Ein Rennspiel mit Rekordausmaßen! 14400 km² befahrbare Fläche, ein 160.000km langes Straßennetz, und dazu ein Freeride-Modus, bei dem ich abseits eines Rennevents die gesamten Areale auskundschaften kann? Klingt soweit absolut super, nur hat die Sache einen Haken: was habe ich von Sightseeing-Touren, wenn ich unterwegs niemanden treffe, den ich herausfordern könnte und es auch nichts großartig Interessantes zu betrachten gibt? Da bleibe ich doch lieber bei den Rennevents, und auch davon gibt es einige!
Insgesamt gibt es über die Rennevents 216 mögliche Sterne zu verdienen, je nach Schwierigkeitsgrad gibt es einen, zwei oder drei Sterne. Für den Sieg heimst ihr eine vorgegebene Menge Treibstoff ein, der in dem dargestellten Szenario als Währung gilt, und mit dem ihr für andere Events Fahrzeuge kaufen könnt bzw. müsst.
Szenario? Ja, im Gegensatz zu vielen anderen Rennspielen, die sich mit „schnelle Autos und tolle Strecken“ als Geschichte begnügen, hat FUEL wirklich etwas in der Hinterhand: in einer fiktiven nahen Zukunft herrscht Rohstoffknappheit, es herrschen apokalyptische Zustände durch Umweltkatastrophen. Benzin als Zahlungseinheit, Mad Max-Flair als Hintergrundgeschichte, dazu die riesigen Areale, da sollte sich doch etwas draus machen lassen. Leider haben die Macher dieses Potential ein wenig verschenkt, denn gerade hier wäre doch noch eine richtige Marktlücke gewesen. Man stelle sich vor, wie solche Rennen ablaufen könnten, bei denen die Regeln ganz schnell einfach ein wenig gebeugt oder gebrochen werden… Stattdessen begnügt man sich aber mit einer Mischung aus Pure, ATV vs MX und Motorstorm, bedient damit genau das, was derzeit trendy ist, kann sich aber eben auch nicht durch diese besonders gelungene Zusatzidee von der restlichen Konkurrenz abheben.
FUEL spielt sich insgesamt etwas „nüchtern“: man kann an den einzelnen Fahrzeugen nichts verbessern, es gibt keine Boostfunktion, und auch Tricks kann man beim Springen nicht vollziehen. Alles, was es bei der Konkurrenz zu betrachten gibt, bleibt hier auf der (zugegebenermaßen extrem langen) Strecke. Optisch ist hier auch nicht alles Gold, was glänzt, klanglich präsentieren sich die Motoren realistisch, die Musik beschränkt sich aber auf ein paar wenige Tracks, die man nicht wechseln kann, wodurch man schnell dazu übergeht, lieber gleich die Musik abzuschalten und lieber mit eigener Stereoanlage für die Hintergrundbeschallung zu sorgen.
Im Freeride-Modus gibt es in den großen Weiten des Spieles noch ein paar Extras zu ergattern, ein paar zusätzliche Benzinfässer zu finden, aber das, was man am allermeisten sucht, ist eine Strecke zum nächsten Event, wo auch etwas passiert, statt Ewigkeiten durch die Pampa zu cruisen. Wer mit nicht ganz so viel Zeit gesegnet ist, der denkt sich bestimmt, dass man durch einfache Direktwahl zum nächsten Event spurten kann: das klappt in der Theorie ganz hervorragend, aber wirklich schnell geht es dann trotzdem nicht weiter. Stattdessen wartet man nun (gefühlt) genauso lang vor einem Ladebildschirm, wie man für die Strecke zum Hinfahren benötigt hätte. Gleiches gilt übrigens auch, wenn man in einem Rennen sein Gefährt verschrottet oder ins Wasser springt. Zwar gibt es eine Rückholfunktion, aber auch hier sitzt man erstmal vorm Ladebildschirm. Das hätte man sicherlich eleganter lösen können.
Die Grundidee, die hinter FUEL steckt, ist famos. Große, frei befahrbare Areale, auf denen auch „just-for-fun“-Rennen gefahren werden könnten, ein paar feste Rennevents, unterschiedliche Fahrzeuge (Motorräder, Quads, Rallye-Autos, Trucks), keine strikt festgelegten Strecken (man kann also auch bedingt abkürzen). All das hätte ein richtiger Hit werden können. Leider verpufft der Freeride-Modus in Belanglosigkeit, die Rennen sind bei anderen Titeln spannender inszeniert, es gibt keine Extras wie Boost oder waghalsige Sprünge, und rein technisch hat man auch schon etwas besser umgesetzte Spiele gesehen. FUEL bietet zwar eine Allround-Lösung für viele Bereiche, kann aber irgendwie in keinem Bereich vollends überzeugen. Dass sich die Fahrzeuge allesamt ein wenig schwammig lenken und man sich somit mit der Steuerung erst einmal anfreunden muss, ist dabei erst einmal mindestens genauso zweitrangig wie die in der einfachsten und mittleren Schwierigkeitsstufe für normale Verhältnisse zu geringe KI (es fehlt hierbei eigentlich nur noch, dass die gegnerischen Rennfahrer den Rechtsblinker setzen und uns freundlich vorbeiwinken, von aggressiver Fahrweise oder Ideallinie ist hier nur selten etwas zu sehen). Insgesamt hatte ich mir von FUEL mehr erhofft, und ich bin mir ziemlich sicher, dass hier insgesamt auch mehr drin gewesen wäre, wenn man sich noch etwas Zeit gelassen hätte.