Overlord II (Xbox 360)

Manchmal macht es einfach nur Spaß, böse zu sein. Insbesondere dann, wenn dies in einem Videospiel geschieht und so witzig präsentiert wird wie bei OVERLORD II. Als böser Herrscher über eure Schergen gilt es, eure Macht zu vergrößern, euren Thronsaal mit Kriegsbeute auszuschmücken und in der Oberwelt Gebiete zu erobern. Dass ihr dabei nur recht selten selber aktiv ins Geschehen eingreifen müsst und ansonsten lediglich Befehle erteilt, verstärkt nur das Gefühl von Macht.

In der Oberwelt ist Schlechtwetter für böse Magier angesagt. Das Kaiserreich (dessen Soldaten, Strukturen und auch Angriffsformationen sehr stark an das römische Reich erinnern) hat die Herrschaft übernommen und beschützt die Dörfer vor allem Übel. Dass ihr da andere Pläne habt, dürfte klar sein. Aber zunächst gilt es, als kleiner Dreikäsehoch das Vertrauen der Schergen zu gewinnen, damit diese euch als ihren Meister anerkennen. Und schon befinden wir uns in der ersten Mission des Spiels, die eigentlich nur eine Tutorial-Funktion erfüllen dürfte, denn: das eigentliche Spiel spielt erst viele Jahre später. Ihr seid von den Schergen als Overlord anerkannt und sollt nun die Herrschaft auf der Oberwelt zurückerlangen.
Wie ihr mit den Zivilisten dabei umgeht, bleibt euch überlassen: entweder ihr unterjocht die Menschen, oder aber ihr bringt alle um. Süße kleine Robbenbabys dienen als Upgrade-Sammelobjekte genauso wie kleine Gnomen, total entspannte und naturverbundene Elfen machen euch das Leben schwer, natürlich gibt es unter den Zivilisten auch wehrhafte Männer, die euch ans Leder wollen, und letztendlich ist natürlich auch das Kaiserreich gegen euch.
Als Overlord stehen euch ein paar magische Fähigkeiten zur Verfügung, ihr seid recht geübt im Umgang mit scharfkantigen Hiebwaffen, und natürlich habt ihr ja auch noch einen kleinen Trupp Schergen unter Kontrolle, die euch jeden Wunsch von den Lippen ablesen und natürlich alle Schätze brav bei euch abliefern. Bei den Schergen gibt es unterschiedliche Rassen: braune Schergen sind gute Nahkämpfer und können auf Wölfen reiten, rote Schergen sind geübt im Umgang mit Feuer, grüne Schergen stehen für Gifte und können auf dem Rücken von Spinnen auch Hindernisse überwinden, und die blauen Schergen sind in der Lage, Heilkräfte freizusetzen. Die richtige Kombination von Schergen ist entscheidend für den Erfolg eurer Missionen, doch zunächst müsst ihr den Aufenthaltsort der roten, grünen und blauen Schergen erst einmal finden.

Grafisch macht das Spiel eine Menge her, insbesondere die Landschaftsdetails sind stellenweise überwältigend. Die Mimik und Gestik der Schergen ist eine Augenweide und trägt zu einem sehr großen Anteil zur Unterhaltsamkeit des Spieles bei, etwa so wie die Gremlins in den gleichnamigen Filmen. Aber auch klanglich ist hier einiges los. Wenn die Schergen anfangen, ihre Sprüche abzufeuern oder wie im Tutorial als Kinder verkleidet beginnen, Weihnachtslieder zu singen, kann man sich ein Schmunzeln in der Regel nicht verkneifen.

Die Fantasygeschichte rund um OVERLORD II stammt übrigens von Rhianna Prachett, der Tochter des berühmten Fantasy-Comedy-Autors Terry Prachett, und scheinbar hat sie sehr gut aufgepasst, wenn ihr Vater seine Bücher geschrieben hat. Der Humor kommt ganz hervorragend rüber.

OVERLORD II ähnelt zwar in vielen Dingen seinem Vorgänger, das ist aber nicht weiter schlimm, denn der erste Teil ist schließlich millionenfach über die Ladentheke gegangen. Dass OVERLORD II obendrein in drei unterschiedlichen Varianten erscheint (denn sowohl Overlord: Dark Legend für Wii als auch Overlord: Minions für Nintendo DS hat unterschiedliche Inhalte und Spielkonzete als Overlord II), dürfte der Popularität des Spiels eigentlich nur zuarbeiten. Wer auf humoristische Strategiespiele mit Actionanteil steht, ist hier absolut richtig. Im Erscheinungsbild ist das Spiel ganz weit vorne, die Steuerung ist eingängig, wenn auch teilweise ein wenig hakelig, also: zugreifen!