Ico – Shadow of the Colossus (Playstation 3)

HD-Remakes, wohin das Auge reicht. Manche Leute mögen sich fragen, ob den Spielherstellern die Ideen ausgehen, oder ob es hier lediglich um eine gemeine Abzocke geht. In vielerlei Hinsicht haben die HD-Remakes der vergangenen Monate aber auch einen positiven Nebeneffekt. Auf diese Weise haben nämlich viele Spieler die Gelegenheit, sich Klassiker vorheriger Spielkonsolen doch noch zu Gemüte zu führen. Zudem kommen die Remakes in der Regel zum Nice-Price in den Handel. So auch das Doppelpack ICO / SHADOW OF THE COLOSSUS, bei dem gleich zwei Highlights von der Playstation 2 portiert wurden.

Es müssen nicht immer bombastische Inszenierungen sein, die ein Spiel liebenswert machen. Manchmal sind es auch einfach die kleinen, netten Ideen, die hier ausreichen. Bei ICO spielt ihr eine kleine Teufelsfigur, die in einem riesigen Turm in einer Art Sarkophag vom eigenen Volk eingesperrt wird. Ein Beben lässt euer Gefängnis aus seiner Nische kippen, wodurch ihr frei seid. Unter der Decke hängt ein Käfig mit einem weißen Engelswesen, das ihr dann befreit und ihm versprecht, es aus dem Turm zu schaffen. Problematisch dabei: nur der kleine Protagonist kann gut klettern und springen, und deswegen müsst ihr an vielen Stellen nach einer Möglichkeit suchen, das Mädchen Yorda auf anderem Weg zu eurer Position zu bringen, denn das Schloss birgt Gefahren. Aus dem Schatten erstehen finstere Gestalten, die Yorda schnappen und ins Dunkel zerren wollen. Sie ist eher wie ein Reh: vor Schreck wie erstarrt, und nur ihr könnt sie durch Schläge gegen die Wesen erretten.
Durch die einheitlich triste Grafik und die fast schon monochrome Farbgebung erzeugt ICO eine eindringliche Atmosphäre, die euch bedrückt und ebenfalls nach der Freiheit sehnen lässt. Die vielen knackigen Rätsel werden euch eine lange Zeit beschäftigen. Lediglich die Tatsache, dass Yorda für jeden einzelnen Meter, den sie sich bewegen soll, gerufen werden muss, kann ganz schön anstrengend sein.

SHADOW OF THE COLOSSUS arbeitet mit ganz anderen Mitteln. Hier gibt es eindrucksvolle Bossfights (und sonst eigentlich nichts). Protagonist Wanda hat seine große Liebe verloren (ja, ein viel zu oft bemühtes Motiv), und nur, wenn er sechzehn Kolosse besiegt, hat er eine Chance, seine Liebe wieder in die Arme schließen zu können. Bewaffnet mit einem Schwert sowie Pfeil und Bogen macht ihr euch auf den Weg in eine offene Welt, in der die sechzehn Kolosse ihr Unwesen treiben. Mit eurem Pferd reist ihr durch die Lande und folgt dem Leuchten eures Schwertes, das euch die Richtung weist.
Die sechzehn Monstren, gegen die ihr antreten, sind mythologischen Kreaturen nachempfunden und weisen unterschiedliche Schwachstellen auf. Da ein Fehler hier tödliche Folgen hätte, empfiehlt es sich, den Gegner zunächst eine weile zu beobachten und nach einer Möglichkeit zu suchen, wie ihr ihn besiegen könnt. Denn einfach nur blind drauflos zu schlagen oder schießen führt in der Regel nicht zum Ziel. Hier gilt es eher, wie bei den großen Bosskämpfen aus den „God of War“-Spielen erst einmal einzelne Körperteile zu bearbeiten (die ihr gegebenenfalls erst einmal erklettern müsst), um den Koloss erst einmal zu schwächen…

Wie auch schon bei vielen der anderen HD-Remakes, ist es auch hier der Fall, dass die HD-Überarbeitung nicht in der Lage ist, grafisch gegen ein komplett neu programmiertes Spiel anzustinken. Sicherlich bedingt besser zum Original, allerdings nach heutigen Maßstäben eher Mittelmaß. Beide Spiele verzichten auf Sprachausgabe, dafür habt ihr bei beiden Spielen aber eine dichte Atmosphäre, die heutzutage nur noch wenige Spiele erreichen. Der fordernde Schwierigkeitsgrad der Titel lässt euch sicherlich so manches mal verzweifeln, machbar sind aber beide. Wer also ICO und SHADOW OF THE COLOSSUS auf Playstation 2 verpasst hat, kann hier getrost zugreifen, sofern er mit leichteren Abstrichen in der Grafik-B-Note leben kann und mehr Wert auf ein intensives Spielgefühl legt.