„Blind ist die Nacht“ – Ein Nachmittag mit dem „Weltenweber“ Henrik Haumann

Sind bezahlte Dungeon Master ihr Geld wert? Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen. Durch eine glückliche Fügung und ein Gewinnspiel vom „Interessenverband Fantasy Science Fiction“ bin ich in den Genuss gekommen, das Abenteuer „Blind ist die Nacht“ aus der Feder von und geleitet durch Henrik Haumann, den „Weltenweber“, zusammen mit drei weiteren gespannten Abenteurern zu erleben.


Gespielt wird ein Oneshot in D&D5, angesiedelt an der Schwertküste, Sprachkanal ist die Plattform Whereby, gespielt an sich wird über Foundry. Der Schurke Hadrathus, der Magier Olius, der Barde Arin Farfoot und der Paladin Bothor machen sich in einer regnerischen Nacht in eine Schenke auf, um dort zu trocknen, etwas zu essen und die Nacht endlich einmal gemütlich zu verbringen. Doch natürlich kommt alles anders als erwartet, und so befinden sich die vier Helden ganz schnell in einer Situation, die unverzügliches Handeln erforderlich macht…
Tiefer will ich gar nicht in die Handlung eindringen, denn schließlich ist das Henriks täglich Brot (bzw. sein gelegentlicher Zuverdienst, denn davon leben kann er bislang noch nicht).


Souverän führt der Weltenweber die Gruppe durch das Abenteuer, geht auf individuelle Wünsche ein, und auch im Bereich Pacing hat er die Zügel in der Hand und weiß, wie er die Charaktere durch die Geschichte leitet, ohne dass man das Gefühl bekommt, Railroading zu erfahren oder keinerlei freie Entscheidungen zu haben. Es gibt kurze Kämpfe, Rätsel, Fallen, Interaktion mit NPCs, sprich: jeder einzelne Charakter bekommt sein Spotlight und darf in bestimmten Situationen glänzen.
Ganz besonders fängt Henrik an, als Dungeon Master zu glänzen, wenn es darum geht, seine zumindest dem ersten Anschein nach recht ausgefeilten NPCs mit Leben zu füllen. Hier bekommt man das Gefühl vermittelt, dass man es mit “echten“ Figuren zu tun hat, und keine der Figuren erscheint auf den ersten Blick nebensächlich oder unwichtig.
Nach etwas mehr als drei Stunden ist das Abenteuer bestritten. Es gab zwar noch ein paar Abzweigungen, die die Gruppe nicht ausgetestet hatte, vom Timing her passte das aber so, andernfalls wäre es nach hinten raus vermutlich eng geworden…

Bleibt noch die Frage nach dem Fazit: Hat sich das alles “anders“ angefühlt, als die Spielrunden, die man regelmäßig besucht? Zwar hat jeder DM seinen eigenen Stil, aber gewisse Gemeinsamkeiten gibt es dennoch. Insofern muss die Antwort fairerweise lauten: Nein, es hat sich nicht anders angefühlt. Bevor hier aber falsche Schlüsse gezogen werden: ich selbst spiele in zwei festen Runden mit jeweils festem Meister, beide unterscheiden sich ziemlich stark in der Art und Weise, wie sie meistern, aber beiden würde ich das Prädikat “wertvoll“ bescheinigen (liebe Grüße an dieser Stelle an Toni und Christian). Wenn ich also sage, es hat sich nicht anders angefühlt, so ist das keinesfalls eine Herabwürdigung: Henrik hat es geschafft, vier sich völlig unbekannte Personen innerhalb von etwas mehr als drei Stunden durch ein Abenteuer zu leiten, sodass hinterher alle froh und glücklich waren. Und dies geschah in gewisser Weise “mühelos“. Natürlich hat dies auch stark mit der Gruppenkonstellation zu tun, und die war aus meiner Sicht absolut harmonisch, sodass ich mir vorstellen könnte, in dieser Runde auch häufiger noch einzelne OneShots zu spielen (für mehr reicht dann die freie Zeit einfach nicht).

Für wen eignet sich also der bezahlte Dungeon Master? Ich denke, dass eine Spielrunde, die mit rotierender Spielleitung spielt, grundsätzlich erst einmal gut ohne auskommen. Hat man allerdings eine feste Spielleitung, ist dies eine tolle Möglichkeit, auch dieser einmal die Chance zu geben, als Spieler*in tätig zu werden. Natürlich kann es auch bereichernd sein, sich einfach mal anderweitig inspirieren zu lassen.
Insbesondere sehe ich bezahlte Spielleitungen aber als perfekte Lösung an, wenn es darum geht, einmal in ein neues System reinzuschnuppern. Ein kurzer OneShot, der gut vorbereitet ist und bei dem man sich nicht selbst direkt in die Regeln einarbeiten muss? Wo einem die Charaktere vorab erstellt werden? Man muss sich einfach nur hinsetzen und kann sich komplett auf das Spiel konzentrieren? Klingt doch super, oder?

Ich kann Henrik Haumann jedenfalls auf der Grundlage meiner gemachten Erfahrungen uneingeschränkt weiterempfehlen. Ein freundlicher, aufgeschlossener Kerl, der gut vorbereitet durch die Spielsession leitet und eine gute Immersion erzeugt. Regelsicher kann er auf jede Situation souverän reagieren und schafft es, dass das Rollenspiel auf am Rechner nicht zu einem „taktischen Computerspiel“ wird. Vielen Dank an ihn und meine drei Mitstreiter Sascha, KaJo und Michael, und natürlich an den Interessenverband Fantasy und Science Fiction, der dies überhaupt erst möglich gemacht hat. Wer sich über den Verband oder die Arbeit von Henrik Haumann informieren möchte, kann dies gerne hier tun:

Interessenverband Fantasy Science Fiction

Der Weltenweber