Strategiespiele für Videospielkonsolen sind in der Regel Mangelware, denn häufig mangelt es einfach an den Steuerungsmöglichkeiten, die ein PC-Keyboard in Kombination mit einer Maus bieten. Entsprechend werden sämtliche Titel dieses Genres, die für die Konsole umgesetzt werden, mit wässrigem Mund gierig entgegengenommen, um schnellstmöglich herauszufinden, ob man hier endlich einmal einen Titel hat, der auch mit den geringeren Möglichkeiten eines Controllers funktioniert. Mit R.U.S.E. steht nun Echtzeit-Strategie auf dem Plan, in einem Zweiten-Weltkrieg-Setting, mit vernünftiger Grafik, und unter Ubisoft erscheinend sind die Erwartungen entsprechend hoch. Kann R.U.S.E. diese Erwartungen halten?
Gleich zwei Dinge fallen sofort ins Auge und machen ungemein viel Spaß beim Spielen. Zum einen die Übersicht, die ihr in den einzelnen Missionen habt. Dank der Iriszoom-Engine könnt ihr schnell zwischen einer Gesamtkarten-Übersicht bis hin zur Direktverfolgung der ausgewählten Einheit wechseln, und das in beide Richtungen, zu jeder Zeit und stufenlos. Grandios, genau das ist es, was man bei anderen Strategietiteln bislang vermisst hat. Das zweite Element, das bei R.U.S.E. schnell eine große Bedeutung erlangt, ist das Bluff-System. Euch stehen mehrere Kriegslisten zur Verfügung, mit denen ihr die Gegner täuschen könnt (sowohl offline gegen die KI, als auch Online gegen echte Spieler). Hierdurch beschränkt sich das Spiel nicht auf Materialschlachten, die nach dem „Schere, Stein, Papier“-Prinzip ablaufen, sondern bietet zudem eine reichhaltige Bandbreite an Strategien, Finten, schnellen Vorstößen etc. Die Bedeutung von Aufklärungseinheiten war selten so hoch in einem Strategiespiel.
Natürlich bleibt auch nicht aus, die richtigen Einheiten zu erstellen, für Nachschub zu sorgen, ein wenig Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken, und was man sonst noch so bei einem vernünftigen Strategiespiel erwarten darf. All das macht R.U.S.E. recht gut! Dreh- und Angelpunkt bleiben allerdings weiter eure Strategien, Kriegslisten und Bluffs…
Gelegentlich wird das Spiel ein wenig hektisch, wenn ihr innerhalb kürzester Zeit zwischen mehreren Einheiten wechseln müsst, das habt ihr aber mit etwas Übung bald im Griff.
Vom Umfang und Dauermotivation her kann sich das Spiel sehen lassen. Ihr wählt zwischen sechs Achsen- oder Alliierten-Mächten, die allesamt über individuelle Einheiten verfügen.
Wem der Storymodus, der durch kurze, aber gut gelungene Videosequenzen noch einen zusätzlichen Reiz erfährt, nicht genügt, der wird sich über einen mindestens ebenso gut gelungenen Multiplayermodus freuen, bei dem ihr mit insgesamt sieben weiteren Spielern kooperativ oder Gegeneinander in die Schlacht zieht. Wenn euch erst einmal hier der richtige Weg aufgeht, den Gegner hinters Licht zu führen und taktisch klug zum Sieg zu gelangen, habt ihr hinterher ein wirklich gutes Gefühl, denn dann habt ihr echte, logisch denkende Gegner besiegt, nicht nur eine künstliche Intelligenz…
R.U.S.E. überzeugt durch eine gelungene Grafik und einen ordentlichen Sound, vor allem aber durch seine vielfachen Möglichkeiten und seine Bandbreite. Ein wenig verbesserungswürdig ist leider ein weiteres Mal die Steuerung für Videokonsole, die einfach nicht mit der Steuerung eines PCs verglichen werden darf.
Strategen und Taktiker werden mit R.U.S.E. reichlich Freude haben, wer sich allerdings nicht allzu tief mit der Materie beschäftigen will und nur ab und an mal eine Strategie-Runde einlegen will, wird mit dem Titel überfordert sein…