Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden (Xbox 360)

Die Geschichte um den Herrn der Ringe dürfte spätestens seit den unglaublich guten Filmumsetzungen durch Peter Jackson bekannt sein. Und während dieser gerade am Dreh bzw. den Nacharbeiten zu „Der Hobbit“ sitzt, können wir uns auf ein Actionspiel mit Rollenspielelementen freuen, was in Mittelerde angesiedelt ist. Überraschender Weise schlüpft ihr dieses mal aber nicht in die Haut von Aragorn und Co., sondern bestreitet euren ganz eigenen Feldzug. DER KRIEG IM NORDEN spielt zwar zeitgleich zu Frodos Reise zum Schicksalsberg, aber, wie der Name schon andeutet, im Norden. Hier tobt nämlich ebenfalls eine Schlacht, und es liegt an euch, dem Ringträger den Rücken freizuhalten, indem ihr euch auf den Weg macht, um einen schrecklichen Hexenmeister bei seinem Kriegstreiben zu bezwingen.

Zunächst erst einmal die guten Nachrichten: ihr startet das Spiel nicht etwa mit einem aufwendigen Charaktereditor, sondern müsst euch lediglich zwischen einem von drei vorgefertigten Charakteren entscheiden. Zur Auswahl stehen ein Zwergenkrieger, eine Elfenmagierin und ein Dunedain-Waldläufer. Die Vor- und Nachteile liegen auf der Hand. Während der Zwerg genau der Richtige ist, um mitten ins Geschehen zu rennen und dort mit mächtigen Hieben aufzuräumen, agiert die Magierin eher aus der Entfernung und wirkt kraftvolle Angriffszauber oder heilt die Kameraden. Der Waldläufer indes ist sowohl im Umgang mit Pfeil und Bogen sehr bewandert, als auch in der Schwertkunst versiert. Hier habt ihr also für beide Distanzen einen Allrounder. Egal, wie ihr euch entscheidet: das Spiel schickt die Helden immer im Trio los. Ihr habt die Möglichkeit, offline mit einem weiteren Spieler einzugreifen, wobei der verbleibende Charakter von der KI gesteuert wird, oder aber online komplett auf KI-Hilfe zu verzichten.

Von der Geschichte an sich wollen wir nicht allzu viel verraten. Im Norden des Landes bahnt sich eine Gefahr an, denn ein Hexenmeister soll im Auftrag von Sauron eine Armee zusammenstellen, die er gegen Rohan, Gondor und Co. schicken will. Ihr werdet von Aragorn beauftragt, die Geschehnisse im Norden zu beobachten und gegebenenfalls zu intervenieren (natürlich werdet ihr nicht nur beobachten).

In typischer Hack´n´Slay-Manier lauft ihr in Verfolgerperspektive los und habt die Möglichkeit, leichte und schwere Angriffe auf eure Gegner loszulassen, aus der Entfernung anzugreifen, oder aber auf eure Spezialfertigkeiten und Spezialangriffe zuzugreifen. Die Steuerung ist hierbei relativ schnell eingängig und geht euch dann flüssig von der Hand. Gefallene Gegner lassen nicht nur Geld und Tränke, sondern auch Ausrüstungsgegenstände fallen, die ihr aufsammeln könnt und dadurch euren Charakter aufbessert. Natürlich gibt es für getötete Gegner, besondere Angriffe und erledigte Aufgaben Erfahrungspunkte, mit denen ihr nach und nach im Level aufsteigt und so eure Attribute verbessert und neue Fertigkeiten dazulernen könnt. Ebenfalls müsst ihr ein Auge auf eure Ausrüstung werfen, denn die unterliegt dem Verschleiß. Repariert ihr eure Ausrüstungsgegenstände und Waffen nicht regelmäßig, gehen sie kaputt und sind nicht mehr einsetzbar. Das wäre sicherlich sehr ärgerlich.

Wenn das Spiel (gerade im Koop-Modus) etwas lehrt, dann, dass man hier im Team agieren sollte, um schnell und effizient zum Ziel zu gelangen. Wie schnell liegt man am Boden, wenn man alleine auf eine Horde Gegner losgeht und dann plötzlich ein Troll aus einer Ecke hervorbricht. Hat nun keiner eurer Teamkollegen erbarmen und hilft euch auf, bedeutet dies nämlich für alle Game Over. Ein weiteres zentrales Element ist die Hilfe der großen Adler, die ihr an bestimmten Stellen des Spiels rufen könnt.

Klanglich hat das Spiel leider ein paar Aussetzer. So habt ihr zwar eine durchgängige deutsche Synchronisation, allerdings liegt auf der Audiospur zur Einführung durch Aragorn ein furchtbares Echo, was den Text nur schwer verständlich macht. Das ist zwar eine Ausnahme, allerdings leider nicht der einzige Fehler, denn auch später im Spiel passiert es immer mal wieder, das die Charaktere in geskripteten Ereignissen Textbausteine sagen, die eigentlich an ganz anderer Stelle des Spiels platziert werden müssten. Abgesehen davon klingen die Effekte aber durchweg gut.

Optisch macht DER HERR DER RINGE – DER KRIEG IM NORDEN einiges her und bietet vor allem abwechslungsreiche Schauplätze für die Level, bei denen man sich gelegentlich sogar in die Originalschauplätze der Filme versetzt fühlt. Dafür muss man sich mit teilweise etwas matschigen Texturen zufrieden geben, die allerdings für den Spielspaß keinen Abzug bedeuten.

DER KRIEG IM NORDEN ist bei weitem kein Kinderspiel. Krieg, das bedeutet tatsächlich Krieg, nicht etwa Scharmützel oder Keilerei. Hier kämpfen drei Helden nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern um das Schicksal einer ganzen Welt, und dabei gehen sie nicht gerade zimperlich um. Blut spritzt, Extremetäten und Köpfe werden abgetrennt und fliegen durch die Luft, die letzten Schläge einer Angriffswelle werden spektakulär in Zeitlupe und Großaufnahme dargestellt. Das ist schon heftig, passt aber perfekt ins Bild und hat nichts von Blutrausch oder gewollter Gewaltorgie. Das ist nun einmal Krieg, und bei der Darstellung hat man sich doch sehr deutlich von den Filmen inspirieren lassen.

Fazit: Hack´n´Slay, Mehrspieleroption, Mittelerde, eine neue Geschichte, Grafik und Sound in Ordnung… Was will man als Fan mehr? Für uns ohne Zweifel das bislang beste Spiel zum Herr-der-Ringe-Universum. Und auch, wenn es eigentlich keine Fortsetzung mehr geben dürfte, so hoffen wir dennoch auf einen zweiten Teil aus dem Krieg im Norden.