Ja, wenn es nach mir geht, ist es amtlich: DANTE´S INFERNO ist ein würdiges Pendant für XBOX 360 vom großartigen Sony-Exklusivling God Of War. Nachdem ich mich innerhalb kürzester Zeit gleich zwei mal durch die neun Ringe der Hölle gemetzelt habe, gibt es maximal Jammern auf hohem Niveau zu hören, dafür aber umso mehr löbliche Worte. Näheres erfahrt ihr hier:
Die Geschichte, die in netten Cutscenes und Comic-artigen Sequenzen erzählt wird, lässt sich recht schnell zusammenfassen: Dante ist Kreuzritter, der sich durch die vom Papst erteilte Absolution für alle während des Kreuzzugs begangenen Gräueltaten versuchen lässt und nicht nur mordet, sondern auch vergewaltigt und somit seiner Verlobten Beatrice gegenüber den Treueeid bricht. Doch damit nicht genug: Dante akzeptiert sein eigenes Schicksal nicht, als er hinterrücks erdolcht wird, und stellt sich dem Tod zum Duell (welches er, sofern ihr das Spiel länger als nur 2 Minuten spielen wollt, auch irgendwann gewinnen sollte), wodurch er auch an dessen Sense gelangt. Nun drängt es ihn nach Hause, doch sein Heim ist zerstört, Beatrice ermordet, und ihre Seele wird gerade von Satan persönlich in die Hölle verschleppt. Klarer Fall: Dante schwingt die überdimensionale Sichel und verfolgt seine große Liebe, um sie aus den Klauen der Hölle zu befreien, doch ehe ihm das gelingen soll, gilt es die neun Kreise der Hölle zu durchqueren und allerhand Gegner zu bezwingen, die ihn auf seinem Weg aufhalten wollen…
In typischer Manier marschiert ihr in Verfolgerperspektive durch die schlauchigen Levels, werdet regelmäßig durch aus dem Boden wachsende Barrieren aufgehalten, die erst dann verschwinden, wenn ihr eine bestimmte Anzahl Gegner besiegt habt. Hierzu gibt es wie bereits geschrieben die Sense, ihr habt aber auch ein heiliges Kreuz, mit dem ihr Lichtkreuze verschießen könnt. Im späteren Spielverlauf erlernt ihr noch magische Fähigkeiten, die ihr in eure Kampftaktik mit einbringen könnt. Ausserdem findet ihr unterwegs jede Menge unterschiedlicher Reliquien, die eure Fertigkeiten in bestimmten Bereichen verbessern. Besiegte Gegner und zerstörte Gegenstände hinterlassen Seelen, für die ihr neue Fertigkeiten und Upgrades einkaufen könnt. Gleiches gilt auch für die Seelen berühmter Persönlichkeiten, die ihr Dasein in der Verdammnis fristen und von euch erlöst oder bestraft werden können.
Die Bossgegner sind allesamt spannend inszeniert und erfordern allesamt eine spezifische Taktik, um sie zu erledigen. Wer hier nur versucht, blind drauflos zu prügeln, wird scheitern. Ebenfalls gilt es unterwegs, ein paar kleinere Rätsel zu lösen, die aber vom Schwierigkeitsgrad her allesamt eher moderat sind und Genrekennern keine großen Probleme aufhalsen sollten.
Heimliches Highlight am Spiel sind die Levels an sich. Neben Originalzitaten von Dante sind es die Details im Leveldesign und in der Gegnervielfalt, die den wahren Reiz des Spiels ausmachen. Jeweils thematisch passend werden den einzelnen Kreisen der Hölle besondere Gegnertypen zugeordnet (wie beispielsweise ungetaufte Babies mit Klinenarmen in der Vorhölle oder schwabbelige Fleischberge, die sich als Waffe übergeben im Bereich Maßlosigkeit, lüsterne Huren mit Phallus-Tentakeln im Bereich Wollust, …). Die Hintergrundgeräusche tun ihr übrigens dazu, um eine schaurig-schöne Atmosphäre zu zaubern.
Eingangs sprach ich von Jammern auf hohem Niveau. Betrachten wir also auch die Schattenseiten von DANTE´S INFERNO: offensichtlich dürfte sein, dass das Spiel eiskalt bei God Of War abgeschaut hat (womit die Entwickler aber nicht die ersten sind und wohl auch nicht die letzten bleiben werden) und nur wenig eigene Elemente mit ins Spiel integriert hat. Sehr häufig kann es einem da schon mal passieren, dass man völlig vergisst, nicht in der Haut von Kratos zu stecken.
Zudem bleibt die Hauptfigur ein wenig blass (und zwar nicht nur in Bezug auf die Hautfarbe). Irgendwie wollen die „Jammerlappen“-Unterhaltungen mit Vergils Geist nicht zu der „Ich-vernichte-einfach-alle“-Mentalität im eigentlichen Spiel passen.
Manche Sprungpassagen sind schlicht und ergreifend nervig, wenn man punktsensitiv treffen muss, und doch mehrmals einfach am Ziel vorbei segelt und ab dem letzten Rücksetzpunkt neu startet. Eigentlich nicht schlimm, da diese sehr fair gesetzt sind, aber will man sämtliche Erfolge zusammensammeln, muss man sich entsprechend die Unterhaltungen mit Vergil mehrfach geben, bestimmte Brunnen 5-6x untersuchen, etc., das raubt Zeit und Nerven.
Letzter Kritikpunkt: auf dem geringsten Schwierigkeitsgrad ist das Spiel mit ein wenig Übung in etwa 4-5 Stunden reiner Spielzeit machbar, wenn man auf Reliquiensuche, Seelenerlösung und Upgrade-Punktesammeln verzichtet, sogar noch schneller. Wer sämtliche Erfolge erreichen will, sollte aber wachsam durch die Levels schreiten und alle noch so versteckten Winkel absuchen, jeden Brunnen mitnehmen und Vergil immer so lange ansprechen, bis er sich auflöst.
DANTE´S INFERNO ist aktuell eines der besten Hack´n´Slays, die es gibt, auch wenn das Erfolgskonzept zusammengeklaut ist und das Spiel ein paar ganz kleine Verbesserungen noch hätte erhalten können, insbesondere in Bezug auf Sprungpassagen. Gebannt erwarten wir das für April angekündigte Zusatzlevel und den Koop-Modus, der als DLC erhältlich sein wird.