Vor ein paar Jahren erschien mit ‘Escape from Butcher Bay’ ein Genre-Klassiker für XBOX! Vin Diesel, selbst leidenschaftlicher Videospieler und Besitzer der Firma Tigon, die hier das sagen hatten, will der Figur RIDDICK allerdings noch mehr Leben einhauchen und bringt nun die direkte Fortsetzung zu diesem Spiel auf den NextGeneration-Konsolen heraus. Und als Tüpfelchen auf dem „i“ enthält die CD auch noch eine aufpolierte Fassung von ‚Escape from Butcher Bay’ als Bonus! Wenn das nichts ist…
Um chronologisch vorgehen zu können, beginnen wir hier mit dem Bonuspart des Spiels, unüblich, aber was soll´s. Zunächst gehen wir aber auf allgemeine Inhalte ein: ihr übernehmt die Kontrolle von RIDDICK, dem skrupellosen Verbrecher, der aber irgendwie als Antiheld doch sympathisch wirkt und im tiefsten Inneren doch einen guten Kern hat. Wie auch in den Filmen ist es euere besondere Stärke, dass ihr eine perfekte Tötungsmaschine seid, ob nun mit Waffen oder ohne, vor allem aber in der Dunkelheit gut zurecht kommt. Umgesetzt wird dies im Spiel durch Stealth-Elemente. Sobald ihr euch im Schatten befindet und nicht auffällig benehmt, können euch die Gegner nicht sehen. Dies wird durch eine leichte blaulila-Tönung des Bildes angedeutet. Hier könnt ihr euch an Wachen heranschleichen und sie direkt auf Knopfdruck ins Jenseits befördern. Damit die restlichen Wachen nicht aufmerksam werden, empfiehlt es sich, den Leichnam anschließend in die Dunkelheit zu zerren, wo er ebenfalls unentdeckt bleibt.
Solange ihr im Spiel ohne Schusswaffen eure Meinung vertreten müsst, gilt es, im Faustkampf oder mit Messern auf Kontermöglichkeiten zu warten. Erwischt ihr den richtigen Zeitpunkt und ist euer Gegner dann auch schon genug mürbe gemacht worden, gibt es eine finale Videosequenz, in der ihr brutal dem Leben eures Gegners ein Ende setzt. Solltet ihr einmal das Zeitliche segnen, muss das kein Weltuntergang sein. Im Spiel selbst sind genug Rücksetzpunkte vorgesehen, sodass ihr euch ewig lange Wiederholungen ersparen könnt und meistens direkt an der Stelle, wo ihr eben noch versagt habt, sofort wieder einsteigt. Das automatische Speichersystem klappt hervorragend, und wer gleich in beide Teile hereinschnuppern will: es werden separate Speicherplätze verwendet.
Soviel zum Vorgeplänkel, kommen wir zur Story. In ‚Escape From Butcher Bay’ wird erzählt, wie RIDDICK auf der Hochsicherheits-Gefängnisinsel Butcher Bay abgeladen wird. Zu diesem Zeitpunkt sind die Ereignisse aus „Pitch Black“ noch nicht passiert. Euer sehnlichster Wunsch ist es natürlich, aus diesem Tollhaus zu entkommen, in dem blanke Gewalt regiert, wo die Wärter auf wehrlose Gefangene schießen und sich ganze Gangs zusammenrotten und die Herrschaft unter den Gefangenen für sich beanspruchen. Um hier zu überleben, müsst ihr euch erst durch ein paar Gefälligkeiten unter den Gefangenen mit einem Messer bewaffnen, ehe ihr daran denken könnt, eine Flucht zu planen. Die Schusswaffen im Gefängnis sind durch DNS-Code geschützt, also müsst ihr euch auch hierfür etwas einfallen lassen, damit ihr nicht durch Stromstöße verendet.
Es wird keine überragende Grafik geboten, aber dafür bekommt ihr starke Stimmen zu hören (Vin Diesel, Xzibit, Ron Pearlman, …) und auch die Soundeffekte sowie der Soundtrack sind eine Wohltat für die Ohren. Das Spiel lebt von der dichten Story und den starken Ideen, die die Entwickler hier umgesetzt haben. Die Charaktere sind in sich schlüssig und die diversen Stealthmanöver sorgen dafür, dass ihr hier spannende Unterhaltung erlebt, die sich von anderen Shootern abhebt.
Das eigentliche Spiel ‚Assault On Dark Athena’ setzt nach eurer Flucht aus dem Gefängnis an. Gleich zu Beginn verfügt ihr über die Spezialsicht, die Schusswaffen sind nicht gesichert, und auch sonst wird hier mehr Wert auf Kugelhagel denn auf Story gelegt. Riddicks kleines Raumschiff wird von der Dark Athena gekapert. Auf dem Raumschiff wimmelt es von Hybridwesen, ehemaligen Menschen, die unter Computerkontrolle stehen. Dass ihr kein gesteigertes Interesse habt, ebenfalls zur willenlosen Maschine zu degenerieren, dürfte klar sein, daher macht ihr euch auf, um dem Treiben ein Ende zu setzen.
Obwohl auch ‚Assault On Dark Athena’ seine positiven Seiten hat und immer mal wieder für frische Ideen sorgt (so könnt ihr beispielsweise die fest am Körper der Dronen montierten Waffen verwenden, allerdings nur, indem ihr die gesamte Drone mit euch herumschleppt, aber das geht nur im Rückwärtsgang), bleibt die Fortsetzung von ‚Escape From Butcher Bay’ ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Grafisch ist hier auch nicht viel mehr los als beim aufpolierten Vorgänger, inhaltlich weniger Spannungselemente als vorher, dafür mehr sinnloses Geballer. Grundsätzlich ist gegen Schusswechsel nichts einzuwenden, aber bei THE CHRONICLES OF RIDDICK war gerade der untergeordnete Schießanteil das, was das Spiel von anderen Titeln abheben konnte. Von diesem Vorteil wird im Nachfolger kein Nutzen mehr gezogen. Dafür erhaltet ihr hier noch einen Multiplayer-Anteil, bei dem ihr Online gegen all die anderen Riddicks dieser Welt antreten könnt…
Obwohl der eigentlich neue Teil des Spiels nicht das hält, was man sich davon versprochen hat, ist gerade für diejenigen, die das Originalspiel nicht kannten, die Anschaffung jeden Cent wert. Ungewöhnlich ist lediglich, dass der eigentlich als Bonusteil gedachte Vorgänger mehr Gefallen findet als das Spiel an sich, aber damit können wir sehr gut leben.