Schwer, schwerer, DARK SOULS. Der inoffizielle Nachfolger von Demon´s Souls setzt genau da an, wo letzteres seinen Schwerpunkt hatte. Alleine schon die URL der Homepage kann als Kampfansage gedeutet werden (http://www.preparetodie.com/de/). Bist du kein Core-Gamer mit hoher Frustrations-Grenze, dann solltest du von diesem Titel definitiv die Finger lassen, denn: DARK SOULS ist nicht nur schwer, sondern in regelmäßigen Abständen unfair. Hier könnt ihr noch so vorsichtig sein: der Bildschirmtod wird euch auf jeden Fall ereilen, und zwar nicht nur einmalig. Aber das ist von den Machern gewollt. Das Entwicklerteam schickt euch auf eine Reise, auf der ihr jeden einzelnen Schritt mit der Zeit genau zu überdenken beginnt, auf der ihr von einem Leuchtfeuer (Speicherpunkt) zum nächsten schleicht, um langsam aber sicher vorwärts zu kommen…
Auch, wenn das alles sehr frustrierend klingen mag: man sollte DARK SOULS angespielt haben, um sich selbst ein Bild davon zu machen. So schwer, wie man vielleicht denken mag, ist es im Endeffekt eigentlich doch nicht. Bislang hatte ich zumindest keine Stelle, an der ich nicht jedes Mal, wenn ich das Zeitliche gesegnet habe, beim neuen Laden gedacht habe „dies und das habe ich eben falsch gemacht, wird diesmal definitiv besser laufen“. Wichtig ist eigentlich folgendes: levelt eure Figur auf, so weit es irgendwie möglich ist. Die Tatsache, dass ein Zwischenspeichern am Leuchtfeuer sämtliche Standardgegner wieder zum Leben erwecken wird, solltet ihr euch zunutze machen, um immer ein bis zwei Stufen über den Dingen zu stehen. Auch die Ausrüstung eures Charakters sollte optimal vorbereitet sein, denn in den Bosskämpfen zeigt das Spiel seine wirkliche Gemeinheit. Doch die Entwickler haben mit den Leuchtfeuern auch freundlich eine Art Jungbrunnen erschaffen: hier ersteht eure Figur neu, wenn ihr dahinscheidet, außerdem erhaltet ihr hier sämtliche Heiltränke aufgefrischt.
Zum Spiel selbst: als untote Seele werdet ihr in einem Verlies wach, ohne Erinnerung an euer bisheriges Leben. Getrieben von dem Wunsch, wieder ein normaler Mensch zu werden, kämpft ihr euch vorwärts, um dem Gefängnis euerer Seele zu entkommen.
Das Spiel bietet euch die Möglichkeit einer ziemlich detaillierten Charaktererstellung, die eigentlich in vielen Belangen sehr überflüssig erscheint, zumal ihr im Optimalfall gut gerüstet sein solltet und die Kameraperspektive euch sowieso die meiste Zeit verfolgt. Interessanter ist da schon die Auswahlmöglichkeit zwischen zehn unterschiedlichen Charakterklassen, angefangen bei nackten Bettler (und einem daraus resultierenden überirdischen Schwierigkeitsgrad), bis hin zum Ritter, Pyromanten oder ähnlichem ist vieles möglich, da sollte für jeden etwas dabei sein.
Grafisch ist der Titel leider stellenweise etwas durchwachsen. Die grundlegende Grafik ist klasse, wird aber durch langweilige Oberflächentexturen in manchen Außenarealen getrübt. Zudem begegnen uns im Spielverlauf immer mal wieder Clippingfehler, die ein ansonsten positives Bild trüben.
Was wiederum sehr gut gefällt und auch dem Schwierigkeitsgrad angepasst erscheint, sind die vielen Online-Features, in denen ihr an besonders kniffligen Stellen andere menschliche Spieler zu Hilfe rufen könnt. Außerdem trefft ihr im Lauf des Abenteuers regelmäßig auf Echos vergangener Spieler, die an diesen Stellen ableben mussten und in Form einer Schattenaufzeichnung zeigen, wie sie den Tod gefunden haben, um euch gegebenenfalls vorzuwarnen.
Durch getötete Gegner sammelt ihr Erfahrungspunkte, die ihr dringlich zum Aufleveln benötigt. Solltet ihr euere Punkte noch nicht eingesetzt haben, bis ihr das nächste mal versterbt, verweilen diese Punkte in Form einer grünlich leuchtenden Wolke am Ort eures Todes. Gelingt es euch, ohne zu sterben bis dahin zu gelangen, erhaltet ihr alle Punkte wieder. Sterbt ihr vorher, sind alle Punkte für immer futsch.
Wer es bis hierhin immer noch nicht verstanden hat: DARK SOULS ist eines der schwierigsten Rollenspiele für die XBOX360, was es bislang gegeben hat. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei aber immer genau an solch einem Punkt, wo man das Gefühl vermittelt bekommt, man hätte eigentlich durchaus Chancen gehabt, weiterzukommen. Dadurch ist DARK SOULS wohl das Spiel, das durch einen Game Over-Bildschirm am meisten motivieren kann, es noch einmal zu versuchen (schon allein wegen der sonst verlorenen Charakterentwicklungspunkte). Wer diese Herausforderung angehen will, muss sich von dem Gedanken verabschieden können, durch die Levels zu laufen. Hier will wirklich jeder Schritt überlegt sein. Haltet ihr euch an ein paar einfache Regeln zum Überlebenskampf, sollte euch das Spiel allerdings nicht mehr durch Standardgegner in die Knie zwingen können.
Viel Spaß mit Dark Souls! Wir waren trotz hoher Erwartungen positiv überrascht!