Dämonenjäger haben es nicht leicht. Nicht nur, dass ihr Job ohnehin schon schwierig und gefährlich ist, nein. Dämonen haben die dumme Eigenart, auch noch verflucht rachsüchtig und bösartig zu sein. Das muss auch Garcia Hotspur in SHADOWS OF THE DAMNED erfahren, denn seine große Liebe wird in die Hölle verschleppt und er somit zum Auswärtsspiel eingeladen, um sie zu retten. Mit seinem ebenfalls dämonisch angehauchten Kumpel Johnson, einem flammenden Totenschädel, der nicht nur als Fackel, sondern auch als Knarrenaufsatz dient, macht er sich auf, um die Hölle aufzumischen!
SHADOWS OF THE DAMNED ist ein mehr oder weniger typischer 3rd-Person-Shooter. Dass hier Shinji Mikami als Creative Producer am Werk ist, merkt man ziemlich deutlich. Parallelen im Spieldesign zu den letzten beiden Resident Evil-Teilen sind wirklich nicht von der Hand zu weisen. Nicht aus dem Laufen heraus schießen können, Nahkampfangriffe, regelmäßige Rätseleinlagen, und ein extrem happiger Schwierigkeitsgrad! Ja, den Schuh muss sich der Titel wirklich anziehen: schon eure Standardgegner tun sich enorm schwer, umzufallen, wenn ihr ihnen nicht gezielt den Kopf von den Schultern holt, und sind erst einmal zwei der Untoten auf Schlagweite an euch herangekommen, seht ihr in der Regel in wenigen Sekunden den Bildschirmtod. Also lautet die Devise ‚immer schön auf Abstand bleiben’. Zusätzlich sorgen dann noch kleine Gemeinheiten für weiteren Frust: in vielen Abschnitten herrscht Dunkelheit. An sich hat Garcia keine Angst vorm Dunkeln, doch in der Hölle sieht das anders aus. Sorgt er hier nicht für Licht, verliert er nämlich nach und nach Lebensenergie. Unter Schmerzen bewegt er sich dann auch noch langsamer und hat eine etwas verzerrte Sicht, sodass ihr in der Hektik schnell mal den Überblick verliert, wo ihr hin müsst, entsprechend in die falsche Richtung wankt und… genau, wenig später im Game Over-Menü steht. Die Checkpoints sind zwar regelmäßig, aber nicht immer ausreichend vorhanden, sodass ihr manche Abschnitte doppelt und dreifach spielen müsst, ehe ihr weiter kommt…
Johnson ist euch im Kampf gegen die Dämonen nicht nur eine Hilfe, da er für die Wirkung der Munition sorgt, sondern er kann auch Flammenschüsse abgeben, mit deren Hilfe ihr Lampen in der Hölle anzünden könnt oder durch einen Dunkelheitspanzer geschützte Gegner erledigt… Ausserdem macht er euch auf wichtige Dinge in der Unterwelt aufmerksam und spart nicht an bissigen und zynischen Kommentaren.
Wer einen der letzten Resident Evil-Teile gespielt hat, wird mit der Steuerung schnell warm. Die Lektion, möglichst immer direkt auf den Kopf zu schießen, habt ihr auch bald verinnerlicht. Soundmäßig hat man sich eine deutsche Synchronisation erspart, was sicherlich angesichts des spanischen Akzents des Protagonisten auch die richtige Wahl ist, denn das wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die Hose gegangen. Die Untertitel erfassen den Humor des Spiels auch so schon recht gut.
Optisch ist SHADOWS OF THE DAMNED ein echter Hingucker auf den ersten Blick, betrachtet man die Szenerie aber einmal nüchtern, stellt man fest, dass hier viel Augenwischerei betrieben wird. Es sind nämlich nicht die sonderlich großartigen Texturen, die einen hier verzaubern (das hat man schon besser gesehen), sondern die Spielereien mit Licht und Schatten, die Wechsel zwischen beleuchteten Arealen und Dunkelheit, sowie das teilweise sehr kranke Level- und Figurendesign. Geflügelte Augen, Türknaufe, die nach weinenden und schreienden Babyköpfen aussehen, schlurfende Zombies, Gegner, die sich einen trichterförmigen Aufsatz auf den Kopf setzen und dann daraus schießen, Straßensperren, die aus Blut und Gedärmen bestehen, Kerzenleuchter, die von an der Wand hängenden, lebendigen Ziegenköpfen gehalten werden… Schon irgendwie krank und definitiv nichts, was man spät abends spielen sollte, wenn man anfällig für Alpträume ist!
Für die klangliche Untermalung zeichnet sich Komponist Akira Yamaoka verantwortlich, der auch für Silent Hill zuständig war, und nicht zuletzt hat das Team von Suda51 SHADOWS OF THE DAMNED zusammenprogrammiert (No More Heroes). Ja, ganz richtig, hier versammelt sich die Creme de la Creme der japanischen Videospielindustrie. Dass das Ergebnis abgefahren und durchweg gelungen ist, dürfte klar sein. Das Setting mit einem Protagonisten mit mexikanischem Ursprung überrascht allerdings schon dabei.
SHADOWS OF THE DAMNED spielt sich wie ein Resident Evil 4 oder 5, hat aber ein gänzlich anderes Setting und einen in meinen Augen höheren Schwierigkeitsgrad, zudem gibt es viel häufiger kleinere Rätsel und Suchaufgaben zu knacken, die das Spielgeschehen auflockern. Eine sprechende Knarre, die sich zudem noch verwandeln kann, sorgt dafür, dass euer Protagonist nicht schweigsam durch die Hölle marschiert, sondern sich regelmäßig auch mal unterhält. Insgesamt sehr spaßig, jedoch mit so manchem Frustmoment versehen…