Bevor es vielen jetzt genau so ergeht wie mir, als ich das erste mal von ‘Web of shadows’ gehört habe, gleich vorab eine Entwarnung: ihr habt keinen Kinofilm verpasst, und es ist auch keiner kurz vor der Fertigstellung. SPIDER-MAN – WEB OF SHADOWS basiert nur anteilsmäßig an dem dritten Kinofilm, baut ansonsten ebenfalls noch auf ein paar Comicvorlagen auf, die Story an sich ist so gesehen aber neu. Losgelöst von irgendwelchen Beschränkungen, die ein Drehbuch den Machern auferlegt haben könnte, kann man also das neue Spiel genießen. In wie weit das tatsächlich ein Genuss ist, erfahrt ihr hier.
Würde ich es kategorisieren müssen, würde ich wohl von einem Action-Adventure sprechen, aber es gibt auch durch Charakterentwicklung und leicht abweichende Story durch Gesinnungsentscheidungen ein paar Elemente, die an ein Rollenspiel erinnern könnten. Das nur nebenbei erwähnt. Das Spiel startet mit einer Filmsequenz, die einen Spider-Man zeigt, wie man ihn bislang nicht kannte: hängende Schultern, um ihn herum tobt das Chaos, aber er geht teilnahmslos seines Wegs. Unvermittelt nimmt er Tempo auf und springt von einem Hochhaus, um sich mittels Spinnfäden auf schnellstem Weg zu M.J. zu begeben. Hier erfahren wir dann auch unsere erste Aufgabe: New York (in dem das ganze Spektakel spielt und das auch recht großflächig begehbar ist) wird von Symbionten angegriffen, und wir sollen die natürlich ausschalten. Einfacher gesagt, als getan, denn von jetzt an heißt es Ruhe bewahren und möglichst schnell mit der Steuerung und der Kamera zurechtkommen.
Man tastet sich vorsichtig durch die wichtigsten Knöpfe, und stellt recht schnell fest, dass neben dem obligatorischen Springen auf den vier Hauptknöpfen schlagen, treten und schießen vergeben wurden. Wie kann ich mich nun aber ähnlich einem Großstadt-Tarzan von Hochhaus zu Hochhaus schwingen? Das müssen dann wohl die Schultertasten sein… Hat man erst einmal alles herausgefunden und halbwegs verinnerlicht (die Tatsache, dass man Combo´s schlagen kann, ergibt sich von selbst), geht man daran, die Stadt zu erkunden und die vielen Missionen zu bewältigen. Damit man sich gekonnt gegen die vielen Gegner in Szene setzen kann, sollte man zum einen schnell herausfinden, wie der Spinnensinn funktioniert, und zum anderen sollte man sich mit der störrischen Kamera gut stellen. Ganz schnell hat man am seidenen Faden hängend im Eifer des Gefechtes den Überblick verloren, wo oben, unten, vorne und hinten ist. Dass das auf den Spielfluss mehr als nur ein klein wenig störend wirkt, liegt auf der Hand. Wer sich also auf Häuser schwingen will, der sollte schon ordentlich geübt haben. Ebenfalls ist der coole Sprung von einem Hochhaus, um die andere Straßenseite zu erreichen, alles andere als easy going. Aus nicht erklärlichen Gründen feuert Spidy seine Spinnfäden immer erst dann los, wenn man schon zu weit unten ist, um noch nach oben zu schwingen. Wer jetzt denkt „ha, ich kann ja den Rest des Weges an der Wand hochkrabbeln“, der irrt. Denn diese Fähigkeit hat der Superheld auch immer nur vom Bürgersteig oder einer anderen ebenen Fläche aus, nicht aber, wenn er an der Wand ausgependelt hängt und nach oben will.
Zum Thema Fähigkeiten sollte man ebenfalls noch erwähnen, dass man im Spielverlauf jederzeit zwischen dem klassischen Anzug und dem schwarzen Symbiontenanzug wechseln kann. Beide haben Vor- und Nachteile, und auch die Passanten reagieren auf die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft völlig anders als auf den schwarzen Superhelden.
Durch das Ausschalten von Gegnern erhalten wir Erfahrungspunkte, mit denen wir neue Angriffsarten freischalten können. Auch hier wird zwischen blau-rotem und schwarzem Anzug unterschieden. Level-Ups gibt es aber nicht durch die Erfahrung, sondern durch das Aufsammeln von überall in New York verstreut liegenden Spinnensymbolen, die man unterwegs nebenbei mitnehmen kann.
Während man jederzeit zu den Hauptmissionen gehen kann, um den Spielfortschritt zu beschleunigen, warten aber auch viele optionale Aufgaben auf einen, die sich allerdings in Form und Spannung nicht sonderlich voneinander unterscheiden und somit eher zäh wirken. Ausser ein paar Erfahrungspunkten mehr hat man in der Regel nichts davon, und meistens geht es darum, einen Haufen fieser Schurken auszuknocken und dabei die in Mitleidenschaft geratenen Zivilisten ins nächste Hospital zu verfrachten.
Die Freiheiten, die dieses Spiel insbesondere in der Erkundung von New York lässt, sind schlicht gesagt phantastisch! Leider sind die Texturen der meisten Gebäude ein schlichtes Grau, und wie oben bereits erwähnt wird die Freude über die Möglichkeiten durch unnötige Limitierungen im Schwungverhalten gebremst. Das Kampfsystem ist dynamisch und macht ungemein Spaß, wiederholt sich allerdings mit der Zeit recht häufig. Die Geschichte ist spannend erzählt, wird durch die simplen Optional-Missionen allerdings unnötig gestreckt.
Für mich als Action-Adventure-Fan ist SPIDER-MAN – WEB OF SHADOWS ein gelungenes Spiel, dass allerdings durch die teilweise öden Landschaftstexturen und die Kamerafahrten ein paar Abstriche hinnehmen muss. Da ich Comicadaptionen sowieso liebe, sehe ich aber hierüber freudestrahlend hinweg und genieße es, mich in den Straßenschluchten des Big Apple hin- und her zu schwingen.