Achtung, Vorabinfo: aufgrund massiver Informationsflut zu HEAVY RAIN und der daraus resultierenden Extrem-Spoiler-Gefahr habe ich mich dazu entschieden, den Großteil des Spieletests zu HEAVY RAIN zu einem Zeitpunkt zu schreiben, wo ich grundsätzlich meine Meinung gebildet habe, aber bei weitem noch nicht alles im Spiel gesehen habe oder gar das Ende kennen würde. Lediglich das Fazit wird es erst nach Spielende geben.
Willkommen in einer neuen Welt der Spieleerfahrung! HEAVY RAIN erfüllt all das, was am Anfang versprochen wurde: eine in der Form noch nie da gewesen Intensität beim Spielen, bei der die Grenzen zwischen Spielfilm und Videospiel nahezu verschwimmen. Wir befinden uns in einem interaktiven Thriller, der deutlich mehr Entscheidungsfreiheiten lässt als beispielsweise „Final Destination 3“, der aber auch weit weniger Spiel ist, als wir das von gewöhnlichen Titeln her kennen. Eigentlich ist die Steuerung abgesehen vom linken Analog-Stick ebenfalls nicht so, wie wir das kennen. Mit diesem schauen wir uns um und bestimmen die Richtung, in die man sich mit R2 (gut, das kennt man noch von Rennspielen) in Bewegung setzt. Sämtliche andere Aktionen werden durch Quicktime-Events geregelt, die über die entsprechenden Tasten aktiviert werden, über die Sechsachsen-Steuerung im Controller oder aber durch Bewegungsabläufe auf dem rechten Analogstick. Ein Beispiel gefällig? Wenn ihr euer Portemonaie ziehen wollt, werden auf dem Monitor bestimmte Pfeilrichtungen angezeigt: nach oben (Charakter schaut in der Jacken-Innentasche nach), nach links (linke Hosentasche), nach rechts (rechte Hosentasche), um letztendlich eine Bewegung von der Mitte nach rechts und anschließend zur Mitte unten zu vollziehen (rechte Gesäßtasche). In solchen Situationen ahmt die Steuerung die Bewegung des Arms nach. An anderer Stelle bewegt ihr den Controller auf und ab, um einen Orangensaft zu schütteln. Ansonsten habt ihr noch die Möglichkeit, über die L2-Taste jederzeit die Gedanken der Spielfigur zu hören.
Inhaltlich befindet ihr euch auf der Spure des sogenannten Origami-Killers, der in der verregneten Stadt sein Unwesen treibt. Ob nun als Privatdetektiv, FBI-Profiler, Reporterin oder als zu einer Prüfung gezwungenes Opfer, wechselt regelmäßig. Alle vier Charaktere haben ihre eigenen Macken und Gewohnheiten, die ihr durch eure Entscheidungen bis zu einem gewissen Grad mitprägt: seid ihr eher verständnisvoll in eurer Vorgehensweise, oder doch lieber hart und kompromisslos? Geht ihr auf andere Leute ein, oder zieht ihr euer eigenes Ding durch?
Bislang habe ich erst ein einziges Spiel gespielt, was im Ansatz ein ähnliches Prinzip verfolgt hat wie HEAVY RAIN. Nein, ich rede nicht von dem (inoffiziellen) Vorgänger Fahrenheit (der ist leider an mir vorbei gegangen, wird aber bei Gelegenheit angetestet), sondern von dem ewig alten PC-Spiel Phantasmagoria 2. Auch hier hatte man recht viel „drumherum“ zu erledigen, was nicht zur Haupthandlung direkt dazugehört hat, aber entscheidend war, um sich mit der eigenen Spielfigur zu identifizieren, und genau das ist es auch, was an HEAVY RAIN so fasziniert: je weiter ihr euch auf das Spiel und seine Geschichte einlasst, umso intensiver wird das Spielgefühl, und seid ihr erst einmal durch, wollt ihr auch noch erfahren, wie die alternativen Enden des Spiels aussehen, denn: hier gibt es wirklich jede Menge Möglichkeiten, jede noch so kleine abweichende Aktion eurerseits kann entscheidend sein für das weitere Spiel.