Typisch Schweiger? Nunja, in Anbetracht der Tatsache, dass er nur Produzent ist, mag man diese Aussage ein wenig relativieren. Aber grundsätzlich abstreiten, dass Til Schweiger sicherlich an diesem Film seine Freude hatte, kann man nicht. Weitere Indizien, die gegen ein „typisch Schweiger“ sprechen: in GROSSSTADTKLEIN spielt weder er mit, noch Matthias Schweighöfer. Überhaupt spielen keine Schweigers mit. Und es geht auch nicht direkt um den Konflikt zwischen einem Macho und der Realität, wo sich im Laufe des Films alles zum Guten wandelt. GROSSSTADTKLEIN ist vielschichtiger.
Ole (Jacob Matschenz) ist noch nicht bereit für das Erwachsensein. Viel lieber genießt er das unbeschwerte Leben am nordöstlichsten Zipfel der Republik, irgendwo im Niemandsland von Mecklenburg-Vorpommern, kurz vor der polnischen Grenze. Hier ist alles einfach, solange man mit seiner Schwalbe umgehen kann und Kumpels hat.
Das sehen seine Eltern allerdings anders, denn sie wollen, dass aus Ole etwas wird. Hierfür organisieren sie für ihn einen Praktikumsplatz in Berlin, wo er als Zeichner arbeiten soll. Eigentlich hat Ole da überhaupt keinen Bock drauf, aber da sein innig geliebter Opa ihn ebenfalls darum bittet, bleibt ihm kaum etwas anderes übrig, als zuzusagen und den Weg in die Großstadt anzutreten. Übernachten soll er in der Zeit bei seinem Cousin Rokko (Klaas Heufer-Umlauf). Eigentlich nichts ungewöhnliches, aber die beiden haben sich nur sehr selten gesehen, das letzte Mal vor Ewigkeiten, und die Väter von Ole und Rokko sind seit Jahren zerstritten. Warum, das hat Ole nie einer erzählt…
Neben der Konfrontation mit der großen Stadt und seinem Cousin, der Ole schnell zu verstehen gibt, dass er überhaupt kein Interesse an einer Familienversöhnung hat, lernt Ole zu allem Überfluss auch noch Fritzi (Jytte-Merle Böhrnsen) kennen, eine Bekannte von Rokko, und ziemlich schnell verknallt er sich in das freiheitsliebende Mädchen, das so ganz anders ist als alle Frauen, die Ole bislang kennen gelernt hat. Doch dann ändert sich alles, als Ole die Nachricht vom Tod des Opas bekommt…
GROSSSTADTKLEIN ist niemals brüllend komisch. Hier hat man es mit einem viel feineren Humor zu tun, der einem vielmehr ein Dauergrinsen ins Gesicht zaubert und immer wieder den Gedanken „ja, das kenne ich irgendwoher“ in den Kopf schiebt, insbesondere, wenn man die Ecke, aus der Ole stammt, selbst kennt. Jacob Matschenz und Klaas Heufer-Umlauf bieten eine überraschend positive schauspielerische Leistung (vor allem Klaas hätte ich das in der Form gar nicht zugetraut), gekrönt wird die Geschichte dann noch durch Tobias Moretti in der Rolle von Rokkos Vater Manni.
Wer auf deutsche Komödien steht, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Regisseur Tobias Wiemann bietet mit GROSSSTADTKLEIN aber weniger den aktuellen Schweighöfer-/Schweiger-Humor, sondern bedient vielmehr den Humor von Fans von Sönke Wortmann. Ach, da hat Schweiger seine ersten „ernstzunehmenden“ Erfolge mit gehabt? So schließt sich also letztendlich doch der Kreis, wie schön!