Horror-Shooter sind ganz groß in Mode, und das schon seit geraumer Zeit. Da überrascht es keineswegs, dass die erfolgreicheren Titel mit Nachfolgeteilen zu punkten versuchen. Was in vielen Fällen richtig gut funktioniert, kann aber ab und an auch mal nach hinten losgehen, wenn die Stimmung des Erstlings nicht eingefangen werden kann und dadurch die Atmosphäre auf der Strecke bleibt. Wie es bei F.E.A.R. 2 aussieht, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Das Spiel steigt kurz vor Ende des ersten Teils ein und bietet somit gleich den direkten Anreiz für alle Spieler des ersten Teils. Aber keine Angst: auch ohne Vorkenntnisse findet man sich leicht in dem Szenario zurecht. Ein relativ einfacher Einsatz entwickelt sich zu einem Albtraum. Ziel ist es, die Wissenschaftlerin Aristide in Sicherheitsgewahrsam zu nehmen. Dafür wurdet ihr mit einer kleinen Einsatztruppe an einem Hotel per Hubschrauber abgesetzt. Wie sich aber schon sehr bald herausstellt, gibt es Kräfte, die ganz andere Vorstellungen haben. Da Aristide diejenige ist, die in ihren Experimenten aus dem kleinen Mädchen Alma das Horrorwesen mit den paranormalen Kräften gemacht hat, besteht ein Interesse daran, sie zum Schweigen zu bringen. Colonel Vanek ist der Name eures Widersachers, der mit einer ganzen Armee versucht, eure Pläne zu druchkreuzen.
Dabei gehen Vanek und seine Truppen keineswegs zimperlich vor und knallen jegliche Zivilisten ab, die ihnen in die Quere geraten. Es entbrennt ein Wettlauf auf Leben und Tod der Wissenschaftlerin… Wird es euch gelingen, vor den Soldaten das Penthouse zu erreichen, in dem sich Aristide in einem Panikraum verschanzt hat?
Von nun an heißt es also, Soldaten auszuknipsen, was das Zeug hält. Das gestaltet sich aber alles andere als leicht (auch wenn Alma in Zwischenszenen im wahrsten Sinne des Wortes zeigt, dass es eigentlich ein Kinderspiel ist). F.E.A.R. 2 ist ein weiterer Shooter, der begriffen hat, dass wirkliche Spielfreude erst dann aufkommt, wenn man als Spieler auch gefordert wird und die Gegner sich intelligent verhalten. Die KI des Spiels lässt nur wenig Wünsche offen: es wird aus der Deckung gefeuert, man gibt sich gegenseitig Feuerschutz, um ungehindert vorrücken zu können, man flankiert den Gegner, es werden sogar Gegenstände umgestoßen, um sie als Deckung nutzen zu können. Wenn die Soldaten schwer getroffen werden, versuchen sie, sich aus dem Gefahrenbereich zu bewegen. Hierbei gehen sie aber nicht immer wirklich klug vor und drehen uns das ein oder andere mal auch einfach nur den Rücken zu.
Auf der Gegenseite sieht es dafür so aus, dass wir mittels Tastendruck die Zeit verlangsamen können (das erinnert inhaltlich zwar ein wenig an Timeshift, soll aber wohl eher Matrix-mäßig wirken), um mit unseren perfekt austrainierten Reflexen Kugeln auszuweichen und den Gegnern richtig einzuheizen.
Um sich als Horror-Shooter durchsetzen zu können, bedarf es natürlich auch an Horroreffekten. Immer dann, wenn Alma auftaucht, wird die Situation übernatürlich, das Bild bekommt verschwommene Konturen und Farbeffekte (beispielsweise wird alles in blutiges rot getaucht), es geschehen merkwürdige Dinge. Alma hat ein Faible dafür, kräftig mit Blut und Eingeweiden um sich zu schmieren. Da diese Bilder plötzlich erscheinen, schreckt man sicherlich kurz zusammen, mit der Zeit wird es aber vorhersehbar und man stumpft an der Brutalität der Bilder ab. Hier wäre sicherlich noch etwas mehr drin gewesen, aber bekanntlich kann man das Rad auch nicht neu erfinden. Parallelen findet man in Filmen wie Shining oder Zimmer 1408.
Zwischendurch darf man aber auch in gepanzerte Kampfanzüge klettern, quasi BattleMechs, mit denen dann herrlich Gegner und Umgebung umgestaltet werden können, letztere in Trümmerfelder, erstere in Gulasch. Durchladen und draufhalten.
Ein wenig enttäuschend ist die Online-Variante des Spiels, wo sich in älterer Unreal- oder Quake-Manier gegenseitig aufgelauert und auf den Pelz gebrannt wird. Ist zwar für zwischendurch mal ganz nett, aber da hat man schon innovativere Dinge gesehen und gespielt.
Eine weitere kleine Enttäuschung bietet das Leveldesign, das ziemlich gradlinig aufgebaut wird und dem Spieler so gut wie keine Wahlmöglichkeiten lässt, ausser mal in Sackgassen zu landen, an deren Ende dann in der Regel optionaler Spieleinhalt in Form von Hinweisen, Munition oder Rüstungsteilen liegt.
F.E.A.R. 2: PROJECT ORIGIN ist vielleicht nicht der originellste Shooter, es ist vielleicht auch nicht der technisch brillanteste Shooter, und wahrscheinlich ist es auch nicht der gruseligste Shooter, den es derzeit gibt, aber es verbindet all diese Elemente sehr ansprechend zu einer gekonnten Einheit. Wer schon im ersten Teil mitgezittert hat, kommt an F.E.A.R. 2 nicht vorbei, allen anderen sei geraten, zumindest mal reinzuschnuppern, es ist die Zeit wert.