God Of War – Ascension (Playstation 3)

Als der erste Teil von GOD OF WAR erschien, war dies eine Offenbarung. Teil 2 konnte das hohe Niveau halten, Teil 3 dann letztendlich hat der ganzen Geschichte die Krone auf der PS3 aufgesetzt. Es gab diverse Ausflüge auf PSP, die allesamt das typische Kratos-Feeling einfangen konnten, es gab aufpolierte PS3-Fassungen der ersten zwei Serienteile, und auch die Portable-Spiele wurden noch für die PS3 aufbereitet. Jetzt, wo die Geschichte eigentlich ja schon am Ende ist, wird kurzerhand eine Vorgeschichte erzählt. GOD OF WAR – ASCENSION ermöglicht es allen Fans, noch einmal, vielleicht ein letztes Mal, in die Rolle des Spartaners Kratos zu schlüpfen, um es im antiken Griechenland mit Fabelwesen und Göttern so richtig krachen zu lassen.
Vorgeschichte? Ja, das bedeutet aber automatisch auch, dass wir es nicht mit einem übermächtigen Gott zu tun bekommen. Nichtsdestotrotz stellt sich quasi sofort das typische God Of War-Spielgefühl ein, als wir den Controller in die Hand nehmen. Und doch…. Irgendwas ist diesmal anders.
Ist es die Tatsache, dass es erstmals einen Multiplayer-Modus gibt? Nein. Der ist ganz nett, aber irgendwie nur schmückendes Beiwerk. Hand aufs Herz: kein Mensch kauft sich ein God Of War-Spiel, um ein packendes Multiplayer-Erlebnis zu bekommen.
Hat die Grafik gelitten? Nein. Auch hier macht das Spiel wieder alles irgendwie richtig. GOD OF WAR – ASCENSION versucht vielleicht sogar, zu viel zu wollen, aber dazu später.
Ist es der Sound? Nein, Kratos klingt wie gehabt. Hier hat sich eigentlich gar nichts verändert. Okay, programmiertechnisch gibt es leider ein paar Aussetzer, die eigentlich in ein fertiges Spiel nicht reingehören, aber da kann man ggf. drüber wegsehen.
Das, was hier nicht so richtig funktionieren will, ist die Geschichte. Viel zu trivial werden wir in das Szenario gestoßen, verstehen nicht einmal so genau, worum es eigentlich geht. Obschon ein Prequel, steigen wir trotzdem erst nach dem Mord von Frau und Kind ein. Kratos hat Ares Rache geschworen und damit einen Eid gegen die Götter gebrochen. Das wiederum ist der Grund, warum er von den Furien gefangen wird, um in ewiger Verdammnis zu leben. Okay, verstanden. Jetzt will Kratos sich befreien und dann (in God of War 1) Ares stürzen… Das große Ziel steht im Raum, aber die Furien wirken nicht wie die großen Endgegner, wie es sonst so ist. Es fehlt ein typisches Feindbild, weil sie an sich absolut blass dargestellt werden und nicht direkt bedrohlich wirken. Entsprechend will sich auch nicht dieser Moment einstellen, in dem wir beginnen, mit Kratos mit zu fiebern. Stattdessen bemüht man sich, lieber mit dem ebenfalls serientypischen Bombast zu punkten. Reicht das aus?
Der besagte Bombast hat leider einen kleinen Haken, denn: wir haben schon gegen Ares gekämpft, wir haben die Titanen besiegt, wir haben gegen den Kollos von Rhodos Krieg geführt, wir haben Zeus gestürzt. Was soll da bitte noch großes auf uns zukommen? Die Furien schaffen es gleich zu Beginn, dass wir das Gefühl vermittelt bekommen, das gesamte Areal sei gegen uns. Um dieses Gefühl noch deutlicher zu veranschaulichen, macht die Kamera irrwitzige Fahrten nach Außen, sodass wir zu sehen bekommen, wie überdimensional groß der eigentliche Feind ist, mit dem es Kratos gerade aufnimmt. Dass wir parallel dazu gerade gegen mehrere kleine Gegner kämpfen, die sich natürlich nicht um Übersicht oder Treffsicherheit scheren müssen, ist dabei das eigentliche Ärgernis. Während wir am liebsten die Umgebung und das große Ganze bestaunen wollen würden, müssen wir uns aber trotzdem parallel dazu mit einem mikroskopisch kleinen Kratos auf dem Bildschirm weiter durch die Gegnermassen kämpfen, und das ist schlicht und ergreifend kein spaßiges Vergnügen, sondern in diesen Momenten ein Knopfdrücken auf gut Glück. Wenn GOD OF WAR vor allem durch das geniale Kampfsystem eine Berechtigung hat, dann geht dieses hier gerade steil den Bach hinunter. Da helfen auch neue Elemente wie Zeitmanipulationen nicht wirklich weiter…
Insgesamt ist GOD OF WAR – ASCENSION immer noch ein richtig gut gelungenes Action-Adventure geworden. Hier verhält es sich wie beim Wetter mit tatsächlichen und gefühlten Temperaturen. Die tatsächliche Schlusswertung des Spiels ist wahrscheinlich relativ gut, da man den Titel aber zwangsläufig mit allen anderen GOD OF WAR-Spielen vergleichen wird, ist die gefühlte Wertung deutlich schlechter ausfallen, da man an sehr vielen Stellen erst einmal mit der Enttäuschung klar kommen muss, dass es den Machern nicht gelungen ist, noch einmal etwas draufzusetzen. Andererseits: hättet ihr damit gerechnet, dass man God Of War 3 noch besser hätte machen können? Aber da man das auch schon bei God Of War und God Of War 2 gedacht hatte, bestand nichtsdestotrotz Hoffnung. Nun bleibt die Hoffnung, dass nach GOD OF WAR – ASCENSION der gute Kratos endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen kann…