Velvet Assassin (Xbox 360)

In VELVET ASSASSIN schlüpft ihr in die Rolle von Violette Summers, einer Agentin, die sich im zweiten Weltkrieg in einem Lazarett befindet und in ihren Fieberträumen all die Schrecken durchlebt, die zu ihrer jetzigen Lage geführt haben. Dadurch, dass ihr es also mit Traumsequenzen zu tun habt, sind auch manche Skurrilitäten durchaus erklärbar.

Violettes Stärke liegt im Bereich Infiltration. Nur spärlich bewaffnet (in der Regel stehen euch lediglich ein Stilett sowie eine mit nur wenigen Schuss bestückte Schalldämpfer-Pistole zur Verfügung) schleicht ihr durch die Level und versucht, am besten unbemerkt an eure Gegner zu gelangen, die ihr dann auf Knopfdruck ohne langes Federlesen ausschalten könnt. Werdet ihr entdeckt, könnt ihr euch meistens schon mit einem Neustart am letzten Kontrollpunkt anfreunden, denn auch wenn sie nur träumt: Violette kann so gut wie nichts ab, und eure Gegner schießen scharf.

Mittels Erste-Hilfe-Sets könnt ihr eure geringe Lebensenergie immer mal wieder ein wenig auffrischen, zudem gibt es Morphium-Spritzen, durch die ihr euren Gegnern gegenüber einen kleinen Vorteil erlangt: die Zeit bleibt für wenige Momente scheinbar stehen, und ihr könnt direkt an eure Gegner herantreten und sie fachgerecht entsorgen. In ihren Träumen rennt Violette in diesen Momenten im Nachthemd herum… Recht hübsch anzusehen, ein nettes Gimmick, um nochmals auf das Traumszenario hinzuweisen, für das Einfühlungsvermögen in das Spiel an sich ist das aber eher skurril bis verstörend.

VELVET ASSASSIN bietet viele Elemente, die wir schon aus Spielen wie Splinter Cell kennen, erreicht hierbei allerdings leider nicht dessen hohes Niveau. Wann man entdeckt wird und wann nicht, scheint hier eher per Zufallsprinzip zu funktionieren. Ist man im Schatten versteckt, kann einem nichts passieren, steht man ausserhalb des möglichen Sichtfeldes (beispielsweise um eine Ecke), können die Gegner einen durchaus intuitiv aufspüren. Worauf die Herren nicht achten, sind Schattenwürfe oder das plötzliche Fernbleiben von Licht, wenn man sich vor einem Scheinwerfer positioniert, dafür reagieren sie umso heftiger auf Pfiffe, abgeschaltete Radios oder das Knirschen von Glasscherben unter Violettes Schuhen.

Die Steuerung der Hauptfigur ist insgesamt sehr flüssig, die Kamera lässt sich bis zu einem unmöglichen Winkel bewegen, was euch eine gute (wenn auch unrealistische) Übersicht über das Geschehen verschafft, lediglich der offene Kampf Mann gegen Frau bzw. die Zielfunktion mit der Schusswaffe lassen ein paar Wünsche offen. Ansonsten haben die Entwickler auch an solche Kleinigkeiten wie die Möglichkeit gedacht, entsorgte Gegner in den Schatten zu ziehen, damit sie nicht gleich die Aufmerksamkeit erregen, oder diese auf einen bestimmten Platz zu positionieren, um die restlichen Patrouillen in eine Falle zu locken.

Das Setting stimmt, die Hauptfigur ist halbwegs glaubwürdig, sodass man sich mit ihr identifizieren kann, die Steuerung geht in Ordnung, lediglich die Spielballance hätte noch ein wenig fairer sein dürfen und ein ganz klein wenig mehr Spannung und Abwechslung wären nett gewesen. Für Fans von Stealth-Stories bietet VELVET ASSASSIN durchaus eine lohnenswerte Alternative.