CAPTAIN AMERICA – SUPER SOLDIER! Als ich den ersten Kinotrailer sah, wusste ich, dass es auch ein Videospiel dazu geben würde. Nun ist CAPTAIN AMERICA zwar durchaus ein Begriff in der Comic-Szene, aber bei weitem nicht so weitläufig bekannt wie Spiderman, Superman oder Batman. Deswegen eine kurze Vorstellung: Captain America heißt mit bürgerlichem Namen Steve Rogers, und ist ursprünglich alles andere als ein Superheld. Zu Zeiten des 2. Weltkriegs wird er mehrfach ausgemustert (und versucht immer wieder, irgendwo unterzukommen), doch da sein Drang, für sein Land etwas zu tun, so groß ist, meldet er sich freiwillig als Versuchskaninchen für ein Serum, das Soldaten in Supersoldaten verwandeln soll… Zusammen mit ein paar Spielereien von Stark Industries (z.B. seinem unzerstörbaren Schild aus Vibranium) nimmt er nun an vorderster Front seinen Platz ein und kämpft sich gegen die Red Skull Armee und die Terrorgruppe Hydra durch, um die Welt zu retten… Bzw.: das ist euer Job in CAPTAIN AMERICA – SUPER SOLDIER!
Captain America ist also entsprechend überaus athletisch, überaus stark, überaus aufmerksam, und hat zudem noch ein unzerstörbares Schutzschild, das er auch als Wurfwaffe einsetzen kann. Mehr übernatürliche Fähigkeiten stehen euch nicht zur Verfügung, aber damit seid ihr auch bestens gerüstet, wenn es gegen die Truppen von Red Skull und Hydra geht. Vor allem die Athletik ist etwas, was sich der Captain dick auf die Innenseite seines Schildes geschrieben hat, denn vor allem durch schicke Combos und zeitgenaue Quicktime-Events werdet ihr durch das Spiel geschleust, weniger durch rohe Gewalt und volle Kelle!
Das Spiel selbst führt euch recht linear durch die Geschichte, die übrigens vom Marvel-Comicautor Christos Gage geschrieben wurde, basierend auf dem Filmgeschehen, aber eben eigenständig.
Die Steuerung des Superhelden ist sehr schnell eingängig. Da hier in erster Linie das Timing über eure Erfolge entscheidet, bedarf es auch keiner spannenden Combos, die es auswendig zu lernen gäbe. Vielmehr entscheidet eure Stellung zum Gegner, was genau passiert. Das Kampfsystem erinnert hierbei stellenweise an einen anderen Superhelden, der allerdings aus dem DC-Universum stammt und mehr oder weniger komplett in schwarz herumrennt… Apropos: Captain America ist in den Farben der amerikanischen Flagge gekleidet, ist klar!
Eigentlich könnte CAPTAIN AMERICA wahrscheinlich relativ schnell durchgespielt sein. Die Macher haben sich da aber eines beliebten Tricks bedient: Sammelobjekte! In den Levels verteilt liegen Dossiers, die ihr einsammelt und dafür Erfahrung bekommt, die ihr wiederum in Spezialangriffe umsetzen könnt. Dossiers sind euch zu langweilig? Es gibt auch Keramikeier zum Sammeln. Dossiers und Keramikeier sind euch zu langweilig? Es gibt auch Filmrollen zu sammeln. Dossiers, Keramikeier und Filmrollen sind euch zu langweilig? Es gibt auch Waffenpläne zum Sammeln. Und Tagebücher… Und seltene Objekte… Und ihr könnt Dinge explodieren lassen… Puuuuuh! Es klingt nicht nur hier sehr voll gestopft. Im Spiel selbst findet ihr eigentlich in jedem Raum, auf jedem Tisch, in jeder Ecke, hinter jedem Schrank irgendetwas, das es einzusammeln gilt. Das artet dermaßen aus, dass man beinahe das Gefühl bekommt, dass das Besiegen von Gegnern eine muntere Auflockerung der Sammelorgie darstellt, und nicht umgekehrt. Rätseleinlagen sind eigentlich nicht vorhanden, ihr müsst als Maximum der Gefühle mal einen Enigma-Code knacken (indem ihr mit linkem und rechtem Analogstick zwei Codezeilen übereinander schiebt, bis die identischen Ziffern deckungsgleich sind) oder eine Maschine kurzschließen (hier gilt es, einfach zwei Drahtenden mit den Analogsticks aufeinander zu zu bewegen).
Grafik und Sound sind Genre-typisch (also nicht Actionspiel, sondern Filmadaption) in Ordnung, ohne dabei allerdings eine neue Bestmarke setzen zu können. Allerdings hat dies auch keinen nennenswerten Negativeinfluss auf den Spielspaß, der bleibt nämlich erhalten. Stellenweise ärgert uns die Kameraführung ein wenig, vor allem in den Sprung- und Kletterpassagen hat man das Gefühl, der Kamera immer einen Schritt voraus zu sein, aber auch hierbei gilt: Schwamm drüber, passt schon!
Spaß macht CAPTAIN AMERICA – SUPER SOLDIER allemal. Die Story ist spannend erzählt und lässt uns auch nach längerer Zeit nicht gelangweilt auf den Monitor starren, auch wenn das sonstige Geschehen drum herum arg stereotyp ist (aber bei welchem Spiel ist das nicht der Fall?). Für meinen Geschmack mit zu vielen Sammelobjekten bestückt, kann sich CAPTAIN AMERICA also in die Reihe der Comic-Adaptionen einreihen, die man als durchaus gelungen bezeichnen kann! Fragt sich nur, wo er in seinem hautengen Anzug die Aktenschränke für Dossiers, Bücherregale für Tagebücher und Filmrollen, Geschirrschränke für die seltenen Objekte etc. versteckt hat. Möglicherweise ein schwarzes Loch in der Gürtelschnalle, wer weiß das schon…