Offenbarung 23: 17: Die Waterkant-Affäre

OFFENBARUNG 23 ist inzwischen zu einer Serie avanciert, die ihren Zuhörer mit jeder neuen Folge an die Grenzen der Belastbarkeit führt. Zum einen bearbeitet sie Verschwörungstheorien, die, wenn man sie alle für voll nimmt und an den kompletten Wahrheitsgehalt glaubt, einen ohne Probleme wahrscheinlich an den Rand des Wahnsinns treiben können. Zum anderen gibt es wohl kaum eine Hörspielserie, bei der so viele vortragartige Monologe gehalten werden, bei denen der Zuhörer nicht mitfiebern kann, sondern schlicht und ergreifend zuhören muss, um alle Informationen zu verarbeiten und dem weiteren Verlauf folgen zu können. Ausnahmen bestätigen diese Regel, aber ‚Die Waterkant-Affäre’ ist mal wieder keine davon.

Vor mehr als 20 Jahren wurde Uwe Barschel tot in der Badewanne des Hotels Beau Rivage gefunden. Obwohl bis heute keine Beweise gefunden wurden, hält sich das Gerücht hartnäckig, dass er ermordet wurde. Genau auf diesem Gerücht baut Gaspard seine Geschichte auf, denn er geht nicht nur so weit, dass er von einem Mord ausgeht, er nennt sogar die Gründe dafür. Laut seiner Theorie ist die Deutsche Einheit keine Folge von politischen Verhandlungen, sondern vielmehr ein reines Verkaufsgeschäft, und Barschel ist hierbei in vielen Details informiert gewesen, die er allerdings öffentlich preisgeben wollte. Das konnten die Hintermänner natürlich nicht zulassen.
Über verschlungene Wege erfährt nun auch T-Rex hiervon. Maßgeblich wird er in seinen Handlungen bei der ‚Waterkant-Affäre’ durch die Worte von Ian G beeinflusst, der, wie sich nun herausstellt, für den russischen Geheimdienst tätig ist.
Halt, war da nicht etwas? Genau, zum Ende von der Vorgängerfolge ‚Krauts und Rüben’ hat sich unser Hauptdarsteller doch eine Pistole an den Kopf gesetzt und abgedrückt?!? Sollte das die zweite wundersame Wiederauferstehung der Toten sein, die T-Rex erfährt? Nein, in diesem Fall windet man sich aus der Affäre, indem man die Waffe nach hinten losgehen lassen hat. Puh, das war knapp und hätte auch ins Auge gehen können.
Erstaunlich (und gleichzeitig auch entsprechend unglaubwürdig) ist hierbei aber die Tatsache, dass der eben noch lebensmüde Georg, der keine Lust mehr hatte, Spielball höherer Mächte zu sein und von den Geheimdiensten wie eine Marionette eingesetzt zu werden, nur wenige Augenblicke später wieder begeistert mitspielt und sich auf die Suche nach Antworten macht.

Mir scheint es langsam, als hätte auch Autor Jan Gaspard inzwischen den Überblick verloren, wer in dieser Serie auf wessen Seite steht und aus welchen Motiven die einzelnen Figuren handeln. Wie es ihm so gerade in den Kram passt, wechseln die Leute die Lager, oder tauchen neue Geheimdienste auf, die für die nötigen Entscheidungshilfen sorgen.
Dass Georg inzwischen eigentlich nur noch ein Zuhörer ist, der keine eigenen Schlüsse mehr zieht, die die Drahtzieher nicht schon ohnehin wussten, lässt zudem in Frage stellen, warum er eine so zentrale Rolle im Gefüge der Geheimdienste spielen soll. Nun gut, als große Finalaufgabe in ‚Die Waterkant-Affäre’ sorgt er durch einen gelungenen Hack beim Statistischen Bundesamt für einen Regierungswechsel, aber hätte das nicht auch ein Auftragshacker erledigen können, der nicht vorher in alle Geheimnisse eingeweiht wurde?

Informativ, spannend inszeniert, allerdings insgesamt mal wieder reichlich verworren und mit nur wenig Action-Anteil. Für Fans der Serie ein Muss, Quereinsteigern sei allerdings dringlichst der Start bei Folge eins ans Herz gelegt, inzwischen mehr denn je.