Korruption, Glücksspiel, Autodiebstahl, Hehlerei… Willkommen in der Unterwelt. Bei MAFIA 2 geht ihr den Weg zusammen mit Vito Scaletta die Kariereleiter bei der Mafia hoch. Dabei ist Vito eigentlich nur ein junger Mann, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist, die falschen Freunde hat und ansonsten das Herz eigentlich am Resten Fleck zu sitzen haben scheint. 2K Czech präsentieren ein OpenWorld-Spiel, das dieses Flair gekonnt einfängt, allerdings auch genauso gut ohne offene Welt ausgekommen wäre.
Anfänglich ist man bei OpenWorld-Spielen irgendwie immer geneigt, vergleichende Werbung anzustellen, und natürlich liegt kaum ein Vergleich näher als der zur GTA-Reihe. Wir wollen uns aber lieber auf das konzentrieren, was MAFIA 2 ausmacht.
Anfänglich fühlt man sich zunächst in einen 3rd-Person WW2-Shooter versetzt, denn genau da startet die Geschichte um Vito Scaletta. Nachdem der Einwanderer in Amerika bei einem Ladendiebstahl erwischt wird, schickt man ihn an die Front nach Europa. Hier wird er irgendwann (nachdem wir uns grundlegend mit der Steuerung vertraut gemacht und die erste Action absolviert haben) angeschossen und darf nach Hause zum Auskurieren. Sein alter Kumpel, der ihm den ganzen Ärger in gewisser Weise eingebrockt hat, will dies wieder gut machen, und verschafft ihm saubere Papiere, sodass er nicht wieder zurück an die Front muss. Doch auch bei seiner Mutter und Schwester läuft nicht alles blendend. Kurz vor seinem Tod hat sich Vitos Vater verschuldet, und die Kredithaie hocken nun den Damen des Hauses im Nacken. Vito muss innerhalb kürzester Zeit eine Menge Geld verdienen. Wieder bietet ihm Joe seine Hilfe an und bringt Vito damit in die Mafiaszene… Der Rest der Geschichte dürfte insgesamt klar sein, wir wollen aber nicht allzu viel im Vorfeld verraten.
Empire Bay, so heißt die Stadt, in der MAFIA 2 spielt. Eine Stadt, deren größter Pluspunkt in Sachen Open World die realistische Polizei ist: fahrt ihr zu schnell, haben die Hüter des Gesetzes ein Auge auf euch, schießt ihr auf offener Straße, selbstverständlich ebenso. Ihr könnt zwar den Verfolgungsjagden entkommen und dann unauffällig weiterfahren, kommt euch die Polizei allerdings zu nahe, erkennen sie euer Kennzeichen wieder und die Hatz geht weiter. Hierfür müsst ihr dann ab und an in Werkstätte fahren, um euer Auto „neutralisieren“ zu lassen, oder ihr verwendet fortan einfach ein anderes Auto, denn: auch in MAFIA 2 steht es euch frei, herumstehende Autos zu knacken und im Anschluss damit davon zu fahren…
Geratet ihr einmal in ein Feuergefecht, so gilt: Deckung ist die halbe Miete, gutes Zielen die andere Hälfte. Zwar gibt es in Empire Bay die Möglichkeit, euch Waffen zu kaufen, in der Regel findet ihr aber genug, was ihr den Gegnern abnehmen könnt, und wenn ihr euch nicht allzu ungeschickt anstellt, seid ihr mit jeder Waffe recht tödlich unterwegs. Gleiches gilt allerdings auch für eure Gegner: wenn ihr zu viel einsteckt, liegt ihr ganz schnell am Boden…
Ähnlich wie in anderen OpenWorld-Spielen erhaltet ihr die Aufgaben von unterschiedlichen Personen, könnt, auf der Karte euer nächstes Ziel angeben, oder aber ihr bewegt euch frei in der Stadt. Doch Empire Bay bietet leider nicht ganz so viel Freizeitbeschäftigungen wie GTA IV, und die optionalen Geschäfte, in denen ihr Kleidung und Waffen besorgen könnt, sind eigentlich eher schmückendes Beiwerk als missionswichtige Inhalte. Daher: grundsätzlich hätte MAFIA 2 sicherlich auch in einer nicht-offenen Welt funktioniert. Wichtiger ist hierbei vielmehr, dass es den Machern gelungen ist, die 40er und 50er Jahre gut einzufangen, nicht nur durch Kleidung, Gebäude und Autos, sondern auch durch die musikalische Untermalung im gesamten Spiel.
Grafisch, klanglich und vom Handling her kommt ihr also bei MAFIA 2 voll auf eure Kosten. Sollte euch der OpenWorld-Aspekt allerdings insbesondere wichtig erscheinen, so müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass sich das Spiel eher linear gestaltet. Was ebenfalls ein wenig negativ aufstoßen könnte: nach der anfänglichen Szene in Europa wird es erst einmal etwas ruhiger um Vito, ihr müsst also schon ein wenig Geduld haben, denn man wird nun einmal nicht von jetzt auf gleich Killer bei der Mafia, sondern muss sich erst einmal durch ein paar Botengänge und andere eher unspannende Tätigkeiten das Vertrauen der Mittelsmänner verdienen. Später dann dreht das Spiel allerdings deutlich auf.
Für mich, der ich nicht unbedingt auf offene Welt und Freiheit stehe im Bereich Videospiele, ist MAFIA 2 nicht nur eine weitere Option, sondern eher GTA IV vorzuziehen, auch wenn ich das neuzeitliche Gaunerepos ebenfalls unglaublich gut gelungen fand. MAFIA 2 nimmt mich einfach mehr bei der Hand und erklärt mir, was ich zu tun habe, damit es in der Geschichte weiter geht, und genau das ist es was ich will: eine Geschichte erleben, nicht selbst eine erfinden!