Nach dem überwältigenden Erfolg von Fallout 3 (Bestes Videospiel des Jahres 2008) setzt Bethesda mit FALLOUT: NEW VEGAS nach. Wer bereits das Ödland des Vorgängers beschritten hat, wird sich in New Vegas sofort heimisch fühlen, auch wenn sich manche Dinge ein wenig geändert haben. Im Kern spielt sich FALLOUT: NEW VEGAS aber eigentlich exakt genauso und setzt da an, wo Fallout 3 endete.
Die Geschichte ist, nunja, schnell erzählt, zumal ihr sie ab dem Beginn mehr oder weniger selbst gestaltet: ihr seid als Kurier unterwegs, als es euch erwischt. Ende, Aus, Feierabend. Tod. Aber das Schicksal meint es gut mit euch, und ihr werdet wiederbelebt. An dieser Stelle legt ihr euer Aussehen fest, und ab da steht euch der weitere Weg quasi frei zu. Bösewicht oder Held, aufrichtig oder ein Betrüger, pazifistisch veranlagt (das wird allerdings schwierig) oder ein eiskalter, sadistischer Killer: egal, welches Extrem ihr bevorzugt, in FALLOUT: NEW VEGAS werdet ihr einen Platz für euch finden, eine Gruppierung, der ihr euch anschließen wollt, um die Vorteile daraus zu ziehen, oder aber ihr bleibt Einzelgänger (in einer so rauen und brutalen Welt auch nicht gerade einfach).
Das neue Szenario in New Vegas macht einen großen Anreiz des Spiels aus: neue Gegenden erforschen, neue „Level“ sehen, neue Charaktere kennen lernen, mit denen ihr interagieren könnt. Natürlich könnt ihr strikt den Hauptmissionen folgen und euch so an die Hand nehmen lassen, es winken aber auch wieder scheinbar unendlich viele Nebenmissionen, derer ihr euch annehmen könnt, oder aber ihr streift einfach auf eigene Faust durch das Land und lebt eure Freiheiten aus. Das bleibt euch voll und ganz überlassen. Egal, wie ihr euch auch entscheiden mögt, euer Handeln nimmt Einfluss auf den weiteren Verlauf der Geschichte um den Krieg zwischen den rivalisierenden Fraktionen in New Vegas.
Apropos Krieg: nicht nur, dass es viele neue Waffen gibt, die ihr entdecken könnt, und auch bei den Waffenupgrades Änderungen vorgenommen wurden, auch im Kampfsystem von FALLOUT: NEW VEGAS wurde ein wenig gefeilt, um euch noch mehr Möglichkeiten und taktische Finesse optional zur Hand zu geben. Selbstverständlich könnt ihr mittels V.A.T.S. erneut zwischen Echtzeit-Shooter und taktischem Bild, in dem ihr die Trefferzonen anvisiert, hin und her wechseln. Dieses Kernelement aus dem Vorgänger ist enthalten geblieben und macht auch bei FALLOUT: NEW VEGAS einen Löwenanteil des Spaßes aus.
Wer gerne schwarz auf weiß sieht, wie sich sein Handeln auf die Umwelt auswirkt, der wird mit dem neuen Image-System seine Freude haben, denn hier könnt ihr die Konsequenzen eurer Taten direkt ablesen.
Dass seit Fallout 3 etwas mehr als zwei Jahre ins Land gezogen sind, sieht man dem Titel optisch leider nicht wirklich an. Hier hat sich kaum etwas verbessert, was im Vergleich zu aktuellen Grafik-Toptiteln durchaus auffällt, ohne diesen Vergleich aber absolut zu verschmerzen ist, denn die Grafik ist bei weitem nicht schlecht.
Fallout 3 ist nicht ohne Grund zum Videospiel des Jahres gewählt worden und hat eine riesige Menge an Fans sammeln können, die sicherlich alle auch begeistert von FALLOUT: NEW VEGAS sein werden. Trotzdem fühlt sich der Nachfolger nicht wie „Fallout 4“ an, sondern eher wie ein pompöses Add-On zu Fallout 3. Dieses ist nicht als negative Kritik zu verstehen, sondern vielmehr als Hinweis darauf, dass ich sicherlich nicht der einzige bin, der für das nächste Release zum Thema Fallout auch eine entsprechende Entwicklung erwartet, insbesondere in technischer Hinsicht, denn: das Spielprinzip ist grandios, das Kampfsystem ebenfalls, die spielerischen Freiheiten in diesem Open-World-Setting schlicht und ergreifend phantastisch, lediglich die Optik will nicht mehr 100%ig passen. FALLOUT: NEW VEGAS ist eine gelungene Fortsetzung zur Fallout-3-Story, aber keine neue Spielgeneration!