Rennfahrer Sean Devlin, der zuvor noch lieber unter den Autos gelegen hat, als sich hineinzusetzen, sinnt auf Rache. Bei einem Rennen wird er um den Sieg betrogen, und anschließend obendrein noch sein bester Freund umgebracht. Und das alles in dem Augenblick, in dem die deutschen Streitkräfte Frankreich besetzen. Sean sucht Trost im Alkohol, bis ihn die Resistánce anspricht, ob er nicht auf ihrer Seite kämpfen will. Von nun an stellt er all sein Können in den Dienst des Widerstands. Willkommen bei SABOTEUR.
Gleichzeitig ist SABOTEUR im übrigen auch ein Abschiedsbrief, denn hierbei handelt es sich um die letzte Produktion der Pandemic Studios, welche nun von EA dicht gemacht wurden. Schaut man sich das Spiel an, ist dies nicht unbedingt auf den ersten Blick verständlich, denn an der Qualität kann es nicht gelegen haben, höchstens an der Wirtschaftlichkeit. Aber das nur am Rande erwähnt, widmen wir uns dem Spiel.
Gibt es zwei Vergleiche, die sich wahrscheinlich in jeder Besprechung zu diesem Spiel wieder finden lassen, dann sind es die mit GTA IV und Sin City, das liegt aber auch auf der Hand, denn beides drängt sich förmlich auf. Der Grafikstil ist grundsätzlich erst einmal in Grautönen gehalten. Lediglich ein paar „elementar wichtige“ Farbelemente werden hervorgehoben, so wie etwa Blutspritzer, Banderolen und ähnliches. Das gilt alles aber auch nur für die Bereiche von Paris (achja, erwähnte ich überhaupt, dass der eigentliche Hauptteil des Spiels in der Stadt der Liebe spielt?), die von der Besatzungsmacht kontrolliert werden. Sobald ihr einen Sabotageakt erfolgreich durchgeführt habt und sich das Kräfteverhältnis zwischen Nazis und Widerstand ändert, bekommen diese Bereiche Leben in Form von Farbe eingehaucht. Sehr schick, vor allem, wenn man aus einem noch fremdkontrollierten Bereich auf einen befriedeten Stadtteil schaut.
Hauptakteur Devlin kann so ziemlich alles. Er ist ambitionierter Rennfahrer und weiß, wie man sich in nullkommanix ein fremdes Auto zueigen macht. Er kann mit Schusswaffen und Sprengstoff umgehen, ist geübter Nahkämpfer, und auch Freeclimbing scheint zu seinen großen Hobbies zu zählen. Will heißen: Pandemic haben sich munter bei anderen Spielen bedient, Autodiebstahl und Herumfahren wie bei GTA IV, 3rd-Person-Shootereinlagen wie bei einem gewissen indizierten Epic-Spiel, Nahkampf-Takedowns, wie man sie in vielen Action-Adventures findet, Klettereinlagen wie bei Assassins Creed, … Ich könnte die Liste noch eine Weile fortsetzen, doch das klingt viel zu sehr nach Kritik. Entscheidend ist hierbei aber: alle Elemente sind in sich stimmig, passen ins Gesamtkonzept und machen SABOTEUR daher ziemlich abwechslungsreich.
Leider erweisen sich die als Stealth-Einsatz vorgesehenen Missionen teilweise als sehr knifflig, da die deutschen Soldaten alle Ohren wie ein Luchs haben und auch in Dunkelheit bei starkem Regenfall noch auf 20m die Angstschweißperle auf Devins Stirn erkennen können. Allzu oft hat man das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, und wird dann doch sofort enttarnt und es kommt zum Feuergefecht. Das ist aber nicht allzu schlimm, denn dann müsst ihr lediglich flink irgendwo auf die Dächer klettern und euch ein Versteck suchen, bis die Luft wieder rein ist. Alternativ geht aber auch, alle gegnerischen Soldaten fachgerecht für den Abtransport im Leichensack vorzubereiten.
Die Story des Spiels ist wirklich packend, und die Stimmung, die das Setting verbreitet, kann sich auch sehr gut sehen lassen. Der beim Kauf des Spiels beigepackte Download-Code bringt zudem noch ein paar nackte Tatsachen in gewissen Etablissements auf den Tisch. Nicht, dass das zwingend erforderlich wäre, für die Atmosphäre bringt das aber einiges.
SABOTEUR ist der beste Beweis dafür, dass das totgesagte Setting 2. Weltkrieg immer noch Platz für frische Ideen bietet, die man in der Art noch nicht abgefrühstückt hat. Natürlich sind viele Dinge aus dem Spiel bereits bei anderen Genrevertretern zu sehen gewesen, aber die Mischung, die hier geboten wird, ist klasse, die Steuerung funktioniert gut, und die Geschichte ist fesselnd erzählt. Besorgt euch die Demoversion und lasst euch von der dichten Atmosphäre und der ungewöhnlichen Optik überzeugen.