Ja, es ist wahr: wer DARKSIDERS spielt, wird sehr viele Parallelen zu einem gewissen bislang PS2-exklusiven Titel finden. Statt des griechischen Kriegsgotts wird hier allerdings der apokalyptische Reiter „Krieg“ von höheren Mächten hinters Licht geführt und seiner Kräfte beraubt, und in einem langen, blutigen Feldzug heißt es nun, die eigene Reputation einzufordern und alles, was angeblich durch Eigenverschulden schief gelaufen ist, wieder gerade zu biegen.
Wer jetzt denkt, dass alleine die Hintergrundstory schon einige Parallelen aufweist, der hat den Controller noch nicht in der Hand gehabt und das Spiel angetestet. In der Verfolgerperspektive beobachtet ihr nun den Reiter dabei, wie er Tod und Verderben in die Reihen seiner Feinde bringt. Mit seinem übergroßen Schwert schlägt er tödliche Kombinationen und mäht die Gegner haufenweise nieder. Beim Dämonenhändler Vulgrim habt ihr die Möglichkeit, neue Combos oder andere Verbesserungen freizuschalten, natürlich nur gegen Bares. Bei DARKSIDERS ist die Währung aber nicht klingende Münze, sondern befreite Seelen. Im Spielverlauf erhaltet ihr zudem zusätzliche Waffen und Fertigkeiten, die für das Spielgeschehen unabdingbar sind (z.B. bekommt ihr Flügel, mit denen ihr über Abgründe gleiten könnt, ein Horn, das Gegner zurückstößt und Tore öffnet, sowie einen überdimensionalen Wurfstern, der euch die Gegner nicht nur auf Distanz hält, sondern auch ermöglicht, aus der Entfernungen Sprengungen auszulösen.
Soweit, so gut. Wer sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht abgewendet hat mit den Worten „Das ist mir alles viel zu doll geklaut“ (womit wir demjenigen völlig Recht geben würden), wird in DARKSIDERS ein Spiel finden, das ganz schnell süchtig macht. THQ hat sich hier eiskalt bei God of War bedient, das dürfte selbst ein Blinder erkennen, aber: sie machen ihre Sache gut, wenn nicht sogar sehr gut, und ausserdem steht mit Dante´s Inferno von EA ein weiterer Klon in den Startlöchern. Der Stil und die Grafik sind echt klasse, die Story fesselnd und gut durchdacht, und sogar die Synchronisation ist in der deutschen Fassung einmal richtig stark. Die Steuerung ist extrem gut durchdacht, sodass alle Spielertypen auf ihre Kosten kommen und Erfolge verzeichnen können. Entweder, ihr bedient euch des Button-Mashings und dezimiert dadurch die Gegnerscharen stumpf, aber effektiv, oder aber ihr prägt euch die eine oder andere Spezialattacke ein und erlernt so die elegante Art des Tötens.
DARKSIDERS besteht aber ebenso wie God of War nicht nur aus Hack´n´Slay, sondern beinhaltet auch die eine oder andere Rätseleinlage. Hierbei geht es aber in der Regel immer darum, einen Weg zu einem Schlüsselgegenstand zu suchen, dann zurück zu gehen, den Schlüssel zu verwenden, einen weiteren Abschnitt zu durchqueren, an dessen Ende wieder ein Schlüsselgegenstand liegt, etc., und so ist in der Regel das Schwierigste an den Rätseln, sich die einzelnen Orte und Wege dorthin einzuprägen, um nicht orientierungslos durch das Level zu laufen. Ab und an müsst ihr auch Gegenstände verschieben, um andere Gebiete zu erreichen, alles nicht ganz so wild.
Der Punkt, der DARKSIDERS seine größte Stärke verleiht, ist die fortlaufende Story. Als Open World-Spiel würde hier wohl schnell die Luft raus sein, denn die Kämpfe verlaufen in der Regel sehr stereotyp: kleine Gegner werden „im Vorbeigehen“ erledigt, während man sich auf die dicken Brocken konzentriert. Die gefährlichen Attacken umgeht man durch geschickte, schnelle Ausweichmanöver, um anschließend gleich nachzusetzen. Ab einem gewissen Zeitpunkt erhaltet ihr auch die Fähigkeit der Chaosgestalt, bei der ihr ähnlich wie der Balrog von Moriah brennend und riesengroß voranstapft und mit erbarmungslosen attacken die Gegner dezimiert. Hierzu müsst ihr vorab allerdings eure Zornesanzeige aufgefüllt haben.
Fans von God of War werden Freudentänze aufführen: DARKSIDERS ist weit mehr als nur eine gelungene Zeitüberbrückung bis zum Erscheinungsdatum vom dritten Teil, sondern hat sich zu einer ebenbürtigen Konkurrenz entwickelt. Dass man gnadenlos geklaut hat, mag Abzüge in der B-Note geben, ist dem Spieler aber eigentlich egal, solange das Spiel Spaß macht, und das tut es definitiv. Bekanntlich muss man das Rad ja nicht neu erfinden, um ebenfalls auf der Erfolgswelle mitrollen zu können. Ich freue mich weiterhin auf das demnächst erscheinende God of War 3, allerdings jetzt auch auf ein mögliches DARKSIDERS 2.