Mit FAR CRY 3 schickt uns Ubisoft erneut auf eine Insel, die idyllischer kaum wirken könnte. In den ersten Spielminuten sehen wir, wie eine Gruppe junger Erwachsener ausgelassen feiern, Spaß haben und ihren Urlaub genießen, bis sie plötzlich und unerwartet in die Gewalt eines verrückten Drogen- und Menschenhändlers gelangen, der mit seinen Opfern Spielchen treibt. Zusammen mit einem Freund gelingt es euch, eurem Käfig zu entkommen, doch schon kurz darauf werdet ihr entdeckt und euer Freund erschossen. Ihr habt zehn Sekunden, um wegzulaufen…
Der Einstieg in das Spiel kann als durchweg gelungen gezählt werden. Ebenso urplötzlich, wie ihr in die Story des Spiels rein geworfen werdet, dürften sich auch die Figuren des Spiels fühlen: eben noch Urlaubsstimmung und Erholung, im nächsten Moment der Kampf ums nackte Überleben.
Natürlich gelingt euch die Flucht, und ihr landet in einem Lager von Inselbewohnern, die mit den Machenschaften des Wahnsinnigen nichts zu tun haben und auch nichts zu tun haben wollen, die allerdings von einer Prophezeiung sprechen, die euch angekündigt hat, um sie von dessen Terrorherrschaft zu befreien. Entsprechend hilfreich sind euch auch die Dorfbewohner, wenn es um Dinge wie Bewaffnung und Munition geht.
FAR CRY 3 hat einige interessante Ansätze im ansonsten recht überschaubaren Sandbox-System. Es stehen euch theoretisch von Anfang an alle Waffen zur Verfügung, ihr könnt aber nur bedingt viele davon mit euch herumtragen. Überhaupt ist eure Ausrüstung anfänglich noch stark eingeschränkt, denn: FAR CRY 3 macht sich extrem viele Gedanken darum, wo der Protagonist was mit sich herumschleppt. Um ein größeres Inventar zu erhalten, müsst ihr euch erst einmal allerlei Rucksäcke, Waffengürtel, Spritzengurte etc. basteln, und um diese zu basteln, benötigt ihr die Häute von bestimmten Tieren. Diese findet ihr überall auf der Insel verstreut, jedoch warten nicht alle darauf, zur Handtasche verarbeitet zu werden, sondern sind flüchtig, wehrhaft, oder aber in einem der Psycho-Camps angepflockt. Die notwendigen Utensilien für euer leibliches Wohlergehen findet ihr ebenfalls im Schoße von Mutter Natur. Fleißiges Blätter- und Kräutersammeln steht also ebenfalls auf der Tagesordnung. Bei all diesen Nebenbeschäftigungen kann es schon fast zum Stress ausarten, wenn ihr dann auch mal Dinge in Angriff nehmen wollt, die euch wirklich voran treiben: Camps ausheben, Funkmasten erobern und somit einen besseren Überblick über die Karte gewinnen, eure Freunde aus den Händen der Entführer retten, etc.
Ihr könnt FAR CRY 3 wie einen stinknormalen Egoshooter spielen, bei dem ihr die Missionen nach und nach erhaltet. Ihr könnt aber auch frei auf der Insel herumgehen oder fahren, eure Ausrüstung aufbessern und bessere Übersicht erhalten. Ihr könnt euch dem Feind in Rambo-Manier stellen (was wir eher weniger empfehlen würden), oder aber heimlich still und leise versuchen, einen Gegner nach dem anderen zu erledigen, indem ihr euch von hinten anschleicht. Habt ihr die Gegnerzahl auf ein überschaubares Minimum gebracht, könnt ihr immer noch die nicht schallgedämpften Waffen sprechen lassen, bzw. wenn ihr nicht schnell genug seid, werdet ihr oder euer Werk auch vorher schon entdeckt und die Wachen sind alarmiert. Durch gelungene Aktionen könnt ihr Erfahrungspunkte sammeln, mit denen ihr eure Spezialfähigkeiten verbessert, wie beispielsweise unauffällige Takedowns der Gegner oder ähnliches.
Technisch ist FAR CRY 3 ein absoluter Leckerbissen. Die Grafik sieht richtig gut aus, der Sound passt, das Gameplay funktioniert, die Story ist fesselnd und gut erzählt, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Freiheiten ihr im Spiel an sich habt. Die einzelnen Figuren, auf die ihr im Laufe des Spiels trefft (allen voran Vaas Montenegro, der bösartige Gegenspieler) sind glaubwürdig und alles andere als aus der Schublade gezogen.
Was könnte FAR CRY 3 also stoppen? Zum einen ist das Spiel eindeutig auf die Singleplayer-Story ausgerichtet. Es gibt zwar einen Multiplayer, da gibt es aber deutlich bessere. Zum anderen: Sandbox-Spiele sind nun einmal nicht jedermanns Sache. Es ist toll, dass ihr viele Freiheiten habt, aber eigentlich wollt ihr vielleicht doch etwas mehr an die Hand genommen werden, um die Geschichte flüssiger zu erleben. Dazu kommt dann halt auch, dass man durch eine etwas engere Geschichtsführung besser geskriptete Szenen einbauen kann.
Uns hat FAR CRY 3 auf ganzer Linie überzeugt, obwohl wir eigentlich bekennende Sandbox-Hasser sind. Hier stimmt einfach an sehr vielen Ecken alles, sodass kaum noch Wünsche offen bleiben. Vor allem die Charaktere sind unglaublich glaubhaft und intensiv. So etwas wünschen wir uns von Entwicklerstudios viel häufiger: Figuren mit Profil!