Mit L.A. NOIRE bleiben Rockstar Games ihrem Motto treu, Spiele auf den Markt zu bringen, die eben nicht wie jedes andere wirken. Die Geschichte um einen Polizisten, der seinen Dienst eifrig und gewissenhaft verrichtet und nach und nach nicht nur einen Verbrecher nach dem anderen festnimmt, sondern dadurch auch in Rang und Ansehen im Polizeipräsidium steigt und entsprechend die einzelnen Station von Streifendienst bis hin zur Mordkommission durchläuft, fühlt sich bei näherer Betrachtung nicht direkt nach Videospiel an, sondern vielmehr wie ein miterlebbarer Film, ähnlich „Heavy Rain“, welches aber noch eine ganze Spur anders an diese Idee gegangen ist…
Los Angeles in den Fünfzigern. Das ist der Spielplatz, auf dem ihr euch in der Uniform von Phelbs (ja, und später dann halt nicht in Uniform, sondern im Anzug) austoben könnt. Phelbs, der als Soldat schon eine steile Karriere hinter sich hat und von dort aus zu den Cops gewechselt hat, fängt als kleiner Streifenpolizist an und lernt relativ schnell, wie der Hase auf den Straßen von L.A. läuft. Eine beachtliche Aufklärungsquote bringt ihn natürlich die Karriereleiter hinauf. Zum Ende der Story hin bekommen die Fälle, die er zu bearbeiten hat, auch einen persönlichen Bezug, bis dahin ist er eher das Arbeitstier, dem man so ziemlich alles vorsetzen kann: Phelbs löst die Sache auf! Und die Art der Verbrechen sind vielseitig.
Anders hingegen sind die Lösungsmittel, die euch als Spieler zur Verfügung stehen. Zunächst einmal werdet ihr zu einem Tatort gerufen. Hier untersucht ihr die Umgebung nach Beweisen. Alles, was Phelbs erst einmal auffällig erscheint, signalisiert euch das Spiel durch Vibrations-Feedback. Auf Knopfdruck untersucht ihr dann den Gegenstand des Interesses, und entweder ist etwas Brauchbares dabei, oder es handelt sich um Abfall. Habt ihr alles gesichtet, was es zu sichten gibt (von Seiten der Programmierer), verstummt die Hintergrundmusik, und ihr könnt euch an die Zeugenbefragung machen. Entweder direkt vor Ort, oder aus den bislang ermittelten Spuren ergeben sich Ziele, die ihr abklappert und dort weiterschaut. Bei der Zeugenbefragung achtet ihr genau auf euer Gegenüber, denn ob die Person lügt oder die Wahrheit spricht, müsst ihr schon am Gesicht und Verhalten erkennen. Im Anschluss könnt ihr entweder die Aussage für wahr abnehmen, anzweifeln oder, wenn ihr etwas in der Hinterhand habt, auch mal einen Zeugen der Lüge bezichtigen.
Habt ihr irgendwann den Täter gestellt, kommt es unter Umständen zum Handgemenge oder sogar zu einer Schießerei. Eventuell müsst ihr natürlich, wie sich das für die Straßen von L.A. gehört, auch erst einmal eine Verfolgungsjagd erfolgreich beenden.
Spannend und spaßig soweit, aber leider auch etwas zu einfach gestrickt, denn mehr Abwechslung gibt es leider nicht bei L.A. NOIRE. Die Steuerung ist eingängig, die Grafik absolut in Ordnung (jede Figur hier wurde via Motion Capturing Verfahren digitalisiert und es wurden eine Menge bekannter Schauspieler eingesetzt), auf eine deutsche Synchronisation hat man zugunsten der verdammt guten englischen Tonspur verzichtet und diese lediglich mit Untertiteln bestückt. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, wird entsprechend zwar keine Schwierigkeiten bekommen, dem Spiel zu folgen, verpasst aber einiges an Atmosphäre.
Wer ein weiteres GTA-ähnliches Spiel erwartet hat, das in den 50ern spielt, wird sicherlich von L.A. NOIRE enttäuscht sein, denn obwohl die Stadt frei befahrbar ist, hat der Titel nichts von einem Open World Spiel. Insgesamt hangelt ihr euch durch einundzwanzig linear aufgebaute Fälle (und ein paar Nebenjobs im Vorbeifahren), ohne etwas vom Stadtleben frei erfahren zu können, sondern ihr bekommt wirklich nur das zu sehen, was die Story euch zu sehen gibt. Da das Spiel eher wie ein Film aufgebaut ist, wäre alles andere auch sicherlich schwierig zu realisieren gewesen, nichtsdestotrotz ist dies ein Punkt, den Puristen anmakeln könnten. Uns hat L.A. NOIRE jedenfalls sehr viel Vergnügen bereitet, da man zwar als Spieler eher unterfordert wird, dafür aber eine unglaublich spannende Geschichte erzählt bekommt, die man quasi selbst mitgestalten darf. Klasse und eben nicht das, was es irgendwie immer zu spielen gibt.