Das Videospiel zum Film Saw hat mich vor etwa einem Jahr recht gut unterhalten, obwohl doch die eine oder andere Macke darin steckte. Als Fan der Filmreihe bin ich natürlich entsprechend gespannt gewesen, wie sich denn wohl SAW II: FLESH AND BLOOD entwickelt haben würde. Kurz zusammengefasst: an mancher Stelle hat sich etwas verbessert, dafür sind andere Dinge so geblieben oder haben sich ein wenig verschlechtert. Der erste Gesamteindruck ist: insgesamt besser als Teil 1, aber noch entfernt von der optimalen Mischung. Warum? Lest selbst!
Die düstere Stimmung, die auch die Filme umgibt, sowie die sehr brutalen Foltermaschinen, sind erneut sehr gut in Szene gesetzt. Die Handlung des Spiels bringt uns in eine Zeit zwischen Film 1 und Film 2. In der Rolle von Michael Tapps, dem Sohn des Detectives aus Teil 1, befindet ihr euch in einem von Jigsaw präparierten Gebäude (das von der Art her leider doch teilweise stark an Teil 1 des Spiels erinnert), in dem ihr euch erneut barfuß durch die Gänge tastet, regelmäßig auf andere Spielteilnehmer stoßt, die euch ans Leder wollen, und ab und zu mal vor großen Tötungsapparaten steht, in denen irgendwelche Leute stecken, die in bestimmter Art und Weise mit eurem Vater in Kontakt standen. Ob nun Freund oder Feind, ist nicht immer sofort gewiss. Positiv: das Kampfsystem hat nichts mehr mit dem ungelenken Gestokel vom Vorteil zu tun, sondern wurde durch Quicktime-Events ersetzt, die allerdings auch ein gutes Timing erfordern. Wer hier zu hastig drückt, beweist zwar, dass er erkannt hat, welche Taste gedrückt werden müsste, liegt aber nicht im abgesteckten Zeitfenster, das ähnlich bei einem Tachometer als gekennzeichneter Bereich angezeigt wird, auf dem sich eine Markierung relativ schnell bewegt.
Die Rätsel an sich sind teilweise recht knifflig, wiederholen sich nach einer Zeit aber auch recht fix wieder, insbesondere das Schlösserknacken oder Stromkastenüberbrücken verliert bald an Reiz. Die Todesfallen dafür sind stellenweise recht fordernd, bieten aber auch freundlicher Weise faire Rücksetzpunkte…
Wie auch schon im ersten Teil, steht und fällt alles mit der Stimmung, die das Spiel verbreitet, und die passt. Dass sich im Bereich Grafik und Klang nicht sonderlich viel getan hat, kann man da fast verschmerzen, auch, wenn SAW II: FLESH AND BLOOD nicht mehr ganz zeitgemäß aussieht. Ich hätte mir noch ein etwas höheres Spieltempo erwünscht, der Weg durch die Gänge, die manches mal einfach nur leere Gebäudebereiche miteinander verbinden, in denen es nichts zu entdecken gibt, werden euch ebenso nerven, wie die etwas zu lang geratenen Ladezeiten.
Wer Fan der Filmserie ist, wird auch mit SAW II als Videospiel glücklich werden. Eines der größten Mankos des Vorgängers, das mehr oder weniger auf Glück basierende Kampfsystem, bei dem die träge Steuerung häufig zum ungewollten (und unverdienten) vorzeitigen Ableben geführt hat, wurde nun schon einmal verbessert, wobei ich aber nicht von optimiert sprechen will…
So sich denn genug Interessenten für dieses Spiel finden, und es eine weitere Fortsetzung geben wird (wie bei den Filmen ist auch hier zu erwarten, dass man die Marke SAW völlig ausreizen will), hoffe ich auf ein noch schnelleres Spieltempo, abwechslungsreichere Minispiele, knifflige Rätsel und dann auch bitte eine aufpolierte Grafik, die nicht noch einmal in einer heruntergekommenen Hausruine spielen sollte. Der Witz mit zerbrochenem Glas auf dem Fußboden und einem barfüßigen Protagonisten ist inzwischen ebenso verbraucht wie der Effekt der mit Drogenspritzen vollgefüllten Toilette, in der ihr nach einem Schlüssel angeln müsst…