FRACTURE ist die englische Bezeichnung für Knochenbrüche. Im Falle des Spieltitels können wir allerdings auch mehrere andere Assoziationen dazu geltend machen. Zum einen die Knochenbrüche, zu denen es sicherlich kommt, wenn man im Gefecht ist, dann natürlich der Bruch zwischen den Ost- und Weststaaten der USA, um den es inhaltlich geht (und der sich auch farblich und räumlich im Spiellogo widerspiegelt), und zu guter letzt den Bruch in der Erdkruste, den man hier erzeugen kann. Activision lockt Architekten, Bauarbeiter und Landschaftsgärtner an die Konsolen…
Nein, keine Angst, FRACTURE ist keine Simulation im Sinne von Sim City, sondern ein astreiner Egoshooter in Verfolgerperspektive, der mit einem neuen Spielprinzip aufwartet, das es in der Form bislang noch nicht gab: Geländeverformung. Mittels unterschiedlicher Waffen ist es uns möglich, bestimmte unbefestigte Oberflächen anzuheben oder abzusenken, Steinstacheln aus dem Boden wachsen zu lassen oder einfach nur kleine schwarze Löcher um sich zu werfen, die alles in der Nähe befindliche aufsaugen. So interessant das bis hierher klingt, es wird euch von den Socken hauen, wenn ihr das erst einmal selbst erlebt habt.
Die Integration der Geländeverformung in das Spiel ist wirklich gelungen. Ihr benötigt diese Funktionen nicht nur, um euch euren eigenen Schützengraben zu erstellen oder hinter einem bis zu dem Zeitpunkt noch nicht vorhandenen Hügel zu verschanzen und auf Regeneration eures Schildes zu warten. An vielen Stellen des Spieles haben die Entwickler mit Verstand Rätsel eingebaut, die sich allesamt mit Hilfe von Absenkungen, Anhebungen oder Stalagmiten recht einfach lösen lassen. Da ihr für letztere entsprechende Granaten benötigt, ist das Vorhandensein einer Waffenkiste meist ein guter Hinweis auf des Rätsels Lösung. Von diesen Einsatzmöglichkeiten hätte man sich allerdings ein paar mehr Stellen gewünscht, denn das große Potential, das dahinter steckt, wird nur ansatzweise ausgeschöpft.
Aber auch ansonsten macht FRACTURE als Shooter schon jede Menge Spaß. Es besteht die Möglichkeit, jeweils zwei unterschiedliche Waffen mit sich herumzutragen, dazu kommen dann noch Granaten sowie der obligatorische Schlag mit dem Waffenkolben. Hier scheint man zumindest im Ansatz mal bei Halo vorbeigeschaut zu haben.
Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt und in den Grundzügen auch nicht wirklich neu, abgesehen vom etwas aussergewöhnlichen Szenario. Die katastrophalen Folgen der globalen Erderwärmung konnten nur durch die Erdverformungs-Technologie aufgehalten werden, trotzdem hat sich das Land drastisch verändert. Ost – und Weststaaten der USA gehen auf diese geänderten Bedingungen mit unterschiedlichen Methoden ein, geraten in einen Streit, worauf sich die Weststaaten unter einer Militärregierung vom Rest Amerikas lossagen. Unsere Aufgabe ist es nun, den selbsternannten Führer der Weststaatenallianz gefangen zu nehmen. Der lässt das aber (wie war es anders zu erwarten) nicht freiwillig mit sich machen. Auf unserer Jagd wird immer deutlicher, dass dieser Putsch schon von langer Hand geplant gewesen sein muss.
Grafisch ist das Spiel sehr hübsch anzusehen, wobei vieles davon im stellenweise recht hektisch zugehenden Gefecht an uns vorbeizieht. Klanglich gibt es genau das, was man erwartet: eine Spannung aufbauende, leise Hintergrundmusik, saftiges Gewehrfeuer, laut krachende Explosionen, und auf die Gefechtssituation bezogene Kommentare der Gegner. Diese hohe KI zeigt sich übrigens nicht nur in der Sprachausgabe. Gegner bei FRACTURE ziehen sich zurück, suchen Deckung auf, wenn sie unter Sperrfeuer geraten, geben sich gegenseitig Deckung, werfen Granaten zurück, wenn sie die Zeit dafür haben, etc. Insbesondere die hochgezüchteten Elitetruppen haben es diesbezüglich in sich. Mit Raketenwerfer ausgestattet, springen sie von hier nach dort und bleiben nur für den Bruchteil einer Sekunde an einem Platz, um ihre tödlichen Geschosse loszuwerden.
FRACTURE ist hitverdächtig. Die Geländeverformung ist eine nette Spielerei, die mindestens genauso viel Abwechslung in das Gefecht bringt wie beispielsweise bei Haze der Nektar. Wären ab und an noch ein paar mehr Rätsel in das Spiel eingebunden, würden die Gefechte nicht ganz so hektisch sein und würde man dem Spieler die Wahl lassen, ob Third-Person – oder Egoperspektive erwünscht ist, hätten wir hier einen heißen Anwärter auf den Titel Shooter des Jahres. Aber auch so könnte das immer noch hinkommen. Bleibt abzuwarten, was da sonst noch so kommt.