CY BORG (Free League Publishing/Stockholm Kartell)

„Nano-verseuchtes Weltuntergangs-Rollenspiel über kybernetische Außenseiter und Punks, die gegen eine unerbittliche Konzernhölle wüten. Mörk Bork gehacked“

Din A5 Hardcover, 162 Seiten
von Christian Sahlén & Johan Nohr
basierend auf den Regeln von Mörk Borg von Pelle Nilsson

Fazit: Die freie Lizenz zu Mörk Borg hat schon so manches interessante Output geliefert, wir berichteten vor Kurzem zum Beispiel über Pirate Borg, wo sich das Setting quasi aufgedrängt hat. Bei CY BORG war es vermutlich eine Schnapslaune, die zu der Idee führte, CY BORG ins Leben zu rufen. Der Titel ist einfach prädestiniert dafür, und auch das pseudo-chaotische Layout ist nahezu perfekt geeignet für ein Cyberpunk-Setting. Aber wie bekomme ich das Feeling eines Mörk Borg in eine kybernetische Welt?

Im ersten Kapitel wird die Welt von CY BORG präsentiert. Statt der Prophezeiungen gibt es hier verhängnisvolle Nachrichten, die alle 24 Stunden im Netz von CY BORG geteilt werden. Auch hierbei verwendet man eine Zufallstabelle, bemüht sich allerdings, dass die Charaktere in den jeweiligen Problemstellungen persönlich abgeholt werden. Da die Tabellen mit 2W6 gewürfelt werden, ergeben sich 36 Nachrichten, die unterschiedlich starken Einfluss auf das Spiel nehmen werden. Zum Beispiel könnte ein Solarsturm sämtliche Kommunikation, die neuer als ein antikes Funkwellenradio ist, vollkommen unterbinden. Eine Katastrophe für die Welt von CY BORG. Die ultimative Nachricht setzt, wie bei Mörk Borg auch schon, dem gesamten Szenario ein absolutes Ende, und man muss sich ggf. neue Charaktere erstellen.

Kapitel zwei mit dem Charakterbau etc. ist ebenfalls an das Original angelehnt, es gibt jede Menge Tabellen, auf die gewürfelt werden muss, um Dinge wie Kreditrahmen, nützliche Dinge, Waffen, Rüstungen etc. zu ermitteln. Einem Cyberpunk-Setting gebührend gibt es natürlich auch Körpermodifikationen, Nano-Kräfte etc., sodass ihr euch schnell und unkompliziert in eine Figur verwandeln könnt, die absolut stimmig in diese Welt passt.
Kapitel drei befasst sich komplett mit den Gegnern in der Welt von CY BORG. Auch hier ist alles vertreten von Konzern-Einheiten über verrückt gewordene Freaks, Mechs, veränderte Bestien etc.
Das vierte Kapitel befasst sich mit allen möglichen Arten von Daten, hier werden Zufalls-Konzern-Namen erwürfelt, es gibt einen vollumfänglichen Missionsgenerator mit zusätzlichen Komplikationen etc., wer also CY BORG im Rahmen eines Interims-Spiels einsetzen will, als kurzweiligen OneShot, oder wer einfach keine Zeit hat, sich lang in Kampagnenbücher einzulesen oder selbst eigene Ideen auszuarbeiten, der findet hier auf ein paar Seiten eine nahezu perfekte Vorlage, sich eine eigene Story zusammen zu würfeln.
Zu guter Letzt gibt es noch ein Einführungsabenteuer mit dem Titel „Lucky Flight Takedown“, bei dem ihr euch direkt in die Welt von CY BORG stürzen könnt. Ein kurzer Index rundet das Buch ab.

Das chaotische Design der BORG-Bücher ist Fluch und Segen zugleich: Es gibt kaum tollere Bücher, um darin herumzublättern, sich von den Design-Ideen erschlagen zu lassen und immer wieder darüber zu staunen, wie abgefahren man ein Rollenspiel-Buch gestalten kann. Allerdings ist es umgekehrt auch ein Graus, wenn man „mal eben schnell“ etwas heraussuchen muss, eine Regel nachblättern oder einen bestimmten Aspekt, auf den man vor ein paar Minuten gewürfelt hat, noch einmal finden muss. Hier scheiden sich sicherlich die Geister. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf weitere Veröffentlichungen im BORG-Universum!