Der Blender – The Imposter

der_blenderWenn bei DER BLENDER etwas absolut genial ist, dann ist das die Tatsache, wie der Trailer des Films aufgebaut wurde. Dem Zuschauer wird suggeriert, dass man einen spannenden Thriller vor die Nase gesetzt bekommt, in dem jemand vier Jahre nach seinem Verschwinden wieder auftaucht, und nach und nach Zweifel gesät werden, ob es sich tatsächlich um den Verschwundenen handelt, bzw. was derjenige ggf. mit dem Verschwundenen zu tun hat und was er sich von der zu Unrecht angenommenen Identität erhofft. Was der Film aber eigentlich ist, hat damit leider nichts zu tun.
Die Fakten, die auf einer wahren Begebenheit basieren: Nicholas Barcley verschwindet im Alter von 13 Jahren spurlos. Knapp vier Jahre später taucht ein junger Mann in Spanien auf und behauptet Nicholas zu sein. Die Eltern treffen sich mit ihm und nehmen ihn bei sich auf, nachdem sie seine Identität bestätigt haben. Mit der Zeit kommen bei Ermittlern aber Zweifel auf, denn der Nicholas, den sie vor sich haben, hat einen unglaublich reifen Bartwuchs im Vergleich zu anderen 17-Jährigen, spricht mit einem französischen Akzent, und überhaupt passt auch die Haarfarbe, die Augenfarbe und die Statur nicht wirklich zu dem, was sie erwartet haben. Später stellt sich aufgrund einer DNA-Analyse heraus, dass es sich bei Nicholas um den von Interpol gesuchten Betrüger Frédéric Bourdin handelt.
DER BLENDER zeigt im Dokumentarstil Interviews mit den beteiligten Personen. Diese Interviews werden immer wieder unterbrochen durch nachgespielte Szenen, in denen die damaligen Geschehnisse nacherzählt werden. Informativ mag das so vielleicht sein, Spannung wird dadurch aber nicht aufgebaut, da der Zuschauer von Vornherein über sämtliche Fakten informiert wird und auch kein großartiger Höhepunkt erwartet wird.
Wie es dazu kommen kann, dass eine Familie ihren vier Jahre vermissten Sohn nicht wiedererkennt? Frédéric Bourdin hat seine ganz eigene Theorie dazu: er mutmaßt, dass seine angebliche Familie von vornherein wusste, dass er nicht echt ist, dass er aber perfekt als Alibi herhalten konnte, sollte die Familie selbst mit dem Verschwinden zu tun gehabt haben, denn wenn erst einmal ein Kind wieder da ist und dies bestätigt wird, warum sollte dann jemand anderes weiter nachforschen?
DER BLENDER sieht sich ein wenig wie RTL-Sendungen der Marke „Autopsie“, nur dass dort das Ergebnis nicht gleich am Anfang präsentiert wird, sondern bis zum Schluss damit hinterm Berg gehalten wird. Hier verschießt man sämtliches Pulver dadurch, dass von vornherein klar ist, was Fakt ist und was nicht stimmt, und nur die Frage nach dem Wie gilt es zu klären. Da dies aber insgesamt eher unspannend präsentiert wird, rauscht der Film insgesamt ein wenig an einem vorbei. Davon abgesehen ist der Film von technischer Seite her ansonsten völlig in Ordnung und bleibt seinem dokumentarischen Stil komplett treu.
Vielleicht sind es nur die völlig anderen Erwartungen gewesen, die man vor Beginn des Films hatte, alles in allem konnte DER BLENDER aber kaum überzeugen. Dass es sich um reelle Interviews handelt, wertet den Film ein wenig auf, aber wer sich auf spannende Unterhaltung gefreut hat, muss seine Erwartungen deutlich heruntersetzen.