Dungeon Crawl Classic: Panik auf dem Purpur-Planeten (System Matters Verlag / Goodman Games)

„Der Purpurplanet: Stämme von Tiermenschen führen endlos Krieg unter einer sterbenden Sonne. Gewaltige Todesurme beherrschen die Wüste, verseuchte Winde pfeifen durch uralte Krypten und Pilzwälder gedeihen im sonderbaren Licht. Uralte Technologien versprechen ein langes Leben… oder einen schnellen Tod.
Dein Leben hängt von der Stärke deines Schwertarms und der Schärfe deines Verstandes ab, denn deine Patrone, Freunde und Götter können dir nicht helfen. Werden du und deine Begleiter dieses fremde Land erobern? Oder werdet ihr euch zu den zahllosen Leichen im heißen Wüstensand gesellen, die von tintenschwarzen Todesstrahlen niedergestreckt wurden?

Diese Box enthält:
– Das DCC-Abenteuer #84: Panik auf dem Purpurplaneten, ein Szenario mit ausfaltbarer Karte
– Der Almanach des Purpurplaneten, das Quellenbuch zur Kampagne
-Flucht vom Purpurplaneten, ein Abenteuer für Charaktere der Stufe 0
-Die verschollenen Gräber der Alten, eine Sammlung von fünf Kurzabenteuern
-Ein Spielleiterschirm
-Ein Begleitheft für die Spieler
-Ein Heft mit Handouts
-Die Glossografie der Ythoth
-Und vieles mehr…“

zusammen ca. 290 Seiten

von Harley Stroh
deutsche Redaktion: Andreas Melhorn

Fazit: Wahnsinn! Die „Panik auf dem Purpur-Planeten“-Box kommt so ein wenig rüber wie früher die Fischverkäufer auf der Kirmes: „…und das ist noch nicht alles, ich pack noch einen Spielleiterschirm drauf… Moment, Moment, hier noch ein Heft mit Handouts, und nicht ein, nicht zwei, nein, drei weitere Abenteuer, oh, und hier hab ich noch… Alles zusammen für nur…“! In der Box befinden sich so viele Hefte, Handouts und Zusatzmaterialien, dass man zunächst erst einmal sondieren muss, womit man als Spielleitung anfängt, sich zu beschäftigen. Für die Spielenden ist es später natürlich recht einfach: Hinsetzen und warten, was die Spielleitung auf den Tisch legt.

Fangen wir also mit dem vermeintlich einfachsten an, weil etwas Off-Topic: Der Hexcrawl von Moritz Mehlem ist ein 24-seitiges Heft, in dem erklärt wird, wie eine Hexcrawl-Kampagne abläuft, worauf zu achten ist, welche Aufgaben sich dadurch für die Spielleitung ergeben und was die Spielenden zu erwarten haben. Nach 19 Seiten Erklärung folgen noch 4 1/2 Seiten Beispielrunde. Das Heft ist ansprechend gestaltet und informativ, hat mit dem Purpurplanten streng genommen aber nichts Spezielles zu tun, sondern ist vielmehr auch allgemein für alle anderen Hexcrawls gültig. Da es sich bei Panik auf dem Purpurplaneten aber um einen Hexcrawl in einer fremden Welt handelt, ist diese Lektüre wichtiger, als man vielleicht denken mag.

Der Spielleiterschirm ist im „Panik auf dem Purpurplaneten“-Outfit gestaltet (mach ja auch Sinn) und bietet für die Spielleitung schnelle Hilfen für die Bewohner des Planeten, Zufallsbegegnungen und Relikte. Dadurch hat man das Wichtigste auf einen Blick, falls die Spielenden mal gezielt Detailfragen stellen, auf die man nicht unbedingt sofort vorbereitet war. Ebenfalls ein nettes Gimmik: die Kith-Krit-Tabelle, die man in der Schachtel liegen lassen kann, um die Folgen eines kritischen Treffers zu erwürfeln. Das Buch der Handouts dient als Kopiervorlage für die Spielleitung.

Das Begleitheft für Spieler dient selbigen als Spielhilfe, in der Relikte und Kreaturen abgebildet sind und man Platz für Notizen hat. In der Mitte des 15-seitigen Heftes befindet sich zudem eine Hex-Karte, die von den Spielenden nach und nach ausgefüllt werden möchte…
Glossografie der Ythot ist quasi selbsterklärend: hier wird auf 15 Seiten alles zu den Ythot gesagt, ihre Lebensweise, ihre Langschiffe, Schätze und Relikte. Ähnlich verhält es sich mit dem „Almanach des Purpurplaneten“, wo sämtliche wichtigen Informationen für die Spielleitung hinterlegt sind, eine nähere Betrachtung der Kith (inkl. der Möglichkeit, diese als Spielercharaktere zu nutzen), den Kreaturen des Planeten, wichtigen Orten etc., kurz gesagt 70 Seiten geballtes Wissen.

Bleiben noch die Abenteuer: das 11-seitige „Flucht vom Purpurplaneten“ ist ein klassisches Trichter-Abenteuer, bei dem die Spielenden irgendwie auf den Purpurplaneten gelangt sind und nun von hier verschwinden wollen.
In „Die verschollenen Gräber der Alten“ geht es um fünf weitere Kurzsettings auf dem Purpurplaneten, die, wie der Name schon sagt, alle in Grabstätten stattfinden. Die Abenteuer sind auf vier bis acht Seiten heruntergebrochen und sollten sich allesamt prima für Oneshots eignen. Einziges Manko: nicht alle Abenteuer sind klassifiziert, die, die es sind, werden für 4-6 Spielende der Charakterstufe 4 empfohlen, und unserer Einschätzung nach dürften sich die anderen Abenteuer auch etwa in dem Bereich, vielleicht auch teilweise etwas höher, einsortieren lassen.
Herz der ganzen Box ist das Namen-gebende Abenteuer „Panik auf dem Purpurplaneten“, 34 Seiten Nervenkitzel, mit aufklappbaren Umschlagseiten, was die Wertigkeit gleich gefühlt erhöht und auch den praktischen Nutzen hat, dass man gleich zwei „Lesezeichen“ mitgeliefert bekommt… Die Spielercharaktere müssen in diesem Abenteuer versuchen, vom Purpurplaneten zu entkommen. Hierfür müssen sie bestimmte Artefakte sammeln, die sie allerdings alternativ auch für andere, sehr effiziente Gegenstände benutzen könnten. Hier muss man also abwägen, ob man sparsam mit den Ressourcen ist, um schneller nach Hause zu kommen, oder ob man einen Teil seiner Beute nutzt, um länger am Leben zu bleiben… Da die Spielenden keine Ahnung haben, wo sie sich befinden, müssen sie in diesem Hexcrawl-Abenteuer zunächst die Gegend auskundschaften…
Des weiteren haben wir „Der Fels erwacht“, ein Abenteuer für Stufe 4-Charaktere, „Die synthetischen Schwertkämpfer des Purpurplaneten“, ein Abenteuer für Stufe 5-Charaktere, sowie „Die Himmelsherrscher des Purpurplaneten“, ein Abenteuer für Stufe 6-Charaktere. Auf 23, 31 bzw. 35 Seiten gibt es hier in Heftform weitere Gefahren zu bewältigen. Diese können alternativ natürlich auch in die Geschichte von „Panik auf dem Purpur-Planeten“ eingewoben werden als Sidequests, um den Spielenden die volle Breitseite des Purpurplaneten zu bieten.

Am ehesten noch erinnert mich diese Box an die alten DSA-3-Kästen: Beschreibung eines komplett neuen Landstrichs, neue Kreaturen, andere Gepflogenheiten, unbekannte Kunstfertigkeiten und Artefakte… nur das hier kein Landstrich, sondern ein kompletter Planet vorgestellt wird in einer anderen Dimension. Auch die Flut an Abenteuern und Settings übertrifft die Erwartungen komplett. Wer das Dungeon Crawl Classics-System mag, der kommt an diesem Kampagnensetting mit Abenteuern nicht vorbei. Selten hat eine „Kampagne“ so viele neue Möglichkeiten geboten wie dieses hier. PANIK AUF DEM PURPURPLANETEN ist eigentlich auch weniger eine Kampagne als vielmehr eine komplett eigenständige Welt, die auf dem Basisregelwerk von Dungeon Crawl Classics aufbaut und mit diesem gerne auch vermengt werden darf. Mit den Grundregeln im Hinterkopf, ließe sich das komplette Kampagnensetting aber auch absolut autark spielen.