Top Spin 4 (Playstation 3)

Der ewig währende Wettstreit zwischen Top Spin und Virtual Tennis wird dieses Jahr durch TOP SPIN 4 eröffnet. Mit Spannung hat man erwartet, was denn wohl die Implementierung der Playstation Move – Steuerung bringen würde. Wir haben unser Wohnzimmer in den Center Court verwandelt, uns Trikot, Schweißbänder und Move-Steuerung umgehängt und eine Karriere gestartet. Was dann passiert ist? Lest selbst!

Voller Vorfreude stehe ich gebannt vorm Fernseher. Tutorials? „Braucht doch kein Mensch“, so denke ich, da es ja Bewegungssteuerung gibt. Meine erste Enttäuschung erfahre ich, als ich feststellen muss, dass ich die Schlagrichtung leider absolut gar nicht beeinflussen kann, ohne auf dem Analogstick herumzudrücken. Die Schlagart ist zwar mittels Lagesensoren und Bewegungserkennung machbar, allerdings nicht 100%ig zuverlässig (was unter Umständen aber auch an einer nicht perfekt abgestimmten Tapete im Hintergrund oder zu wenig Licht liegen mag, das sei hier mal als technische Grundvoraussetzung in den Raum geworfen). Nun also doch keine platzierten Bälle? Sehr schade! Genau das ist es doch aber, was ich mir erhofft habe: nicht nur Schlagart und Schlagstärke beeinflussen können, sondern auch die Richtung etc.

Weniger Grund zum Trauern bietet da der gesamte Rest des Spiels. Hat man sich damit abgefunden, TOP SPIN 4 entweder mit der eingeschränkten Move-Lösung zu spielen oder gleich zum Controller zu greifen, kann man sich auf eine absolut umwerfende Präsentation freuen. Grafisch und akustisch braucht sich das Spiel nicht zu verstecken, sondern übernimmt erst einmal die Führung im Vergleich zu den Vorjahresvertretern. Dynamische Bewegungsabläufe, toll gerenderte Gesichtszüge, eine Geräuschkulisse wie bei Wimbledon, und natürlich detailliert nachgebaute Tennisplätze, wie man sie aus den Fernsehübertragungen kennt. Was will man mehr?

Tja, eine Sache gibt es tatsächlich, von der man mehr will: die Auswahl an lizenzierten Spielern ist eher überschaubar gehalten. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen, und das hätte dem Spielspaß sicherlich auch ganz gut getan. Die Idee mit den Spieler-Legenden (Boris Becker, Andre Agassi, Ivan Lendel, …) gefällt ungemein gut, aber auch da ist die Auswahl etwas mager, und im Damentennis scheint es keinerlei Legenden zu geben (wer sind schon Steffi Graf oder Martina Navratilova?!?). Dass man für sich selbst ebenfalls nur vier Spieler erstellen kann, ist auch etwas wenig.

Im Karrieremodus habt ihr nicht nur die Aufgabe, mit eurem Spieler andere Tennisspieler zu besiegen, sondern müsst auch einen Trainingsplan aufbauen und Ruhepausen einlegen, um beim nächsten Turnier wieder fit zu sein. Das ist anfangs sehr amüsant und kurzweilig, mit der Zeit schleicht sich dann aber doch eine gewisse Routine ein und man wünscht sich, nur noch auf die Tennisspiele reduziert zu werden. Eine Story, wie man sie z.B. aus Fight Night Champion kennt, gibt es nicht.

Insbesondere im Online-Modus müsst ihr euch auf längere Wartezeiten gefasst machen. Jammern auf hohem Niveau? Vielleicht. Wer mit den oben genannten Makeln des Spiels denkt, zurechtzukommen, wird hier jedenfalls eine ansonsten perfekte Tennissimulation vorfinden, die zwar auch Hilfen für Neueinsteiger bietet, sich aber insgesamt eher auf diejenigen konzentriert, die schon etwas besser mit dem virtuellen Tennisschläger umgehen können. Von der Move-Steuerung hatte ich mir allerdings deutlich mehr versprochen!