Fairytale Fights (Xbox 360)

Die Märchenwelt zeigt endlich einmal ihr wahres Gesicht. Was in den Geschichten der Gebrüder Grimm immer so lustig und „romantisch“ klingt, ist in Wahrheit nämlich brutal, blutig, und stellenweise sogar bestialisch. Wenn ein vermenschlichter Wolf (schließlich ist er intelligent, kann sprechen und sich sogar als Großmutter verkleiden) also eine alte Frau auffrisst, dann ist das Mord und Kannibalismus! So, da haben die Killerspielegegner etwas, worüber sie zukünftig nachdenken können. Rotkäppchen und der Wolf, USK 18! Playlogic macht vor, wie das geht, und bringt mit FAIRYTALE FIGHTS ein Action-Schnetzelspiel auf den Markt, das vor abgetrennter Körperteile und roter Sauce nur so überläuft. Dass der Grafikstil total überzeichnet ist, macht deutlich, dass das Spiel eher humoristisch aufzufassen ist.

Jaja, im Märchendorf herrscht Aufruhr. Ein Jungspund, der sich auf Nadel und Faden versteht, macht mit seiner „sieben auf einen Streich“-Nummer auf dicke Hose, vermasselt sämtlichen Märchenstars ihren glanzvollen Auftritt und schafft es, die komplette Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das stinkt Rotkäppchen und Co. natürlich gewaltig, und somit ziehen sie aus, neue Heldentaten zu vollbringen, um wieder Ruhm und Anerkennung zu erhalten. Ob ihr nun als Rotkäppchen, Schneewittchen, Bohnenranken-Jack oder nackter Kaiser loszieht, liegt ganz in eurer Hand, wirklichen Einfluss auf das Spielgeschehen hat die Wahl jedenfalls nicht.

Und so rennt ihr durch die Levels, um irgendwelche Missionen zu erfüllen, die lediglich als kurzer Erläuterungstext und bestenfalls noch kürzere Videosequenz ein wenig Rahmenhandlung in das ansonsten leider ziemlich eingleisige Spielprinzip einbringen sollen. Laufen, in regelmäßigen Abständen immer wieder gleiche Gegner umbringen, Credits aufsammeln, Waffen aufheben und verwenden (unterteilt in stumpfe Hiebwaffen, scharfe Klingen und Fernkampfwaffen), ganz gelegentlich gilt es, eine Jump´n´Run-Einlage zu bewältigen, aber kurz danach gibt es gleich wieder Gegnerhorden, die dezimiert werden wollen. Sieben auf einen Streich? Dass ich nicht lache… Hier wird schnell in Dutzenden oder Hunderten gezählt. Abwechslung bieten da leider nur die seltenen Bossgegner wie der gigantische Biber im ersten Abschnitt. Sonderlich kompliziert ist es allerdings nicht, dessen Angriffe vorherzusehen und ihm dann eins auf die Nase zu geben.

Die grafisch absolut gelungene Umsetzung im Stile von Happy Tree Friends begeistert, die Soundausgabe ernüchtert hingegen. Keine Sprachausgabe, das macht die Sache ziemlich träge, die Effekte allesamt eher mittelmäßig. Auch in Bezug auf die Steuerung muss man sich erst einmal an das Spiel gewöhnen (die Angriffe werden über den rechten Analogstick ausgeführt, allerdings keineswegs so, dass nach links drücken auch einen Angriff nach links zur Folge hätte, hierfür müsst ihr normal in die Richtung manövrieren und dann erst wieder angreifen). Manche Sprungpassagen sind aufgrund ungünstiger Kameraführung und sehr schwammiger Steuerungseingabe ebenfalls schnell frustrierend.

Was das Spiel rettet, ist die Möglichkeit, mit bis zu vier Spielern gleichzeitig kooperativ an die Rettung der Märchenwelt heranzugehen, auch wenn es dabei dann schnell mal etwas unübersichtlich werden kann: der Spaß, den das Spiel dann macht, ist doppelt bis dreifach so hoch wie im Einzelspielermodus. Problematisch wirken sich hierbei auch die Feature-Einblendungen aus, wenn ihr mal eine besonders gekonnte Filetierung hingelegt habt und ein drittel des Bildschirms mit einer Nahaufnahme des Kills verdeckt ist. Im Einzelspielermodus noch ganz nett, aber ab zwei Leuten nimmt das Spiel dann keine Rücksicht mehr auf Verluste.

Wer Hack´n´Slay mag, wird bei FAIRYTALE FIGHTS wirklich viel Spaß haben, denn davon gibt es jede Menge. Das ungewöhnliche Setting verspricht makabere Unterhaltung, die Grafik ist ebenfalls lustig anzuschauen. Im Zusammenspiel mit mehreren Leuten wächst auch der Spielspaß, dauerhaft bietet die Massenkeilerei allerdings zu wenig Abwechslung. Zudem hätte sich abgesehen von Landschaften und Gegnertypen aus der Märchengrundlage sicherlich noch mehr Story-Modus herausholen lassen können, statt nur unentwegt Holzfällern, Feen, Wölfen und anderen Figuren den Ketchup aus den Knochen zu hauen. Kurzweilig, lustig, aber man hat viel zu schnell mehr oder weniger alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat.