Der Schatten des Dämonenfürsten – Regelwerk (System Matters Verlag / Schwalb Entertainment)

„Wenn das Ende naht, darf man bei Helden nicht wählerisch sein: Abenteurer, Söldner, Fanatiker, Wahnsinnige – einfach jeder, der bereit ist, der drohenden Finsternis die Stirn zu bieten. Trittst du den Dämonen mutig entgegen oder verbrennst du alles zu Asche und tanzt auf den rauchenden Ruinen?
DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN öffnet die Tür in eine Welt, versunken im Chaos und Schrecken der letzten Tage. Ganze Reiche werden von heulenden Tiermenschen überrannt, verdorbene Seelen fliehen aus der Unterwelt und Unaussprechliches wird von der nahenden Ankunft des kosmischen Vernichters erweckt.
DARK FANTASY VON ROBERT J. SCHWALB
DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN enthält alles in einem Buch: Charaktererschaffung, Spielleitertipps, dämonische Monster und eine Kampagnenwelt am Rande des Abgrunds. Die Regeln sind leicht zu lernen, bieten zahlreiche Optionen für Spielercharaktere und lassen dich schnell ins Spiel einsteigen.
Finde Verbündete, um abstoßende Kulte aufzuspüren und Dämonen zu jagen. Fasst gemeinsam den Mut, uralte Geheimnisse zu lüften, die lieber verborgen geblieben wären. Macht euch bereit für den Untergang der Welt.“

von Robert J. Schwalb
deutsche Redaktion: Daniel Neugebauer

Fazit: Wieviel düsterer und bedrohlicher mag ein Rollenspieltitel denn noch klingen als DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN? Richtig, da ist kaum noch Luft nach oben, und genau so fühlt sich dieses Spiel auch an. Die Spielercharaktere in diesem Rollenspiel haben eine Gemeinsamkeit: sie haben alle eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen, denn wie es aussieht, gibt es keine Rettung, kein Entkommen, kein Erbarmen. Das ist auch der Grund, warum es so einfach ist, hier eine Gruppenbildung zu bewirken: die Gesinnung der Spieler*innen ist fast nebensächlich, denn jeder schaut eigentlich nur noch danach, seine Haut so lange wie möglich zu retten und das Leben bis zum jeweiligen Ende so angenehm wie möglich zu gestalten, oder aber dies anderen zu ermöglichen, wenn der jeweilige Charakter eher barmherzig ist. Im Gegensatz zu anderen Rollenspielsystemen wird es hier mutmaßlich kaum Grundsatzdebatten zwischen den Charakteren geben, wenn vermeidbare Gewalt mit Nichtspielercharakteren eben nicht vermieden wird, und da sowieso Tod und Verderben allgegenwärtig sind, wird auch ein Nekromant in einer Gruppe deutlich mehr Toleranz erfahren als andernorts…
DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN ist ein Spiel, bei dem der Charaktertod früher oder später vorgesehen ist, was allein schon die Limitierung auf 10 Levelstufen zeigt. Mit zunehmender Stärke werden natürlich auch die Herausforderungen für die Gruppe schwieriger, und ab einem gewissen Grad gilt dann halt die fast schon sichere Gewissheit, dass bestimmte Aufgaben und Herausforderungen nicht lösbar sind. Aber bis es soweit ist, wird noch einiges an Zeit vergehen und die Spieler*innen müssen darauf achtgeben, nicht dem Wahnsinn anheim zu fallen.
Das Grundregelwerk beinhaltet alles, was man für den Spielstart benötigt, sofern man begabt genug ist, ein erstes eigenes Abenteuer zu entwerfen, denn dies ist hier nicht enthalten.

Nach einem kurzen Abriss darüber, was genau ein Rollenspiel überhaupt ist und was so die grundlegende Situation für eben dieses Rollenspielsystem ist, geht es direkt ans Eingemachte, nämlich die Charaktergenerierung.
Hier gibt es bereits die ersten Besonderheiten, die das Spiel von anderen abhebt. Wo Menschen und Zwerge als Abstammung noch recht typisch sind, sind Orks und Goblins zumindest schon einmal ungewöhnlich, Wechselbälger und Uhrwerke zudem absolut selten bis einmalig.
Ein weiteres Detail ist, dass man sich hier nicht für eine Klasse entscheidet, sondern zunächst einmal zwei Berufe wählt (oder den Zufall entscheiden lässt). Hat man dies beides hinter sich, ist der Startcharakter erst einmal fertig und man kann sich dem zweiten Kapitel widmen, in dem es um die grundsätzlichen Spielregeln geht, Würfelwürfe, Proben, Attribute, Eigenschaften und natürlich den Kampf in DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN.
Wie, keine Klassenwahl?
Richtig, denn die erfolgt erst mit dem ersten Stufenaufstieg in Stufe 1., bei der eine erste Richtungsweisung durch die Lehrlingspfade Krieger, Priester, Schurke oder Zauberkundiger stattfindet.. In Stufe 4 verzweigt sich dies noch einmal in 16 Gesellenpfade, aus denen es dann in insgesamt 64 Meisterpfade geht. Diesen drei Abstufungen ist jeweils noch einmal ein ganzes Kapitel gewidmet.
Etwas aus der Reihenfolge gerissen (denn das hätte direkt hinter die Charaktererschaffung gehört) folgt ein Kapitel über Ausrüstung inkl. Preisen, Behinderungen etc.. Natürlich können sich die Spieler*innen, bevor sie ihre ersten Abenteuer bestreiten, vorerst um eine adäquate Ausrüstung kümmern, um nicht beim ersten Gegner mit leeren Händen dazustehen. In den Bereich Ausrüstung gehören natürlich auch Dinge wie der tägliche Lebensunterhalt und Verfügbarkeiten.
Kapitel 7 betrachtet und erklärt das Magiesystem von DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN, bei dem die Zauber in insgesamt 30 Schulen unterteilt sind. Das erlernen von Zaubern ist dabei nicht ganz trivial, zumal man zunächst die entsprechende Schule entdeckt haben muss. DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN arbeitet hierbei mit Anwendungen und Zaubergraden, sodass zauberkundige Spieler*innen mit ansteigender Stufe immer mehr und bessere Sprüche anwenden können, ehe sie eine Pause benötigen.
Eine gute Hälfte des Buches habt ihr zu diesem Zeitpunkt schon durch, und es fehlen lediglich 3 Kapitel! Insgesamt zunächst hauptsächlich für die Spielleitung interessant gestaltet sich die zweite Hälfte. Kapitel 8 „Ein Land im Schatten“ enthält eine detailliertere Beschreibung der Welt inkl. Ländern, Kulturen, Religion und natürlich den Vorstellungen der Hölle, sodass die Spielleitung in der Lage ist, Abenteuer zu gestalten, die thematisch und inhaltlich passen. Im Kapitel 9 gibt es nun das Handwerkszeug für die Spielleitung, Ideen für Abenteuer und Kampagnen, Kampfdarstellung sowie den Besonderheiten, die die Welt von DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN so gefährlich machen.

Zu guter Letzt erhaltet ihr noch knapp 70 Seiten, in denen die unterschiedlichsten Gegner und Wesenheiten regeltechnisch dargestellt werden. Das Bestiarum arbeitet mit einem Herausforderungsgrad, der zusammenfasst, wie gefährlich das Zusammentreffen der Heldengruppe mit einem bestimmten Wesen ist. Der aufsummierte Herausforderungsgrad ergibt einen Wert, anhand dessen man in einer Tabelle nachschlagen kann, für welche Heldenstufe ein solches Zusammentreffen geeignet wäre…
Während gängige Monster nur mit Werten und Text dargestellt werden, sind für System-spezielle Wesen häufig auch noch sehr anschauliche Bilder enthalten, sodass man die Phantasie der Spieler*innen im Bedarfsfall auch ein wenig beflügeln kann.
Auf der letzten Seite des Buches befindet sich eine Kopiervorlage für einen Charakterbogen.

DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN ist ein Grundregelwerk, das kaum Schwächen hat. Die gesamte optische Gestaltung bis hin zu den Pentagrammen hinter den Seitenzahlen, dem wie altes, Asche-geschwärztes Pergament aussehenden Seitenhintergrund, den dämonischen und untoten Gestalten, dies alles trägt unglaublich stimmig zu der gewünschten Atmosphäre bei, und man hat beim Lesen fast schon den Geruch von Fäulnis und Schwefel in der Nase.
Die Texte lesen sich flüssig und verständlich, das Regelsystem ist einfach und schnell verständlich, ohne dabei aber zu wenig Möglichkeiten zu bieten. Abgesehen von der Kapitelreihenfolge, die wir minimal anders gewählt hätten, ist auch die Unterteilung an sich absolut stimmig und man findet schnell die Dinge, die man ggf. nachschlagen muss. Mit zwei Lesebändern hat man zudem eine zusätzliche schnelle Möglichkeit, direkt auf wichtige Dinge zugreifen zu können. DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN ist zudem ein ziemlich eigenständiges Setting, das wie eine Horror-Variante von klassischen Fantasy-Werken wirkt, ohne dabei direkt die Cthulhu-Karte zu ziehen. Am ehesten könnte man das Spiel vielleicht von der Stimmung mit den Diablo-Spielen vergleichen, mit dem Unterschied, dass man als Spieler*in von Diablo stets Hoffnung hatte, dass der eigene Charakter alles zum Guten wenden könnte. Hier greift eher das Zitat von Dante Alighieri: „Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.“ Sicherlich ein wenig speziell, aber habt ihr erst einmal eine Gruppe zusammengefunden, sollte sich das auch wieder positiv auswirken. Da das Stufenaufstiegssystem keine Erfahrungspunkte vorsieht, sondern nach einem Meilenstein-System funktioniert, bei dem alle Spieler*innen der Gruppe gleichzeitig aufsteigen, ist auch nicht direkt vorgesehen, unterschiedliche Stufenlevel zu mischen, auch wenn dies grundsätzlich möglich wäre, allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Stufen ziemlich groß, sodass dies unweigerlich zu Gruppen-internen Balancing-Problemen führen könnte. Von daher der Rat, sollte ein Gruppenmitglied das Zeitliche segnen, einfach einen neuen Charakter auf gleicher Stufe mit ins Rennen schicken, der irgendwie zur bestehenden Gruppe zustößt und im Idealfall direkt Anschluss findet.
Wir wünschen euch jetzt schon begeisterte, düstere, erschreckende Stunden in DER SCHATTEN DES DÄMONENFÜRSTEN!