR aber insbesondere im Multiplayer-Bereich sein wahres Talent. Auch wenn die Spielmodi bekannt sind und das Szenario auch, macht es dank der Technik einen Heidenspaß. Im Moment gibt es wohl hier keine ernsthafte Konkurrenz, die da so richtig mithalten kann. Aber wenn uns die Konsolenspiele der Vergangenheit eines gelehrt haben, dann das: es wird immer ein Spiel kommen, das noch einen Hauch besser ist oder mehr kann. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir sind uns sicher: spätestens mit CALL OF DUTY 6 wird dieser Zeitpunkt erreicht sein…