Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen (Xbox 360)

Grundsätzlich bin ich Verfechter der Meinung, dass eine Videospiel-Adaption zu einem Film immer erst als Folge des Kassenerfolgs zu erscheinen hat. Man stelle sich vor, da wird aufwendig ein Videospiel zu einem aktuellen Kinofilm entwickelt, und dann floppt der Film und keinen interessiert es, wie sich das Spiel dazu spielen lässt. Nun hat man sich aber schon fast damit abgefunden, dass Filme und Spiele nahezu zeitgleich erscheinen, einfach, um die Werbekosten geringer zu halten. Dass man bei WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN wohl trotzdem darauf geachtet hat, dass die Entwicklungskosten nicht explodieren, merkt man schon extrem.

Selten hat mich eine Filmadaption dermaßen gelangweilt wie dieses Spiel. Schon nach kurzer Zeit stellt man fest: Story scheint hier nicht vorhanden zu sein. Die Grafik sieht aus, als wäre sie ursprünglich für Playstation 2 entwickelt worden, und der Spielablauf ist repetitiv. Mithilfe einer eurer ach so „verrückten“ Erfindungen zieht ihr los, um eine Gruppe Stadtbewohner vor wild gewordenen Lebensmitteln zu retten, die durch eine Apparatur vom Himmel regnen, die ihr ebenfalls gebaut habt. So gesehen räumt ihr also lediglich den eigenen Müll weg.
Ob ihr nun mit einem Superfön Eis am Stiel schmelzt, mit einem Sauger Chili vom Boden entfernt, mit einem Elektromesser Gummibären halbiert oder Gemüse, Obst und Wackelpudding schneidet, mit einem Boxhandschuh Tortillas zerbröselt, Hamburger verschiebt, oder einfach mit einer Supergabel Auflauf und Spaghetti dezimiert, ist fast beliebig, und immer fragt man sich, ob der Erfinder Flint nicht in einem anderen Leben Schlapphut und Trenchcoat getragen hat und auf den Namen Inspektor Gadget gehört hat…

Möglicherweise entwickelt dieses Spiel seinen eigentlichen Charme erst, wenn man auch den Film dazu gesehen hat, aber Beispielsweise Kung Fu Panda funktionierte auch, ohne den Film zu kennen, schon alleine, weil die Hauptfiguren viel schnell zum Sympathieträger wurden. Erfinder Flint und sein Affe Steve (den man jederzeit als zweiten Spieler im Koop-Modus dazuschalten kann [dann aber nicht mehr loswird]) bleiben leider über die gesamte Strecke farblos und uninteressant. Die „gesamte Strecke“ ist im Übrigen eher als Kurzstreckensprint zu bezeichnen. Mit etwa drei Stunden kompletter Spielzeit ist WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN fast schon eine Frechheit, zumindest, wenn man sich den geforderten Preis dazu anschaut. Hier wird Ubisoft sehr schnell nachbessern müssen, sonst bleibt das Teil ein Ladenhüter.

Der Schwierigkeitsgrad ist auf die Zielgruppe abgestimmt, und das dürften Sechsjährige sein. Sitzt man mal etwas länger an einer der „Rätseleinlagen“, dann nur wegen der undifferenzierten Steuerung, die es einem nicht immer einfach macht, logische Schlussfolgerungen zu ziehen.

WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN bewegt sich haarscharf am Rande des Casual Gamings: nicht zeitgemäße Grafik, keine Story, mittelmäßige Steuerung, keine Spannung, keinerlei spielerischen Anspruch, und dafür, dass dies ein ganz normales Spiel sein soll (also kein Download-Content oder ähnliches) ist es viel zu kurz. Hier hat man am Ziel vorbeigearbeitet.