Ich habe TENCHU auf der Playstation 1 kennen- und lieben gelernt. Zu diesem Zeitpunkt waren Grafik, Schleicheinlagen sowie die relativ blutig-brutalen Animationen das non plus ultra der Konsolengeschichte. Entsprechend groß war nun meine Vorfreude, die Ninjas auch über meine PSP zu schicken. Wie gut die Umsetzung nach heutigen Maßstäben noch funktioniert, erfahrt ihr hier.
Das Menü ist recht übersichtlich. Entweder, man startet kurze Missionen, durch die man sich nach erfolgreicher Beendigung der letzten zusätzliches Equipment im Storymodus freispielen kann. Der Storymodus ist unterteilt in zwei unterschiedliche Handlungsstränge um die bereits aus früheren Spielen bekannten Charaktere Rikimaru bzw. Ayame.
Grafisch ist das Spiel alles in allem recht schick aufgemacht, auch wenn sich die Gegner sehr schnell wiederholen. Schatten spielen zwar eine entscheidende Rolle im Spiel, die Lichteffekte lassen allerdings ein wenig zu wünschen übrig. Entscheidend an der Sache ist allerdings der Spielspaß, und der bleibt auch bei diesen kleinen Mängeln erhalten.
Inhaltlich hat sich bei TENCHU nicht wirklich viel getan. Die Missionen sehen mal wieder so aus, dass wir uns möglichst unbeobachtet irgendwo hinschleichen müssen, jemanden retten, befreien, oder Gegenstände sichern sollen, und unterwegs von recht vielen Wachen davon abgehalten werden sollen. Diese können wir durch direkt tödliche Angriffe aus dem Hinterhalt aus dem Weg räumen, alternativ bleibt es uns aber auch freigestellt, ihnen einfach nur aus dem Weg zu gehen. Je seltener wir entdeckt werden, umso besser ist die Bewertung zum Ende einer Mission. Um versteckt zu bleiben, können wir uns durchs Gebüsch bewegen, unter Bänken hinwegkrabbeln, mit der Wand verschmelzen, sich in den Dachbalken verstecken und über den Feinden hinwegkrabbeln, etc. Kerzen werden ausgepustet, größere Lampen entweder mittels Wasserblasrohr gelöscht oder mit einem Shuriken kaputt gemacht. Werdet ihr einmal entdeckt, dann ergeben sich unterschiedliche Optionen, die ihr nicht eigenständig auswählen könnt: ihr verschwindet in einer Rauchwolke und startet wieder am Anfang des Abschnitts, ihr sterbt und müsst neu starten, oder aber es kommt zum Kampf, wo sich dann über eine etwas andere Variante von Quicktime-Events entscheidet, ob ihr siegreich seid oder sterben werdet.
Was bis hierhin alles recht ansprechend klingt, wird durch eher träge Spielbarkeit teilweise nervtötend. Der Grat zwischen „zu weit weg, um aus dem Hinterhalt angreifen zu können“ und „zu nahe dran, um unentdeckt zu bleiben“ ist extrem schmal, und da die Steuerung durchweg ein wenig hakelig ist, wird es euch regelmäßig so ergehen, dass ihr euch noch im Verborgenen wähnt, dann aber nach einer kurzen Videosequenz wieder am Anfang des Levels steht. Der optimale Weg, der euch an den Wächtern vorbei führt, ist nicht immer klar verständlich, ebenso wenig wie die Spiellogik: gleich im ersten Level schaltet ihr an einer Stelle mit Hilfe von Steinen zwei Wachen aus, die tödlich getroffen von einer Brücke fallen, kurz darauf wollt ihr mit Wurfsternen ebenfalls ein paar Gegner niederstrecken… Fehlanzeige, die meiner Ansicht nach deutlich gefährlicheren Wurfsterne haben keinerlei Einfluss auf den Gesundheitszustand der Wachen, sondern schreckt sie nur auf und macht sie darauf aufmerksam, dass da jemand in ihrem Revier herumstreunt. Nach Levelneustart sind wir wieder ein Stückchen schlauer: die Wurfsterne waren diesmal natürlich nur dazu da, eine Lampe auszuknipsen. Hier hätte ich mir von den Entwicklern etwas mehr Freiraum erwünscht, wie ich meine Infiltrationsmöglichkeiten ausschöpfe. Ebenso ist die Vorgabe, was bei Entdeckung geschieht, störend. Statt ständig in Rauchwolken das Weite zu suchen, möchte ich als kampferprobter Ninja vielleicht den einzigen Zeugen meiner Anwesenheit sofort töten, statt mich zu verkriechen und zu hoffen, dass er ein mieses Kurzzeitgedächtnis hat. Achso, fast vergessen: die Wachen rufen in der Regel nicht um Hilfe, wenn sie Verdacht geschöpft haben. Warum auch, der Partner steht ja nur fünf Meter weiter und bekommt nicht mit, dass sein Kollege gerade massakriert wird.
TENCHU SHADOW ASSASSINS ist sicherlich mal einen Blick wert und macht Schleichexperten, die schon immer mal „Metal Gear Solid“ im alten Japan spielen wollten, unglaublich viel Spaß. Die etwas ruckartige Steuerung, die fehlenden Auswahlmöglichkeiten, wie man ein Level meistert und die nicht immer ersichtlichen Deckungsmöglichkeiten sorgen allerdings dafür, dass sich Spieler mit geringer Frustrationsgrenze sehr schnell ins Boxhorn jagen lassen werden. Optisch macht das Spiel jedoch viel Freude, auch wenn mit Blut eher sparsam umgegangen wurde. Die unterschiedlichen Varianten, wie unsere Ninjas sich aus dem Versteck heraus an die Gegner heranmachen und diese ins Jenseits befördern, ist definitiv abwechslungsreich und unterhaltsam.