Schon seit ein paar Tagen bin ich nun krank. Bevor jemand „gute Besserung“ ruft: es handelt sich um Rennfieber. Egal, ob nun bei Drift 2 auf Rallye-Strecken, oder tragbar bei Gran Turismo oder Motorstorm Arctic Edge, derzeit dreht sich alles um schnelle Autos und tolle Rennstrecken. Mit NEED FOR SPEED SHIFT kommt jetzt ein weiterer Kandidat ins Rennen um die Rennspielkrone, der mich ebenfalls von Startlinie bis zur schwarz-weiß-karierten Zielflagge begeistern kann.
Die Reihe NEED FOR SPEED hat schon relativ viele Wandlungen hinter sich, vom Straßenrennen gegen die Polizei bis hin zum Tuningmonster. Bei SHIFT geht es auf gewöhnliche Rennkurse, mit einer Vielzahl an auswählbaren Autos, die ihr obendrein noch tunen und mit besseren Einzelteilen ausstatten könnt, wie es euch passt. Kern des Spiels ist der Karrieremodus, bei dem ihr allerlei Sachen freifahren könnt: pro Strecke gibt es eine gewisse Anzahl von Sternen zu erfahren (drei für den ersten Platz, zwei für den zweiten, einen für den dritten, bis zu zwei Sterne für Stilpunkte sowie Sterne für zusätzliche Rennaufgaben wie Gegner drehen, Kurven sauber zu durchfahren, schnellste Rundenzeiten etc.), zudem erhaltet ihr für saubere und / oder aggressive Fahrweise Stilpunkte, die ihr stufenweise auch als Sterne vergütet bekommt. Zudem bestimmen die Stilpunkte euer Fahrerlevel sowie eure Fahrausrichtung (und obendrein gibt es dann noch ein „Rangabzeichen“ dafür). Mit steigendem Level werden auch zusätzliche Optionen freigeschaltet. Die Sterne, die ihr ergattert habt, bestimmen zudem, bis zu welcher Schwierigkeitsstufe ihr mitfahren dürft.
Für besondere Aktionen wie Windschattenfahrten, saubere und unsaubere Überholmanöver etc. gibt es noch zusätzliche Belohnungen. Und wer jetzt das Gefühl hat, bei dem ganzen Belohnungssystem den Überblick verloren zu haben: im Spiel ist das deutlich übersichtlicher gehalten, und viele der Dinge erledigen sich eh wie von selbst.
Gleich zu Beginn eurer Karriere macht ihr eine Testfahrt, anhand der das System euren Fahrstil und euer fahrerisches Können ermittelt. Hierbei werden dann automatisch Schwierigkeitsgrad, Fahrhilfen, Schadensoptionen (nur optisch oder auch mit Auswirkungen auf das Fahrverhalten) und dergleichen festgelegt. Anschließend könnt ihr entweder mit blindem Vertrauen direkt weitermachen, oder die für euch ermittelten Einstellungen bei einer zweiten Testfahrt überprüfen bzw. ggf. gleich im Vorfeld noch nach eigenem Ermessen umstellen.
Irgendwann startet dann die große Karriere. Mit einem geliehenen Wagen geht es auf die erste Rennstrecke, wo ihr durch eine möglichst gute Position den Grundstein eurer Karriere setzt und euch dann entsprechend ein Auto dafür zulegt. Während sich die ersten Rennen noch moderat schaukeln lassen, werdet ihr früher oder später auch mal dazu übergehen, eure Wagen mit Upgrades zu versehen. Hier werdet ihr eine gewisse Ähnlichkeit zu Gran Turismo erkennen, denn die Verbesserungen für die Fahrzeuge sind in nahezu identischen Kategorien anwählbar.
Das Handling der Autos auf den Pisten reicht von „simulationsnah“ bei komplett abgeschalteten Fahrhilfen bis hin zu „arcadelastiger Steuerung“, wenn alles eingeschaltet ist. Die gegnerischen Fahrzeuge werden euch das Leben auf den Strecken so schwer wie möglich machen, lassen sich aber dennoch durch geschicktes Ansaugen gut überholen, oder aber ihr gebt ihnen einen gezielten Schubser und dreht die Karosserie um 180°. Schnell habt ihr raus, wie ihr vor Kurven anzubremsen habt und wie viel Gas ihr geben dürft, damit das Heck nicht oder nur gewollt ausbricht.
Das Fahrverhalten der einzelnen Wagen ist individuell unterschiedlich, sodass ihr euch teilweise erst an eine leicht abweichende Fahrweise zu eurem vorherigen Auto umgewöhnen müsst.
Optisch und klanglich ist NEED FOR SPEED SHIFT ein Traum von einem Videospiel. Der Krach auf der Rennstrecke dröhnt herrlich in den Ohren, kommt es mal zum Crash, dann scheppert es ordentlich (begleitet von einem Graufilter sowie künstlicher Unschärfe auf dem Monitor, die die Desorientierung des Fahrers simulieren soll).
Die Fahrzeuge sind detailliert und auch vom Schadensmodell her schick ansehnlich, die Strecken bieten genügend Abwechslung, und auch neben der Strecke (und teilweise darüber) gibt es genug zu entdecken, was den Realismus des Spiels steigert. Die Zeiten, wo am Rand einer Rennstrecke unbewegliche Pappkameraden als Zuschauer hinprogrammiert wurden, sind glücklicher Weise vorbei.
Häufig unterschlagen, hier zumindest kurz angerissen: selbstverständlich habt ihr bei NEED FOR SPEED SHIFT auch die Möglichkeit, Online gegen Freunde zu fahren. Hier finden sich die gängigen Spielmodi, aber zudem gibt es noch eine kleine Besonderheit: alles, was ihr Online im Multiplayer-Modus freispielt, wird eurem Konto im Karrieremodus gutgeschrieben. Wer also abwägt, ob er eine Runde gegen Freunde fährt oder lieber an der eigenen Karriere weiterbastelt, kann unbesorgt mit den Freunden fahren, denn auch das ist ja irgendwie Karrierearbeit.
NEED FOR SPEED SHIFT traut sich erneut, die Reihe umzukrempeln und neu anzufangen, wo andere Rennserien ein wenig auf der Stelle treten. Mit dem neuen Teil wagt man sich in die Domäne von Gran Turismo, und schafft es auch (zumindest gemessen an Gran Turismo 5 Prologue), sich hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu liefern.