Mutant – Jahr Null: Genlabor Alpha (Uhrwerk Verlag / Free League)

„19.1.2278, 15:47, Tierversuch 766532413B. Testobjekt Cassius 09, Felis Sapiens. Das Testobjekt verstarb erneut auf dem Operationstisch. Die Überreste werden zur Konservierung und Dokumentation verschickt.
Während der großen Apokalypse floh die Menschheit in die Tiefen unterirdischer Enklaven. In Genlaboren versuchten Wissenschaftler, eine neue Spezies zu züchten, indem sie menschliche und tierische DNS verbanden. So erschufen sie ein Tier, das intelligent und stark zugleich war, um in der zerstörten Welt zu überleben. Die Enklaven sind gefallen – der Kampf der Tiere um ihre Freiheit hat jedoch gerade erst begonnen.
Mutant: Genlabor Alpha ist eine eigenständige Erweiterung zum preisgekrönten Rollenspiel Mutant: Jahr Null. Macht euch bereit für die (R)evolution der pezogenen Mutanten!
Inhalt:
– Neue Regeln, Rollen für SC, Fertigkeiten und Kräfte für Tiermutanten. Die Erweiterung enthält alle Regeln, die ihr zum Spielen braucht!
– Eine detaillierte Beschreibung von Paradise Valley, dem Gebirgstal, in dem die Tiere gefangen gehalten werden.
– Eine Beschreibung der geheimnisvollen unterirdischen Anlage, die das Labyrinth genannt wird, wo die Wächter hausen.
– Die vollständige Kampagne „Flucht aus dem Paradies“, in der die Spieler Tiere darstellen, die um ihre Freiheit kämpfen.
– Einzigartige strategische Spielregeln, mit denen die Spieler wirklich die Kontrolle über den Widerstand übernehmen und seine Missionen planen.
– Eine Übersicht, wie die mutierten Tiere durch die Zone reisen können, wenn sie entkommen, so dass sie sich den menschlichen Mutanten aus Mutant: Jahr Null anschließen.“

von Tomas Härenstam & Chris Birch
240 Seiten Hardcover ca. Din A 4

Fazit: Wir sind zurück in der Welt von Mutant: Jahr Null. Das Genlabor Alpha hat Tierversuche gemacht, bei denen das Ziel war, Tiere mit einem nahezu menschlichen Verstand zu erschaffen. Ganz offensichtlich waren die Versuche von Erfolgen gekrönt, denn anders ist nicht erklärbar, warum wir es hier mit insgesamt neun neuen “Tierarten“ zu tun bekommen, die wir als Spielende übernehmen können: Hunde, Katzen, Ratten, Bären, Affen, Kaninchen, Dachse, Echsen und Elche. Dabei sind diese Tierarten nur als Oberbegriffe zu verstehen (was spätestens bei Affen und Echsen klar sein dürfte), die eine ganze Tierfamilie umfassen, so könnten beim Hund genauso gut auch Füchse oder Wölfe gewählt werden.
Natürlich haben diese Tiere ihre ganz eigenen Mutationen und Talente, die denen der menschlichen Charaktere zwar ähneln, aber eben auch nicht gleichen. Um den menschlichen Charakteren auf Augenhöhe zu begegnen, haben die Tiere, je nach Gruppe, unterschiedliche Kräfte, die sie nutzen können, so können Kaninchen zum Beispiel unglaublich schnell reagieren und graben…

Im Genlabor haben alle Tierarten ihr eigenes Habitat und sollten sich normalerweise nicht über den Weg laufen, dafür sorgen Wachroboter, aber ab und zu gelingt es dann doch einzelnen Tieren, aus ihrem Bereich zu entkommen, und wer weiß, manchen mag sogar die Flucht aus dem gesamten Testgelände Paradise Valley gelingen.
Das Regelwerk umfasst auf den ersten 105 Seiten alles, was für die Spielenden relevant ist, von einer erklärenden Szenario-Einleitung über die Charaktergenerierung, Fertigkeiten, Talente, Tierkräfte, die in einer Tierwelt zwangsläufig anstehenden Konflikte und Traumata, bis hin zu einer Ortsbeschreibung vom Paradise Valley und seinen einzelnen Habitat-Orten.
Im Teil für die Spielleitung wird zunächst die Aufgabe der Spielleitung erklärt, also insbesondere die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn Tiere gespielt werden, und es wird die Hintergrundgeschichte zum Paradise Valley geliefert. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit den Beobachtern, Monstren und sonstigen Gefahren, die im Paradise Valley lauern.
Natürlich ist diese Anlage ursprünglich von Menschenhand erschaffen, also werden die Tiere auch überall auf “Artefakte“ stoßen, Relikte der Menschen, mit deren Umgang die Tiere nicht geübt sind, durch Zufall aber die beabsichtigte Funktionsweise herausfinden und erlernen können.

Zu guter Letzt wartet auf die Spielgruppe das Abenteuer “Flucht aus dem Paradies“, bei dem die Tiercharaktere mehr über ihre Herkunft herausfinden und beschließen, Paradise Valley zu verlassen. Dass dies nicht so ohne weiteres möglich ist, und dass es außerhalb der Umzäunung ganz andere Gefahren gibt, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen, dürfte klar sein.

Die einzelnen Tierarten sind allesamt gut ausgearbeitet, vor allem überrascht das ziemlich gute Balancing zwischen den einzelnen Gattungen. Paradise Valley ist ausreichend beleuchtet und lässt für die Spielleitung eigentlich keine Fragen offen, die Kampagne ist ebenfalls toll ausgearbeitet. Das für Mutant: Jahr Null typische “Arche“-Prinzip wird hier ein wenig ausgehebelt, weil die einzelnen Tiere ihr eigenes Habitat bereits haben, aber das heißt ja nicht, dass diese Problemstellungen nicht später, nach erfolgter Flucht, trotzdem auf die Charaktere warten. Vor allem dürften die ersten Begegnungen mit Menschen in der Außenwelt für sehr spannende Rollenspiel-Momente sorgen. Wenn man dann noch die Roboter aus Mechatron dazu nimmt, hat man eine unglaubliche Breite an Möglichkeiten, wie die einzelnen Charaktere miteinander interagieren können. Eine absolut empfehlenswerte Erweiterung für das Grundregelwerk von Mutant: Jahr Null.