Lost Planet 2 (Xbox 360)

Auf dem Planeten E.D.N. III herrscht frostige Kälte. Zumindest dachten wir das bislang. Seit wir uns durch „Lost Planet – Extreme Conditions“ gefeuert haben, sind dort allerdings auch inzwischen zehn Jahre vergangen, und thermische Aktivitäten haben dazu geführt, dass aus den Eiswüsten, die wir nur allzu gut kennen, nun an manchen Stellen eine grüne Hölle erwachsen ist. Wer dachte, dass sich die Akriden nur unter den Schnee- und Eismassen gut verstecken können, der irrt gewaltig. Aber die Akriden sind nicht das einzige, womit wir im Dschungel rechnen müssen…

Capcom hat mit LOST PLANET 2 ein klares Ziel definiert, welches sie auch bestens bewerkstelligen. Im absoluten Vordergrund des Spiels steht der Multiplayer-Modus, egal, ob nun in Form einer kooperativen Story (mit bis zu drei weiteren menschlichen Mitspielern) oder im klassischen Mehrspieler-Modus: alleine seid ihr so gut wie nie unterwegs, es sei denn, ihr schaltet eure KI-Kompagnons im Offline-Modus ab und erschwert euch die Sache damit nur unnötiger Weise.
Des einen Freud, des anderen Leid: das merkt man dem Spiel zu jeder Sekunde an, was nicht immer förderlich auf die erzeugte Stimmung wirkt. Kann man sich damit aber abfinden, offenbart LOST PLANET 2 auch gerne schnell seine großen Stärken!

Die Landschaft, in Teil eins noch relativ triste Eisflächen, Schneeverwehungen und karge Höhlen, ist im wahrsten Sinne des Wortes wie ausgewechselt. Dichtes Dschungelwerk, große Wasserflächen, scheinbar aus Blechplatten vor Urzeiten zusammengeschweißte Gebäudekomplexe in Containertechnik, all das bildet eine großartige Kulisse für heiße Feuergefechte zwischen Mensch und Mensch sowie Mensch und Akriden…
Gerade letztere sind einmal mehr bombastisch inszeniert, wenn ein Monstrum der „Kategorie G“ aus dem Boden hervorbricht und für Verwüstung sorgt. Diese Bossfights fordern all euer Geschick, und gerade hier empfiehlt es sich, im Team zu arbeiten.

Das Speichersystem von LOST PLANET 2 gehört nicht gerade zu dem, was man aktuell von einem Spiel erwartet. Gespeichert wird erst am Ende eines jeden Kapitels (Achtung: ein Kapitel besteht aus mehreren einzelnen Missionen!!!), unterwegs gibt es aber immer wieder Respawn-Punkte, an denen ihr wieder erscheint, solltet ihr mal das Zeitliche segnen, solange aus eurem Team noch jemand am Leben ist. Auch das ein Zeichen dafür, dass man mehr Wert auf Multiplayer legt, anstatt an den klassischen Einzelkämpfer zu denken.

LOST PLANET 2 spielt sich wie die meisten klassischen 3rd-Person-Shooter aus der Verfolgerperspektive. Das Deckungssystem funktionier recht gut, auch wenn es manches mal etwas mühselig ist, aus der Deckung heraus zu feuern. Ebenfalls wieder mit dabei ist der Greiferhaken, mithilfe dessen ihr in kurzer Zeit eure Position verändern könnt, sei es vertikal oder horizontal. Ihr könnt jederzeit eine „leichte“ und eine schwere Waffe mit euch herumtragen (wobei eine abmontierte Gatling ebenfalls noch zu den leichten zählt), Granaten unterschiedlichster Sorten komplettieren die Ausrüstung, die ihr mitführen könnt…

…aber es gibt ja auch noch die Ausrüstung, „die euch mit sich führt“, nämlich die Vital Suits, die man auch schon aus Teil 1 kennt. Neben den großen und schweren Kampfkolossen gibt es dieses mal auch noch kleinere Kampfanzüge, die eher wie eine dicke Panzerung funktionieren und euch in eurer Bewegungsfreiheit nur bedingt einschränken. Egal, ob groß oder klein, solltet ihr irgendwo so ein Ding herumstehen sehen, solltet ihr es euch krallen, denn die Vital Suits bieten enorme Vorteile, zumindest im Kampagnen-Modus.

Im ebenfalls sehr guten Multiplayer ist es eher empfehlenswert, schnell und wendig zu bleiben, denn die riesigen Kraftprotze ziehen relativ schnell sämtliches Feuer auf sich. Im Onlinemodus können übrigens bis zu 16 Spieler gleichzeitig antreten, die Spielvarianten bieten die genretypischen Standards. Ebenfalls mittlerweile fast schon zum Standard geworden ist das Rangsystem, bei dem ihr euch nach und nach in der Hierarchie hocharbeitet.

Von der Präsentation her ist LOST PLANET 2 eine klare Steigerung zum ersten Teil (hier dreht die neue Grafik-Engine „MT Framework 2.0“ richtig auf), vor allem die bombastischen Endgegnerkämpfe machen jede Menge her. Was Atmosphäre und Story betrifft, musste der Titel Lost Planet allerdings ein wenig Federn lassen, woraus die Entwickler aber auch keinen Hehl machen.
Wer einen actionlastigen Koop-Shooter oder einen Online-Multiplayer sucht, bei dem die Story nicht ganz so wichtig ist, der ist hier bestens beraten. Die klassischen Singleplayer sollten sich aber bewusst darüber sein, dass sie hier eventuell ein wenig kurz kommen.