Manche Filme sind verwirrend. LANG LEBE CHARLIE COUNTRYMAN ist einer jener Filme. Worum geht es hier? Das ist eine der großen Fragen, die Regisseur Fredrik Bond ein wenig unbeantwortet im Raum stehen lässt, als bereits der Abspann über den Monitor flimmert. Mehr dazu gibt es in unserem Test!
Ziemlich gut mit Shia LaBeouf, Til Schweiger, Mads Mikkelsen und Evan Rachel Wood besetzt, besticht der Film durch seine ganz eigene Erzählweise, die einem so vorkommt, als würde man die Geschichte aus einem Karussell heraus mitverfolgen: immer mal wieder kommt man ganz nah an das Geschehen heran und weiß, worum es in diesen Momenten und Situationen geht, um nur wenige Augenblicke später wieder vollkommen weit weg gerissen zu werden von dem Kern der Sache und aus großer Entfernung zu beobachten. Ein Film, der vielleicht nur ob seiner selbst willen existiert?
Das Schicksal meint es mit Charlie Countryman (Shia LaBeouf) scheinbar nicht sonderlich gut. Erst verstirbt seine Mutter, und kaum, dass sie tot ist, spricht sie (zumindest in seiner Wahrnehmung) zu ihm und teilt ihm mit, er möge nach Bukarest reisen. Weil Charlie nichts Besseres vorhat, kommt er dem letzten Wunsch seiner Mutter nach, und steigt ins Flugzeug. Sein Sitznachbar scheint ein netter Kerl zu sein, entsprechend kommen die beiden irgendwann ins Gespräch, und er erklärt Charlie, dass er auf dem Weg zu seiner Tochter ist, um ihr eine Kette zu bringen. Charlie nickt während des Flugs ein, und als er wieder zu sich kommt, ist auch sein Nachbar verstorben. Das hindert ihn aber nicht daran, Charlie zu bitten, seine Tochter aufzusuchen und ihr ein Schmuckstück zu übergeben. Doch das soll erst der Anfang von Charlie Countrymans Exkurs nach Bukarest sein (oder war es doch Budapest?!?), denn natürlich verliebt er sich in Gabi (Evan Rachel Wood), die war aber bis vor kurzem noch mit einem Killer liiert (Mads Mikkelsen), und zu allem Überfluss wird Charlie dann auch noch von anderen Gangstern (u.a. Til Schweiger) terrorisiert, die ihn um seine Hilfe bitten. Ohne seine Freunde (u.a. Rupert Grint) sähe Charlie wohl schon sehr bald richtig alt aus…
Bezeichnend ist, dass Fredrik Bond hier sein Filmregie-Debüt gibt und davor bislang „nur“ Musikvideos gedreht hat. Das spiegelt sich hier ein wenig im Film wider. Eigentlich kommt es hier in erster Linie auf schöne, manchmal auch verstörende Bilder an, die abseits von Dingen wie Drehbuch, Inhalt und Zusammenhang wie eine Fotocollage ebenfalls funktionieren würden. Der Rest ist insgesamt sehr verschachtelt und wirkt ein wenig gehetzt. Vergleiche zu „Lola rennt“ sind hierbei durchaus legitim.
LANG LEBE CHARLIE COUNTRYMAN erweckt zunächst einen falschen Eindruck. Ich hätte den Film wohl 1000x witziger gefunden, wenn es darum gegangen wäre, dass der gute Charlie jetzt quasi wie ein Todesbote durch die Welt zieht und jeder, der sich auch nur halbwegs nett mit ihm unterhält, kurz darauf das Zeitliche segnet. Aber diese surrealen Situationen, in denen sich Charlie mit bereits verstorbenen Menschen unterhält, tauchen im Film nur zwei-dreimal auf. Ansonsten ist der Streifen aber immer wieder für unerwartete Wendungen gut, weswegen ich mich trotz der vermeintlichen inhaltlichen Belanglosigkeit insgesamt mehr als nur gut unterhalten gefühlt habe. Für Freunde des etwas anderen Films absolut empfehlenswert, und Shia LaBeouf hat nie besser gespielt.